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Die Liebeshandlung

Die Liebeshandlung

Titel: Die Liebeshandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Eugenides
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Jean King angefeuert hatten, während Alton Bobby Riggs die Stange hielt. Wie Alton zu mosern begann, als King ihren Herausforderer kreuz und quer über den Platz jagte, ihn an die Wand spielte, scharfe Bälle platzierte, für die er sich als zu langsam erwies: «Das ist kein faires Spiel! Rigg ist zu alt. Wenn man es wirklich wissen will, müsste sie gegen Smith oder Newcombe antreten.» Aber es interessierte nicht, was Alton sagte. Es interessierte nicht, dass Bobby Riggs fünfundfünfzig und King neunundzwanzig war oder dass Riggs auch in seiner Glanzzeit nie den Ruf genossen hatte, ein wirklich großer Spieler zu sein. Interessant war nur, dass dieses Tennismatch, seit Wochen als «Kampf der Geschlechter» hochgejubelt, zur besten Sendezeit im nationalen Fernsehen übertragen wurde und dass die Frau gewann. Wenn es irgendeinen Moment gab, der für die Generation der Mädchen damals bestimmend war, einen Moment, der ihr ganzes Bestreben dramatisch zugespitzt in sich vereinte und klar auf den Punkt brachte, was sie von sich selbst und dem Leben erwarteten, dann waren es diese zwei Stunden und fünfzehn Minuten, in denen die versammelte Nation dabei zuschaute, wie ein Mann in weißen Shorts von einer Frau niedergemacht und mit Schlägen eingedeckt wurde, bis ihm nach dem Matchball nichts anderes mehr übrigblieb, als schlapp übers Netz zu springen. Und selbst das sprach noch für sich: Übers Netz sprang einer, der gewonnen, nicht verloren hatte. Wie männlich also war denn das schon wieder, sich als Gewinner aufzuführen, wenn man gerade geschlagen worden war?
    Das erste Treffen des Schauspiel-Workshops begann damit, dass Professor Churchill, ein kahler Ochsenfrosch von Mann, die Studenten bat, etwas über sich zu sagen. Die Hälfte der Anwesenden studierte Theater im Hauptfach, mit ernsten Absichten in Bezug auf Schauspielerei oder Regieführung. Madeleine murmelte etwas von einer Schwäche für Shakespeare und Eugene O’Neill.
    Dabney Carlisle erhob sich und sagte: «Ich bin in New York ein bisschen ins Modeln eingestiegen. Mein Agent meinte, ich soll ein paar Schauspielstunden nehmen. Also bin ich hier.»
    Was er als Model gemacht hatte, bestand in einer einzigen Zeitschriftenwerbung, auf der eine Gruppe Riefenstahl’scher Athleten in engen Boxershorts zu sehen war, in Fluchtperspektive aufgereiht an einem Strand, dessen schwarzer, vulkanischer Sand ihre marmornen Füße umwölkte. Madeleine sah das Foto erst, als sie schon miteinander ausgingen und Dabney es irgendwann mit spitzen Fingern aus dem Barkeeper-Handbuch nahm, in dem er es flach gepresst und sicher aufbewahrte. Spontan hätte sie sich beinahe darüber lustig gemacht, aber etwas Ehrfürchtiges an Dabneys Ausdruck hielt sie davon ab. Also fragte sie, an welchem Strand man das aufgenommen habe (Montauk) und warum der Sand so schwarz sei (war er gar nicht), wie viel er dafür bekommen habe («vierstellig»), was die anderen für Typen gewesen seien («die letzten A-löcher») und ob er die Unterhose zufälligerweise jetzt gerade trage. Madeleine fand es manchmal schwierig, sich für Sachen zu interessieren, die Männer interessierten. Aber bei Dabney hätte sie sich gewünscht, es wäre Eisstockschießen gewesen, hätte sie viel darum gegeben, es wäre ihm um Model-U N-Konferenzen gegangen, um alles, nur nicht Männermodeln. Das jedenfalls war das authentischeGefühl, das sie jetzt als ihr damals empfundenes identifizierte. Aber damals – Dabney warnte sie, das Werbefoto anzufassen, solange es nicht laminiert war – hatte Madeleine sich im Geist auf die Standardargumente eingeschworen: Obwohl es
de facto
schlecht sei, Menschen zum Objekt zu machen, bedeute es doch einen Pluspunkt für die Gleichheit der Geschlechter, wenn auch die männliche Idealform ihren Weg in die Massenmedien fand; und wenn die Männer, ihrerseits zum Objekt gemacht, nun ebenfalls anfingen, sich mit Ängsten um ihr Aussehen und ihren Körper zu plagen, konnten sie vielleicht besser verstehen, mit welcher Bürde die Frauen von jeher leben mussten, und so für diese ganzen Körperbelange sensibilisiert werden. Sie ging sogar so weit, dass sie Dabney für seinen Mut bewunderte, sich in einer hautengen kleinen grauen Unterhose fotografieren zu lassen.
    So, wie Madeleine und Dabney aussahen, war es unvermeidlich, dass sie bei den im Workshop gespielten Szenen für die romantischen Hauptrollen ausgesucht wurden. Madeleine war die Rosalind in den Armen von Dabneys hölzernem Orlando,

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