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Die Liebeshandlung

Die Liebeshandlung

Titel: Die Liebeshandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Eugenides
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Madeleine insgeheim überglücklich machten.
    «Was hast du damit vor?», fragte Madeleine und deutete auf die Babyflasche.
    «Ich nehme sie mit nach Boston und lasse sie zu Blake bringen.»
    «Das ist verrückt, Ally.»
    «Danke für die Unterstützung.»
    «Tut mir leid. Ich meine, das mit Blake hört sich so an, als wenn er ein totales Arschloch wäre. Aber ich stimme Mummy zu. Du musst an Richard denken.»
    «Warum bin
ich
dafür verantwortlich?»
    «Liegt das nicht auf der Hand?»
    «Warum? Weil ich ein Kind geboren habe? Weil ich jetzt eine ‹Ehefrau› bin? Du hast doch keine Ahnung. Bist ja kaum aus dem College raus.»
    «Ach, und das bedeutet, ich darf keine Meinung haben?»
    «Es bedeutet, dass du erst erwachsen werden musst.»
    «Ich glaube, du bist diejenige, die sich weigert, erwachsen zu werden», sagte Madeleine.
    Alwyns Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. «Warum ist es, wenn ich irgendwas mache, immer die verrückte Ally? Die verrückte Ally zieht ins Hotel. Die verrückte Ally lässt ihr Baby im Stich. Immer bin ich die Verrückte und Maddy die Vernünftige. Ihr könnt mich mal.»
    «Ich bin ja auch nicht diejenige, die ihre Muttermilch per Boten schickt!»
    Alwyn sah sie mit einem seltsam bösen Lächeln an. «Und in deinem Leben gibt es nichts, was nicht stimmt, wetten?»
    «Das habe ich nicht gesagt.»
    «Nichts Verrücktes in deinem Leben, was?»
    «Wenn ich je ein Kind bekomme und dann abhaue, darfst du ruhig sagen, ich benehme mich verrückt.»
    Alwyn erwiderte: «Und was, wenn du dich auf eine Beziehung mit einem Verrückten einlässt?»
    «Wovon redest du?»
    «Du weißt genau, wovon ich rede.»
    «Ally», sagte Phyllida und drehte sich um. «Ich mag es nicht, wenn du gegenüber deiner Schwester diesen Ton anschlägst. Sie versucht nur zu helfen.»
    «Vielleicht solltest du Maddy selbst nach der verschreibungspflichtigen Flasche im Badezimmer fragen.»
    «Was für eine Flasche?»
    «Du weißt, wovon ich rede.»
    «Hast du in meinem Medizinschränkchen geschnüffelt?», sagte Madeleine, lauter werdend.
    «Sie stand offen auf der Ablage!»
    «Du hast geschnüffelt!»
    «Schluss damit», sagte Phyllida. «Ally, egal, wo sie stand, es geht dich nichts an. Und ich will kein Wort mehr davon hören.»
    «Das ist ja vielleicht logisch!», schrie Alwyn. «Du kommst extra hierher, um dir ein Bild davon zu machen, ob Leonard zum Ehemann taugt, und wenn du ein ernstes Problem findest – etwa dass er womöglich unter
Lithium
steht   –, dann willst du nichts davon hören. Wohingegen
meine
Ehe   –»
    «Es war falsch von dir, das Etikett zu lesen.»
    «
Du
hast mich doch ins Badezimmer geschickt!»
    «Nicht, damit du in Maddys Privatsphäre eindringst. Und jetzt –
genug,
ihr beide.»
    Sie verbrachten den Rest der Zeit in Provincetown. In einem Restaurant nahe der Whaler’s Wharf, mit Fischernetzen an den Wänden, aßen sie zu Mittag. Ein Schild im Fenster kündigte den Gästen an, das Lokal werde in der folgenden Woche schließen. Nach dem Essen unternahmen sie alle drei, ohne zu reden, einen Spaziergang über die Commercial Street, betrachteten die Gebäude und schauten in die Souvenir- und Schreibwarenläden, die noch geöffnet hatten, bevor sie auf den Hafendamm hinausgingen, um die Fischerboote zu sehen. Sie absolvierten das gesamte Programm eines ordentlichen Besuchs (obwohl Madeleine und Alwyn sich kaum eines Blickes würdigten), weil sie Hannas waren und Hannas sich nun einmal so benahmen. Phyllida bestand sogar darauf, einen Eisbecher zu essen, was ungewöhnlich für sie war. Um vier Uhr stiegen sie wieder ins Auto. Auf dem Weg zum Flughafen trat Madeleine aufs Gaspedal, als zerquetschte sie eine Wanze, und Phyllida musste sie ermahnen, langsamer zu fahren.
    Bei ihrer Ankunft stand das Flugzeug nach Boston schon mit sich drehenden Propellern auf der Rollbahn. Glücklichere Clans, die Abschied nahmen, umarmten einander oder winkten. Alwyn gesellte sich zu den wartenden Passagieren, ohne sich von Madeleine zu verabschieden, suchte schnell das Gespräch mit einem Mitreisenden, um zu zeigen, für wie freundlich und angenehm sie von anderen Leuten gehalten wurde.
    Phyllida sagte nichts, bis sie kurz davor war, durch die Absperrung zu gehen.
    «Ich hoffe, der Wind hat sich gelegt. Auf dem Hinflug hat es ganz schön gerüttelt.»
    «Scheint jetzt ruhiger zu sein», sagte Madeleine mit einem Blick in den Himmel.
    «Bitte, sag Leonard noch einmal ganz vielen Dank von uns. Es war furchtbar

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