Die Liebeshandlung
vielleicht gut. Wahrscheinlich kriegen manche Frauen einen Still-Orgasmus.»
«Ich liebe Meerblicke.»
«Siehst du, was dir entgangen ist, weil du uns nicht gestillt hast, Mummy?»
Mit nun geschlossenen Augen sagte Phyllida im Befehlston: «Würdest du das bitte anderswo erledigen?»
«Wir sind doch unter uns», sagte Alwyn.
«Du sitzt vor einem
großen Aussichtsfenster
», sagte Phyllida. «Jeder, der draußen vorbeigeht, kann direkt reingucken.»
«Okay. Du meine Güte. Dann mache ich es eben im Bad. Pinkeln muss ich sowieso.» Sie stand auf, ohne die Pumpe und das rasch volllaufende Fläschchen loszulassen, und ging ins Badezimmer. Sie schloss die Tür.
Phyllida strich den Rock ihres Kostüms glatt und setzte sich. Nachsichtig lächelnd blickte sie zu Madeleine auf. «Esist nicht so einfach in der Ehe, wenn ein Baby kommt. Das Ereignis ist wunderschön. Aber es belastet die Beziehung. Darum ist es so wichtig, den richtigen Menschen zu finden, mit dem man eine Familie gründen will.»
Madeleine war entschlossen, alles Mitschwingende zu überhören. Sie redete Klartext. «Blake ist doch prima», sagte sie.
«Er ist wunderbar», stimmte Phyllida ihr zu. «Und Ally ist wunderbar. Und Richard Löwenherz ist göttlich! Aber die Situation zu Hause ist grauenhaft.»
«Redet ihr über mich?», fragte Ally vom Bad aus. «Hört auf, über mich zu reden.»
«Wenn du dadrin fertig bist», rief Phyllida zurück, «möchte ich, dass wir alle ein Gespräch miteinander führen.»
Die Spülung rauschte. Ein paar Sekunden später tauchte Alwyn, immer noch Milch pumpend, auf. «Mir ist es egal, was ihr sagt. Ich gehe nicht zurück.»
«Ally», sagte Phyllida, indem sie ihr Äußerstes an teilnahmsvollem Ton aufbot, «ich verstehe ja, welche Schwierigkeiten du in der Ehe hast. Ich kann mir vorstellen, dass Blake, wie jeder von dieser männlichen Spezies, gewisse Ausfälle hat, wenn es darum geht, sich um die Kinder zu kümmern. Aber derjenige, der am meisten darunter leidet, wenn du ihn verlässt –»
«Gewisse Ausfälle!»
«– ist Richard!»
«Es gibt keine andere Möglichkeit, Blake davon zu überzeugen, dass ich es ernst meine.»
«Aber du verlässt dein Kind!»
«Es ist bei seinem
Vater
. Ich habe mein Baby bei seinem Vater gelassen.»
«Aber in diesem Alter braucht es seine Mutter.»
«Du machst dir ja nur Sorgen, dass Blake sich nicht um ihn kümmern kann. Was für mich genau der Punkt ist.»
«Blake muss arbeiten», sagte Phyllida. «Er kann nicht zu Hause bleiben.»
«Na, jetzt muss er es eben.»
Außer sich, stand Phyllida wieder auf und trat ans Fenster. «Madeleine», sagte sie, «sprich du mit deiner Schwester.»
In ihrer Eigenschaft als die Jüngere der beiden war Madeleine noch nie in so einer Situation gewesen. Sie wollte Alwyn nicht erniedrigen. Und doch hatte es etwas Berauschendes, gebeten zu werden, über sie zu Gericht zu sitzen.
Nachdem Alwyn die Saughaube von ihrer Brust abgezogen hatte, tupfte sie sich die Brustwarze mit einer Handvoll Klopapier ab, wobei der gesenkte Kopf ihr ein Doppelkinn verlieh.
«Erzähl doch erst mal, was mit euch los ist», sagte Madeleine sanft.
Alwyn blickte bekümmert auf und strich sich mit der freien Hand die Löwenmähne aus dem Gesicht. «Ich bin nicht mehr ich selbst!», schrie sie. «Ich bin Mommy.
Blake
nennt mich Mommy. Erst war das nur, wenn ich Richard auf dem Arm hielt, aber jetzt sagt er es auch, wenn wir allein sind. Als glaubte er, nur weil ich Mutter bin, wäre ich
seine
Mutter. Es ist so
verquer.
Bevor wir verheiratet waren, haben wir die Haushaltspflichten alle geteilt. Aber kaum war das Kind da, fing er an, sich auf eine Weise zu verhalten, als wäre es das einzig Sinnvolle, dass ich die Wäsche und Essenseinkäufe allein mache. Er tut nichts mehr außer seiner Arbeit,
die ganze Zeit.
Andauernd sorgt er sich ums Geld. Zu Hause macht er überhaupt nichts mehr. Ich meine wirklich
überhaupt nichts.
Nicht mal Sex.» Sie schielte zu Phyllida hinüber. «Tut mir leid, Mummy, aber Maddy wollte wissen, wiees geht.» Sie sah wieder Madeleine an. «So geht’s eben. Es geht nicht.»
Madeleine hörte ihrer Schwester mitfühlend zu. Sie verstand, dass Alwyns Klagen über ihre Ehe Klagen über die Ehe und die Männer im Allgemeinen waren. Aber wie jeder Verliebte glaubte sie, ihre eigene Beziehung sei anders als jede andere Beziehung, gefeit gegen typische Probleme. Aus diesem Grund hatten Alwyns Worte vor allem die Wirkung, dass sie
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