Die Liebesfalle
unvermeidlichen Mr. Throckmorton und dessen hoch gewachsene, düstere Strenge. Aber mit dem richtigen Ansporn,
ihrem
Ansporn, würde Ellery von jetzt an herrschaftlich sein.
Sie raffte die Röcke, wirbelte im Kreis herum und ließ sich von Glückseligkeit überfluten.
Ja, Ellery würde der Zauberer sein, der allen Fallstricken entging; dafür hatte sie gesorgt. Heute Nacht würde er in ihre Arme fliehen und nichts würde das Glück zerstören können, jung zu sein, verliebt und nach vier langen Jahren des Exils endlich wieder zu Hause.
Sie fand sich in einem der Bänder aus Mondlicht wieder und schaute zur Tür hinüber. Ellery musste erst noch in den Ballsaal kommen, also gab sie sich ihren Erinnerungen hin. Sie ging ein Stück zurück, nahm Anlauf und schlitterte auf lederbesohlten Schuhen bis zum Fenster hinüber. Lachend drehte sie sich um und marschierte zurück, lief wieder an und schlitterte in selbstvergessenem Vergnügen über das Parkett.
Und wenn Ellery sie dabei erwischte? Celeste wusste nur zu gut, wie sie wirken musste: jung, sorglos und bezaubernd. Was war schon dabei, beim Herumtollen erwischt zu werden? Vom hölzernen Boden stieg ein Geruch von Bienenwachs auf und durch das Fenster kam das süße Aroma der nachtblühenden Niktonia vom Garten herein und erfüllte den Raum mit seinem Duft.
Als plötzlich eine hoch gewachsene Gestalt in der Tür erschien und den schwachen Kerzenschimmer aussperrte, der vom Gang hereingefallen war, hielt Celeste mitten in ihrer Rutschpartie inne. Mit einem Blick erfasste sie den Mann in der strengen Kleidung eines Gentleman, der in etwa Ellerys Größe und Figur hatte. Sie hatte sich ausgemalt, wie Ellery lachend auf sie zukam und sie mit einem Kuss begrüßte. Doch als der Bursche sich räusperte, war klar, dass es nicht Ellery sein konnte. Ellery hätte sie niemals in solch einem Tonfall angeräuspert.
Sie starrte durch die Dunkelheit zur Tür.
Zwei Champagnergläser in der Hand trat Mr. Throckmorton aus dem Schatten ins Mondlicht und lächelte sie sonderbar an. »Ich bin ganz genauso über den Boden geschlittert«, sagte er. »Auch wenn ich schon jahrelang nicht mehr daran gedacht habe.«
Celeste schwankte zwischen Fassungslosigkeit – weil nicht Ellery erschienen war – und Skepsis, weil es kaum vorstellbar war, dass Mr. Throckmorton in seinem ganzen ernsthaften Leben auch nur ein einziges Mal einen Strahl aus Mondlicht entlanggeschlittert sein sollte.
Er schlenderte auf sie zu und blieb eine Armlänge entfernt stehen.
Celeste stand einfach nur da, das Kinn trotzig in die Luft gereckt, den Rücken verdutzt gestrafft. »Wo ist Ellery?«
»Ellery hat mich hergeschickt.« Throckmorton hielt ihr eines der Gläser hin. »Er kämpft mit einem Ausschlag.«
Verunsichert nahm Celeste das Glas entgegen. »Einem Ausschlag?«
»Er hat wohl etwas gegessen, das ihm nicht bekommen ist.«
»Etwas gegessen, was ihm nicht bekommen ist?« Ihr kam ein Verdacht und sie zog die Augenbrauen zusammen, während sie Mr. Throckmorton studierte. »Ellery hat
Erdbeeren
gegessen?«
»Normalerweise nimmt er sich besser in Acht. Aber heute Abend schien er allzu sehr in Eile gewesen zu sein.«
In Eile. Natürlich. Weil er sie hatte treffen wollen. »Waren die vielleicht in diesem -« Ihr fiel abrupt wieder ein, dass sie gar nichts von Frau Wielands dummem Dessert hätte wissen dürfen, also wechselte sie schnell das Thema. »Der arme Ellery! Wird er sich denn bald wieder erholen?«
»Sicher.« Mr. Throckmorton lächelte in sein Glas. »ja, ich denke, das wird er.«
Sie lief einen Schritt auf die Tür zu. »Braucht er vielleicht -«
Mr. Throckmorton trat ihr in den Weg. »Nein. Er braucht überhaupt nichts. Er ist gut versorgt und möchte in seiner derzeitigen Verfassung von niemandem gesehen werden.«
Celeste wankte. Sie wusste nicht, wie an Mr. Throckmorton vorbeikommen. Sie nahm an, dass er durchaus die Wahrheit sagte, was Ellerys Weigerung betraf, ihr, von unschönen Flecken verunstaltet, gegenüberzutreten. Und dennoch… und dennoch wollte sie nicht mitten in ihrem lang gehegten Traum stecken bleiben… und das mit dem falschen Mann.
»Ellery meinte, wir sollten tanzen. Zur aus der Ferne herüberklingenden Musik.« Er nahm einen Schluck Champagner und betrachtete sie eingehend. »Habe ich das richtig verstanden?«
»Ja«, murmelte sie stumpf vor Enttäuschung. »Das haben Sie richtig verstanden.« Mr. Throckmorton hatte ihre eigenen Worte zitiert, die er nur von Ellery
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