Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebeshandlung

Die Liebeshandlung

Titel: Die Liebeshandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Eugenides
Vom Netzwerk:
Wissenschaft», sagte Phyllida. Sie stellte Alwyn vor.
    Falls Phyllida überrascht von Leonards Erscheinung war, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie fing sofort an, von Dr.   MacGregors springenden Genen zu reden, erzählte alles, was sie bei ihrem Tischgespräch erfahren hatte. Dann bat sie Leonard, ihr seine eigene Arbeit zu erklären.
    «Nun ja», sagte Leonard, «wir arbeiten mit Hefe, und hier wird sie gezüchtet. Dieser Apparat heißt Rütteltisch. Darininkubieren wir die Hefezellen, um sie mit Frischluft zu versorgen.» Er öffnete den Deckel und nahm einen mit gelber Flüssigkeit gefüllten Kolben heraus. «Am besten zeige ich es.»
    Er führte sie nach draußen in den Hauptraum und stellte den Kolben auf den Tisch. «Das Experiment, das wir hier betreiben, hat mit der Paarung von Hefezellen zu tun.»
    Phyllida zog die Augenbrauen hoch. «Ich wusste gar nicht, dass Hefe so interessant ist. Dürfte ich nach Einzelheiten fragen?»
    Als Leonard begann, seinen Forschungsgegenstand zu erklären, war Madeleine erleichtert. Es war genau das, was Phyllida gefiel: von Fachleuten, egal auf welchem Gebiet, unterrichtet zu werden.
    Leonard hatte eine Glasröhre aus einer Schublade genommen und steckte sie in den Kolben. «Was ich jetzt mache, ist, dass ich etwas Hefe auf einen Objektträger pipettiere, damit wir sie uns ansehen können.»
    «Du lieber Gott,
pipettieren
!», sagte Alwyn. «Das Wort habe ich ja seit der Highschool nicht gehört.»
    «Es gibt zwei Sorten Hefezellen, haploide und diploide Zellen. Nur die haploiden Zellen paaren sich. Und sie kommen als zwei Paarungstypen vor: a-Zellen und alpha-Zellen. Die a-Zellen paaren sich mit alpha-Zellen und die alpha-Zellen mit a-Zellen.» Er legte den Objektträger unter das Mikroskop. «Hier, schaut es euch an.»
    Phyllida trat vor und beugte ihr Gesicht über das Okular.
    «Ich sehe rein gar nichts», sagte sie.
    «Sie müssen die Schärfe einstellen, hier.» Als Leonard seine Hand hob, um es ihr zu zeigen, zitterte sie leicht, und er hielt sich an der Tischkante fest.
    «Oh, da sind sie», sagte Phyllida, während sie die Schärfe selbst einstellte.
    «Sehen Sie es? Das sind Hefezellen. Wenn Sie ganz genau hinschauen, merken Sie, dass einige größer sind als andere.»
    «Ja!»
    «Die großen, das sind die diploiden Zellen. Die haploiden sind kleiner. Fokussieren Sie auf die kleineren, die haploiden. Manche müssten sich strecken. So machen sie es vor der Paarung.»
    «Ich sehe eine, die hat an einem Ende einen   … Auswuchs.»
    «Das ist ein Shmoo, so heißt das. Das Zeichen für ihre Paarungsbereitschaft.
    «Ein Shmoo?», sagte Alwyn.
    «Das stammt aus
Li’l Abner »
, erklärte Leonard. «Dem Comicstrip.»
    «Für wie alt hältst du mich eigentlich?», sagte Alwyn.
    «Ich erinnere mich an Li’l Abner», sagte Phyllida, immer noch ins Mikroskop starrend. «Er war ein Landei.
Nicht
sehr komisch, fand ich.»
    «Erzähl ihnen was von den Pheromonen», sagte Madeleine.
    Leonard nickte. «Hefezellen sondern Pheromone ab, das ist so eine Art chemisches Parfüm. A-Zellen sondern a-Pheromone ab und alpha-Zellen alpha-Pheromone. Damit locken sie einander an.»
    Phyllida schaute noch eine weitere Minute gebannt ins Mikroskop, ohne viel darüber verlauten zu lassen, was sie sah. Schließlich hob sie den Kopf. «Also, es wird nie wieder wie früher sein, wenn ich an Hefe denke. Willst du mal reingucken, Ally?»
    «Nein danke. Ich habe genug von Paarungen», sagte Alwyn säuerlich.
    Als hätte sie es nicht gehört, sagte Phyllida: «Leonard,jetzt verstehe ich etwas von den Haploiden und den Diploiden. Aber erzählen Sie mir noch, was Sie darüber in Erfahrung bringen wollen.»
    «Wir versuchen herauszufinden, warum die Abkömmlinge einer bestimmten Zellteilung verschiedene Entwicklungsschicksale haben können.»
    «Oje. Vielleicht hätte ich nicht fragen sollen.»
    «Es ist gar nicht so kompliziert. Erinnern Sie sich noch an die beiden Paarungstypen von haploiden Zellen, die a-Sorte und die alpha-Sorte?»
    «Ja.»
    «Also, von jeder dieser Haploiden gibt es wiederum zwei Sorten. Wir nennen sie Mutterzellen und Tochterzellen. Mutterzellen können sich durch Knospung vermehren und neue Zellen schaffen. Tochterzellen können das nicht. Mutterzellen können auch ihr Geschlecht wechseln, von a- zu alpha-Zellen werden, um sich zu paaren. Und wir wollen nun wissen, warum Mutterzellen das können, aber ihre Kinder nicht.»
    «Ich weiß es», sagte Phyllida. «Weil Mütter es

Weitere Kostenlose Bücher