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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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gestoppt?«
    »Nein.«
    »Dann sagen wir, dass es zwanzig waren. Sie geht mir da immer voll auf den Leim.«
    »Du hast so ein Glück, dass du sie hast.«
    »Und noch dazu dich in meiner Küche. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel.«
    »Schöner Blitz. Ich krieg doch gleich meine Tage. Fürchte ich.«
    »Du bist unmöglich.«
    »Ja, da hast du recht. Aber dafür kochst du unglaublich gutes Resteessen.«
    »Ich sage ihr, dass sie Glücksstern mit ins Bett nehmen darf, dann gehen wir auf Nummer sicher.«
    Wir.
    Sie trank drei lange Züge aus ihrem Weinglas.

77
    War das jetzt der richtige Moment zur Flucht? Während er mit Emma beschäftigt war? Der süße Geruch der Decke, das mussten Himbeeren sein und ein wenig Menthol. Seine Frau war gestorben, als sie seiner Tochter das Leben geschenkt hatte, das war kein Mann, den sie …
    »Wie alt bist du, Ingunn?«, fragte er, ehe sie sich die Sache noch weiter überlegen konnte.
    »Hat Emma das nicht gesagt? Nein, vielleicht hab ich nicht erwähnt, wie alt ich werde. Schläft sie?«
    »Ja.«
    »Ich bin jetzt neununddreißig.«
    »Und du hast keine Kinder? Das hat Emma erzählt.«
    »Nein, das hab ich weggeworfen. Nichts daran stimmte. Raus damit.«
    »Queen of fucking everything, ja?«
    »So kann man das wohl sagen, ja. Kannst du nichts anderes einlegen? Ich werde so traurig, wenn ich den höre und an die Scheune und den Kehlkopfkrebs und so denke.«
    »Was willst du denn hören?«
    »Hast du was von Madrugada?«
    »Ja, allerdings. Industrial Silence . Majesty ist eins von meinen Lieblingsstücken. Aber wenn man sie hört, wird man auch nicht fröhlicher.«
    »Majesty ist nicht auf dem Album Industrial Silence . Sondern auf Grit .«
    »Okay, spielen wir hier Show Off?«
    »Verzeihung«, sagte sie. »Nein, nix mit Verzeihung. Das ist mein Job. Aber Strange Colour Blue ist darauf. Der übertrifft Majesty um Längen, wenn du mich fragst.«
    Er stand nur einige Meter von ihr entfernt, aber sie drehte sich nicht zu ihm um.
    Und ganz plötzlich war es still im Zimmer, obwohl Levon Helm noch immer sang. Er trat hinter ihren Stuhl, legte seine Handflächen an ihre Schläfen und sagte: »Wer bist du eigentlich?«
    »Leg Madrugada ein, dann verrat ich es dir«, sagte sie.
    Er ließ sie los und legte Madrugada ein, dann kam er zurück, legte die Hände wieder an die gleiche Stelle, wie wunderbar, dass er begriffen hatte, dass er sie nicht zwingen durfte zu erzählen!
    »Ich bin … ziemlich einsam, glaube ich. Und darüber habe ich erst in letzter Zeit angefangen nachzudenken. Es ist ein sehr seltsames Gefühl, denn ich liebe mein Leben allein. Und wenn ich mich so höre, dann kann ich nicht glauben, dass ich das gerade sage. Wenn du also wissen willst, wer ich bin, dann sind wir schon zwei. Ich möchte das nämlich auch gerne wissen. Und ich …«
    Er schenkte ihr nach, kleckerte ein wenig auf den Kiefernholztisch und legte dann die Hände zurück an ihren Platz.
    »… durchaus Profi. Mache meine Arbeit gut. Bin Perfektionistin. Kann es nicht ertragen, mich zu blamieren. Will den Überblick haben. Kriege schreckliche Angst, wenn ich den Überblick verliere. Und im Moment habe ich das Gefühl, dass ich den Überblick verloren habe. Und deshalb fühle ich mich sehr unsicher.«

78
    Er setzte sich ihr gegenüber, auf die andere Seite des Tisches, legte die ganze Rolle Küchenpapier vor sich auf den Tisch und ließ sie nicht aus den Augen, sie aber wandte den Kopf ab.
    »Hat Emma die Essdeckchen gemacht?«
    Er nickte. »Im Kindergarten. Sie schläft jetzt.«
    Sie zog die Himbeerdecke fester um sich.
    »Ich nehme jetzt ein Taxi nach Hause und hole morgen das Auto«, sagte sie.
    »Ich habe noch nie ein so kleines Mädchen wie dich kennengelernt, das so erwachsen ist.«
    »Ich verdiene im Jahr über siebenhunderttausend.«
    »Noch haben wir einander nicht angefasst.«
    »Du hast meine Schläfe berührt. Vielleicht bist du ein Heiler mit warmen Händen, warm waren sie jedenfalls. Aber du könntest auch ein Vergewaltiger sein.«
    »Ganz bestimmt.«
    »Ich habe einen Dobermann von zweiundsechzig Kilo, der alle umbringt, die den Schnabel aufreißen.«
    »Du hast doch gesagt, du hast keine Ahnung von Hunden.«
    »Von Hunden, nein. Aber von Dober MÄNNERN . Der gehört meinem Nachbarn, das ist alles. Krieg ich noch etwas Wein? Und erkläre mir bitte, erkläre mir, warum ich hier bin.«
    »Ich habe keine Ahnung, warum du hier bist, aber ich weiß, dass ich es phantastisch finde, dass du hier bist. Ich

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