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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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…«
    »Ich glaube, es geht dir gerade nicht so gut. Und Emma geht bald ins Bett.«
    »Willst du mich anbaggern?«
    Er lachte wieder sein Lachen, jetzt aber ein wenig leiser. Sein einer Vorderzahn stand ein ganz klein wenig schief.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Du kommst einfach so hereingeplatzt, schlingst das Essen runter, und ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich dich nur ansehe, und … übrigens war ich es, der Emma dazu überredet hat, dir die Mail zu schreiben, nachdem sie mir erzählt hatte, dass du Geburtstag hattest und dass niemand kommen würde. Jetzt fang bitte nicht wieder an zu weinen.«
    »Nur ein kleines bisschen. Das dauert nicht lange.«
    Er holte eine Rolle Küchenpapier und gab sie ihr, sie hatten einander noch nicht berührt, sie hatten sich nicht einmal die Hand zur Begrüßung gegeben.
    »Ich bin total verrückt, du willst gar nichts mit mir zu tun haben«, warnte sie.
    »Wieso denn verrückt?«
    »Total durchgeknallt. Das kann ich dir sagen. Du musst es mir glauben. Total durchgeknallt.«
    »Erzähl mir von dem Todeskram. Todesanzeigen?«
    »Ich dürfte gar nicht hier sein. Müsste in meinem Bett liegen«, jammerte sie. »Und mich volldröhnen. Mir mit einem Hammer auf den Kopf hauen.«
    »Der Todeskram. Erzähl bitte.«
    »Wenn ein Promi stirbt, müssen Text und passende Fotos parat liegen. Die sterben wie die Fliegen. Führen ein hartes Leben. Und die Zeitungsleser erwarten praktisch am nächsten Tag eine Sonderbeilage. Hast du noch mehr von dem Brot? Verdammt, was hatte ich für einen Hunger.«
    »Wenn Emma dich jetzt gehört hätte, wären das fünf Kronen ins Schwein.«
    »Jesus Christus.«
    »Noch fünf Kronen.«
    »Wer bist du eigentlich?«
    »Ein guter Menschenkenner. Und dir geht’s schlecht.«
    Sie erwiderte seinen Blick, und ihr wurde klar, dass sie im ganzen Gesicht Krümel hatte, er lachte sein Lachen, aber ohne den Kopf in den Nacken zu werfen, er lachte es nur für sie, damit Emma nicht wieder angelockt werden würde.
    »Total verrückt. Und dann einfach hier zur Tür herein. Ingunn …«
    »Du darfst meinen Namen nicht sagen. Dann heul ich sofort wieder los.«
    »Hier ist noch Brot. Focaccia. Das ist ziemlich salzig. Aber so gehört sich das. Du kannst das Meersalz oben abkratzen, wenn du willst …«
    »Ich glaub, ich nehm doch ein bisschen Wein.«
    »Bist du sicher?«
    »Nein. Aber ich kann eine SMS schicken und sagen, dass ich morgen zu Hause bleibe. Kann doch sagen, dass ich den Todeskram von zu Hause erledige. Und dann nehme ich nachher ein Taxi nach Hause. Den Wagen kann ich ja morgen abholen.«
    »Ist bestimmt eine gute Idee. Vielleicht kann ich auch zu Hause bleiben. Und sagen, dass ich mit Todeskram beschäftigt bin.«
    Sie wechselten Blicke.
    »Was geht hier eigentlich gerade vor sich?«, fragte sie.
    »Das Schicksal vielleicht. Wir sind beide frank und frei.«
    »Diesen Ausdruck hab ich noch nie kapiert. Wer ist eigentlich dieser freie Frank? Es tut so gut, hier zu sitzen, hier zu sein. Tom. Tom Ingulsen heißt du. Steht auf dem Briefkasten. Den habe ich überprüft.«
    »Jetzt weinst du ja schon wieder.«
    »Zum Glück habe ich wasserfeste Wimperntusche.«
    »Und ich habe alles von dir in der Zeitung gelesen. Du bist fleißig.«
    »Stimmt genau. Fleißig. Hast du was von Wein gesagt? Hast du Weißwein? Ich muss gleich noch unbedingt eine Kollegin anrufen, die heute eine Abtreibung hatte. SMS ist da nicht genug.«
    Er räumte den Küchentisch ab, stellte alles in die Spülmaschine, legte die Zeitungen am Ende des Küchentisches aufeinander und nahm einen Weinkarton aus dem Kühlschrank, während sie mit Tonje telefonierte. Er bewegte sich ganz leise, um das Gespräch nicht zu stören, obwohl sie genauso gut auf die Treppe hätte hinausgehen können, um zu reden. Aber das tat sie nicht. Sie hatte Angst, dass sie dann auf die Idee kommen würde zu gehen. Vielleicht hatte er die auch. Sein Rücken war breit und die Muskeln deutlich unter dem T-Shirt zu sehen, seine Nackenhaare lagen verschwitzt und in Strähnen auf dem Kragen.
    »Aber bleib bloß ein paar Tage zu Hause. Das Bluten hört bald auf. Nein, außer Anja und mir weiß es niemand. Sorg dafür, dass dir warm ist, setze dich vor den Fernseher, denk nicht so viel nach, du hast das Richtige getan, Liebes. Und wir sehen uns am Mittwoch, okay? Und keinen Alkohol trinken.«
    Als sie auflegte, drehte er sich um und sah sie an.
    »Damit kennst du dich aus«, sagte er.

75
    »Das ist ungerecht. Das ist einfach so

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