Die Liebesgöttin in Höchstform (German Edition)
und eigene Wege zu gehen.
Diese hatten ihn unter anderem nach Griechenland – Athen, aber auch einige der kleineren Ägäis-Inseln gehörten zu seinen bevorzugten Zielen – und immer häufiger auch nach Paris geführt.
Dabei waren er und Didier einander irgendwann begegnet. Sie hatten sich vorsichtig beschnuppert und längere Zeit nur diskret abgetastet, ehe sie sich beide sicher waren: Eine Zusammenarbeit war nicht nur möglich, sondern auch durchaus wünschenswert.
Didier und Adriano verfolgten von da an ein gemeinsames Ziel: sich auf dem internationalen Kunstmarkt zu betätigen und möglichst viel Geld dabei zu verdienen.
Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden – wie Adriano es süffisant nannte.
Das Angenehme war für ihn dabei die Bildhauerei, seine große Liebe und sein Hauptberuf respektive -berufung.
Das Nützliche war natürlich das verdiente Geld im Kunsthandel, möglichst an der Steuer und anderen von Staats wegen verordneten Idiotien vorbei!
Vorbei auch an dem normalerweise auf dem internationalen Kunstmarkt herrschenden Ehrenkodex des seriösen Kunsthandels.
Vor allem über den letzten Punkt herrschte zwischen Didier und Adriano stillschweigend Einverständnis.
Sie wussten, dass sie sich aufeinander verlassen konnten, und nur deshalb florierten ihre Geschäfte in letzter Zeit zunehmend.
Didier fand Adriano also prompt an diesem Vormittag in dessen Lieblingsecke im Café.
Durch ein Bogenfenster hindurch konnte man von hier aus bequem auf die Straße hinaussehen, aber auch den Eingang des Lokals selbst im Auge behalten. Was natürlich praktisch war, wenn man jemanden erwartete.
Adriano bemerkte Didier rechtzeitig und zuerst und faltete brav die rosafarbene Tageszeitung zusammen, in der er seit einer geschlagenen Stunde las.
Der Italiener sah wie immer umwerfend aus, das musste sogar sein französischer Geschäftspartner zugeben, wenn auch widerwillig. Didier fragte sich einmal mehr, wie der Kerl das machte.
Zunächst einmal wirkte Adriano stets wie aus dem Ei gepellt, Seide und Kaschmir waren seine bevorzugten Materialien, Armani der Designer der Wahl.
Sein gut nackenlanges, schwarzes Haar lockte und kringelte sich nach schönster antik-römischer Manier, es war dicht und voll, zeigte keinerlei Geheimratsecken, aber dafür einige dünne Silberfäden, dekorativ in der Mähne verteilt. An den Schläfen kam das Silbergrau besonders gut zur Geltung.
Eine typisch römische Nase, wie sie auch schon an den antiken Büsten irgendwelcher längst verblichener Feldherren zu bewundern war, schwere Augenlider, volle, sinnliche Lippen, ein olivfarbener, gepflegt wirkender Teint, selbst im Winter.
Kurz, der ganze Kerl sah aus wie soeben von einem Maskenbildner für den Dreh zu einem Hollywood-schinken frisch zurechtgemacht.
Neiderregend attraktiv und sinnlich! An einladende Frauenblicke gewöhnt wie andere Männer an die Sportschau am Samstagabend.
Didier Costes hatte am Anfang ihrer Bekanntschaft mit dem auffallend guten Aussehen seines Partners noch heimliche Probleme gehabt.
Der Franzose war es nicht gewohnt, dass ihm ein anderer Mann die Show bei den Frauen stahl, aber natürlich war ihm nicht viel anderes übrig geblieben, als sich letztlich damit abzufinden.
Und heute gedachte er sogar, aus Adrianos Talent zusätzliches Kapital zu schlagen.
»Ich habe dir etwas mitgebracht«, eröffnete Didier ohne Umschweife das Gespräch. Adriano und er hatten anderes zu tun, als alberne Floskeln auszutauschen.
Er holte aus seiner Jackentasche einen Umschlag und reichte ihn dem Italiener.
Ein Kellner kam, und Didier bestellte einen doppelten Espresso, ein Tramezzino mit Parmaschinken und grünen Oliven, dazu ein Pellegrino-Wasser.
Adriano hatte mittlerweile die Fotos aus dem Umschlag gefischt und betrachtete sie schweigend.
»Lass mich raten«, sagte er schließlich, »die Dame hier ist diese Bildhauerin namens Amanda? Und die drei Skulpturen sind demnach ihre Werke?«
Didier nickte. »Und, was sagst du?«
»Sie ist sehr attraktiv, möglicherweise sogar sexy. Das Foto alleine zeigt nicht alles, wie du selbst weißt. Du hast es heimlich aufgenommen, sie ahnt nichts davon, richtig?«
Ungeduldig winkte Didier ab. »In meinem Haus in Paris, vor einigen Wochen. Ich hatte sie zu einem kleinen Dinner eingeladen.«
»Und zum Dessert hast du sie dann vernascht, spätestens!«,bemerkte Adriano auf seine trockene Art, die seinen Partner manchmal amüsierte, manchmal aber auch auf die Palme
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