Die Liebesfalle
Schlimmeres?«
»Haben Sie mit irgendjemandem darüber gesprochen?« Er nahm sie bei den Schultern. »Haben Sie mit Stanhope darüber gesprochen?«
»So gerne ich Sie lehren würde, welche Fallstricke es birgt, die Talente Ihrer Liebhaberin auszunutzen – ich muss gestehen, dass ich weder Sie noch mich, noch unsere Affaire so wichtig nehme, wie das Wohl meines Landes.« Sie erklärte klipp und klar: »Würden Sie jetzt bitte meine Schultern loslassen?«
Er ließ sie los, und sie hasste sich dafür, seine Berührung zu vermissen. Er stand da, seine Finger strichen über sein Kinn, beobachtete sie, erwog, was sie entgegen ihres Abstreitens wusste, überlegte, wie er die Situation zu seinen Gunsten wenden konnte. Sie konnte beinahe die Zahnräder in seinem Kopf ineinander greifen sehen und dachte, dass sie sich über das nahende Ende dieser Szene freuen müsse.
Abwesend sagte er: »Die Verweildauer eines Operationsleiters ist kurz, denn er wird früher oder später enttarnt. Offensichtlich ist meine Identität nicht länger geheim. In Anbetracht von Stanhopes Verrat befindet sich meine Familie in Gefahr. Ich habe den Posten an den nächsten Kameraden übergeben. Das Londoner Büro wird jemand anderen mit Mittelasien betrauen. Ich werde nicht erfahren, wen.«
Sie hätte zynisch darüber nachdenken können, ob er ihr dies mitteilte, weil er immer noch ihre Loyalität in Zweifel zog, doch sie entschied, die Information für bare Münze zu nehmen. »Um der Kinder willen bin ich sehr erleichtert.«
»Aber ich weiß nicht mehr ein noch aus. Wenn Sie meine Tätigkeit kannten und Ihre Rolle darin verstanden haben und trotzdem gestern Nacht zu mir gekommen sind … warum sind Sie dann so wütend auf mich? Ich möchte Sie heiraten!«
Es sah aus, als glaubte er, sie müsse in Freudensprünge ausbrechen angesichts dieser Aussicht… jeden Morgen in seinen Armen zu erwachen, tagsüber mit ihm zu reden, seine Kinder in ihren Armen zu wiegen.
Wütend über ihre eigene Schwäche schüttelte sie die Versuchung ab. »Nein!« Sie stand auf, ein mühseliger Akt, da sie ihre Glieder zwingen musste, sich endlich zu rühren. »Ich lehne Sie nicht wegen Ihres Auftrags ab. Ich lehne Sie ab, Garrick Throckmorton, weil Sie ein Lügner sind.«
»Wenn ich es sein muss«, gab er bereitwillig zu, »aber ich wüsste nicht, wann ich Sie angelogen hätte.«
Ihr wurde noch einmal schwindelig und sie musste sich am Stuhl abstützen. »Ein Lügner der aller widerlichsten Sorte. Ich verstehe, dass Sie mich wegen Stanhope angelogen haben. Sie hatten ein Komplott geschmiedet, um unserem Land zu hützen und unseren Feinden zu schaden. Aber Sie haben auch gegen mich ein Komplott geschmiedet.«
Er wurde kühl, distanziert und wachsam, als er sagte: »Komplott scheint mir keine angemessene Bezeichnung.«
»Fahrkarten nach Paris. Ein jährliches Einkommen.« Sie beobachtete ihn ganz genau.
Für einen Augenblick schossen seine Augenbrauen in die Höhe. Dann glättete er jede Spur von Emotion aus seinem Gesicht. Er wurde zu einer denkenden Maschine.
Sie wollte keine Maschine heiraten. »Ich bin die Gärtnerstochter«, sagte sie. »Ich bin die Gouvernante. Als ich Ihnen bei dem Plan zu Ellerys Heirat in die Quere gekommen bin, hätten Sie mich auf die Akademie der Gouvernanten zurückschicken können. Sie hätten mir die Leitung des Hauses verweigern können. Sie hätten alles Mögliche tun können, anstatt zu versuchen, mich zu verführen.«
In übertrieben vernünftigem Ton sagte er: »Ich hätte meinen Gärtner verloren. Ellery wäre außer sich gewesen.«
»Und ich wäre frei und tugendhaft geblieben. Ah, aber ich vergaß – ich bin ja nicht so wichtig wie der Zustand der Throckmortonschen Gärten oder das Wohlbefinden Ihres jüngeren Bruders.« Ihre Füße und Hände prickelten, als das Blut hineinschoss und sie schmerzhaft zum Leben er-weckte. Sie befürchtete, Garrick anzusehen und mit ihm zu sprechen, könnte denselben Effekt auf ihre Gefühle haben.
»Es war nicht gut. Ich gebe es zu. Aber es war keine Lüge, technisch gesehen. Ich biete Ihnen Wiedergutmachung.«
»Nein.« Sie sah auf ihre Hände hinab, die sich ballten. »Sie bieten eine Heirat an.«
»Welche andere Entschädigung erwarten Sie denn von mir?«
»Hm.« Sie ging zu seinem Schreibtisch, öffnete die Schublade und nahm die rotsamtene Börse mit dem Schnürverschluss heraus. Sie betrachtete sie, bedachte ihren Inhalt, wusste, dass sie die Fahrkarten und die Bankanweisung
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