Die Liebesgöttin in Höchstform (German Edition)
Künstlerseele verfügte: Man war scharf – manchmal sogar einen Tick zu viel – auf Abenteuer und neue Herausforderungen. Daran konnten nicht einmal gelegentliche schlechte Erfahrungen etwas ändern. Die musste man eben einkalkulieren und es mit ihnen nötigenfalls aufnehmen. Es ging bei dem Spielchen ja auch nicht darum, möglichst problemlos oder bequem durchs Leben zu kommen, es ging tatsächlich um viel, viel mehr.
Außerdem hätte sie unter Garantie nicht anders gehandelt, wenn sie alleine hier in Rom gewesen wäre. Es ging schließlich auf dieser Reise auch und gerade um ihren Hauptberuf, die Bildhauerei.
Selbst Karel oder Dominique hatten ihr nichts vorzuwerfen, wenn sie »Sex around the World« und ihre Zusammenarbeit an der Artikelserie dahinter zurückstellte.
Das wäre ja wirklich noch schöner!
Mussten der Journalist und die Fotografin sich zum Thema jetzt eben wieder mehr selbst einfallen lassen. Das war schließlich ihr Job.
Und sie hatten ja auch noch den Dritten im Bunde dabei – Peter Pilot! In Rio de Janeiro schienen sie zu dritt jedenfalls bestens klargekommen zu sein. Voilà!
Amanda fischte ihr Handy aus der Brusttasche des Leinenhemdes und begann, eine SMS an Peter einzutippen.
Der Text fiel so kurz wie möglich und so knapp aus, dass es ihr sogar selbst auffiel. Reine Informationsübermittlung war das, kein Wort zu viel kam darin vor. Keine Reue, kein schlechtes Gewissen, erst recht keine Spur von Zärtlichkeit schwang mit. Und nichts, was irgendwie nach einer Entschuldigung hätte klingen können.
Denn immerhin war sie auch dem Piloten keine Rechenschaft schuldig. Er war nur eine kleine Liebe, und sie war eine freie Frau!
A. C. beobachtete sie unter halbgesenkten Augenlidern hervor. Um seine Mundwinkel herum spielte ein zufriedenes Lächeln.
8
P eter Torstedt las Amandas SMS ein drittes Mal, ehe ihm der Inhalt wirklich bewusst wurde.
Es ist also so weit!
Ich stehe im Begriff, sie zu verlieren! Das Spiel ist aus, oder jedenfalls steht es ganz kurz vor dem Abpfiff. Ich habe immer gewusst, dass sie sich eines Tages langweilen wird … mit mir, mit Karel und Dominique, mit »Sex around the World«.
Sie ist dabei, sich abzuseilen, ich bin ihr nicht mehr genug.
ABER ICH LIEBE SIE DOCH!
ICH WILL, ICH DARF SIE NICHT VERLIEREN.
Ich habe sie schon einmal verloren, weil ich sie nicht retten konnte, ein zweites Mal darf es nicht so weit kommen.
Peter zuckte bei dem letzten Gedanken merklich zusammen. Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, woher diese seltsame Eingebung so plötzlich gekommen war.
Mann! – Liebe machte anscheinend nicht nur blind, sondern auch noch unlogisch. Die Gehirnfunktionen schienen durcheinanderzugeraten, vermutlich schmorten dabei kurzerhand einige Nervenverbindungen sogar durch, und schon verstand man sich selbst nichtmehr. Man war quasi in Sekundenschnelle zu einem anderen, fremdartigen Wesen mutiert. Zu einer Art überdimensionalem Hampelmann, der hilflos an irgendwelchen unsichtbaren Drähten zappelte.
Fantastereien, Hirngespinste, Wach- und seltsame Albträume, und das alles zur selben Zeit! So etwas Verrücktes braucht wahrhaftig kein Mensch!
Es ist wahrlich gesünder, es beim Sex zu belassen. Da weiß man wenigstens, was man hat, nicht wahr?
Dieser ganzen Verwirrung mit und durch die Liebe geht man am besten meilenweit aus dem Weg. Sofern man klug ist.
Peter beschloss an dieser Stelle seiner Überlegungen, rasch eine kalte Dusche zu nehmen und dann hinunter an die Bar zu gehen. Vermutlich würden Dominique und Karel auch bereits wieder dort herumhängen. Er würde ihnen natürlich Amandas Message zeigen müssen, schon aus Gründen der Fairness. Immerhin stand der nächste Abgabetermin in der Redaktion des LEANDER für die übernächste Woche bereits fest.
Karel würde im Sechseck springen, schon weil bisher in Rom noch nichts Rechtes gelaufen war in Sachen Sex around the World.
Wenn Amanda jetzt wie aus heiterem Himmel nicht mehr mitspielte, müsste sich der Journalist schleunigst etwas einfallen lassen für seine Spesen. Irgendeine getürkte Story aus dem Ärmel zu zaubern, auch das brauchte seine Zeit.
Sie saßen tatsächlich an der Bar und steckten sogar zur Abwechslung die Köpfe zusammen. Zumindest von der Ferne betrachtet wirkten sie wie ein Pärchen, das in seliger Harmonie innigst miteinander verbunden war.
Der Anblick versetzte Peter glatt einen weiteren Stich – es war nie schön, Bekannte oder Freunde zumindest scheinbar
Weitere Kostenlose Bücher