Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
Vom Netzwerk:
draußen! Er ist so tüchtig. Er ist der tüchtigste Hund auf der ganzen Welt! Was hast du denn für Geschenke gekriegt?«
    »Ich habe … ein Buch und eine Flasche Parfüm. Und Blumen.«
    »Und DAS HIER kriegst du von mir!«
    Emma sprang auf das Sofa und hielt die Zeichnung hoch. Glück war ein triefnasser Lappen, der von einer Frau mit Pferdeschwanz und roter Hose aus dem Wasser gehoben wurde, darüber stand in einer Sprechblase: »Er lebt!« Die Stöcke waren zwei schwarze Striche zwischen den Steinen, mit überdimensionalen Schlaufen.
    »Das bist du. Und Glücksstern!«, sagte Emma.
    »Tausend Dank, das rahm ich mir ein. Ich freu mich sehr darüber!«
    Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte ihr ein Kind eine Zeichnung geschenkt, sie durfte jetzt bloß nicht weinen, ganz oben stand: HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH INGUN UND WEIL DU GLÜCKSSTERN GEREDTET HAST .
    »Er ist doch gar nicht bis zum Wasser gekommen«, warf sie ein.
    »Nein! Genau. Weil du ihn gerettet hast. Aber als ich das Bild gemalt habe, hatte ich wieder solche Angst, und deshalb ist es so geworden. Findest du es schön?«
    »Es ist ganz phantastisch.«
    Und dieses Kind hatte sie für einige wenige Sekunden aus purer Eifersucht gehasst, und da stand sie jetzt, in ihrem Zuhause, in ihrer Intimsphäre. Sie war nüchtern. Der Audi wartete auf sie, wartete auf das Schlüsselsignal, damit er listig mit seinen orangenen Lichtern zwinkern und ihr Geborgenheit und Schutz sein könnte.
    »Ich lege es in die Diele. Damit du es nicht vergisst«, sagte Emma.
    »Das vergesse ich bestimmt nicht«, sagte sie. »Tausend, tausend Dank.«
    »Und jetzt die Hausaufgaben«, sagte er. »Setz dich ins Wohnzimmer, dann geh ich mit Ingunn in die Küche, damit wir dich nicht stören.«
    »Oooh … wir haben doch einen Wochenplan, da brauch ich doch nicht …«
    »Doch, das brauchst du. Du weißt, wie der Donnerstagabend wird, wenn du nicht …«
    »Ja, ja, schon gut.«
    Die Küche war wie eine kleine Höhle aus grünen Topfpflanzen unter niedriger Decke und in großem Chaos, von hier kamen die vielen Gerüche.
    »Hast du Hunger?«, fragte er.
    »Glaub schon.«
    »Wir haben noch ein paar Nudeln. Ich brat sie mit Zwiebeln und Schinken, okay?«
    »Das ist doch nicht nötig … ich wollte bloß …«
    »Jetzt setz dich schon. Alles in Ordnung.«
    Sie hatte heute noch nicht einmal Lust auf ein Brot mit Makrele in Tomatensoße gehabt oder auf dunkle Schokolade. Als er ihr den Rücken zukehrte, um Parmesan zu reiben, brach sie in Tränen aus. Er fuhr herum.
    »Weinst du?«
    »Nein, ich …«
    »Natürlich weinst du. Ich weiß nicht, was … Soll ich irgendjemanden anrufen, oder …?«
    »Ist schon gut. Ich bin nur müde. Und es ist so schön, hier zu sein. Ich weiß auch nicht. Du musst mich ja für eine Vollidiotin halten. Ich kriege vermutlich nur meine Tage.«
    Er warf den Kopf in den Nacken und lachte so laut auf, dass Emma mit einem Bleistift in der Hand angestürzt kam, gefolgt von Glück.
    »Was ist los?! Warum LACHST du so laut, Papa? Was ist denn los?«
    Die dünne Mädchenstimme klang plötzlich schrill in ihren Ohren.
    »Erwachsenenkram, Herzchen. Die Hausaufgaben warten!«
    »Es qualmt da ganz schön in der Bratpfanne!«, sagte sie.
    »Oh, verdammt«, rief er.
    »Fünf Kronen ins Schwein. Aber sofort«, sagte Emma.
    Er fischte einige Münzen aus der Hosentasche und gab sie Emma, während er die dampfende Bratpfanne unter den Wasserhahn hielt.
    »Wir versuchen es noch einmal«, sagte er. »Neues Öl. Gut, dass ich die Nudeln noch nicht reingekippt hatte.«

74
    Sie saß vornübergebeugt und aß hektisch, sie wusste, dass sie es später bereuen würde, diese Körperhaltung beim Essen war alles andere als feminin, aber sie konnte nicht anders, es schmeckte so gut.
    »Es sind nur Reste«, sagte er, setzte sich zu ihr und betrachtete sie. Sie war durch den Regen gegangen, ihre Haare klebten ihr wahrscheinlich platt am Kopf. Quicklebendig und ohne Wimperntusche.
    »Mein lieber Herr Gesangsverein, schmeckt das gut!«, sagte sie.
    »Das liegt am Öl. Gutes Olivenöl, und jedes Essen wird gut. Auch Reste. Und du möchtest keinen Wein dazu?«
    »Bin doch mit dem Auto da.«
    »Stöcke und Auto. Wann musst du morgen zur Arbeit?«
    »Kommt drauf an. Auf meine Verfassung und so. Ich schreibe die nächsten Tage nur Todeskram.«
    »Todeskram? Meine Güte. Ich arbeite unten am Hafen, im Pirsentret, aber ich kann dich gern zur Arbeit fahren.«
    »Soll ich hier übernachten? Aber ich wollte doch nur

Weitere Kostenlose Bücher