Die Liebeshandlung
Wochentage verloren, aber am entspannten Ausdruck auf den Gesichtern der Passanten und an der Happy-Hour-Clique, die aus der Bar an der Ecke gegenüber quoll, konnte sie ablesen, dass es Freitagabend war. Die Sonne würde noch stundenlang scheinen, aber der Abend – und das Wochenende – hatte offiziell begonnen.
Der Kellner brachte den Apfelkuchen mit zwei Gabeln. Aber keiner von beiden aß einen Bissen.
Nach zwanzig Minuten kam Kelly mit den Unterlagen zurück. Sie hatte zwei Zusätze zum Standardmietvertrag hinzugefügt, einen, der besagte, dass eine Untervermietung der Zustimmung bedurfte, einen anderen, der das Halten von Haustieren verbot. Auf den Formularkopf hatte sie Madeleines und Leonards vollständige Namen getippt, und sie hatte die Beträge für Miete und Kaution eingetragen. Sie setzte sich und bediente sich vom Apfelkuchen, und während sie das tat, wies sie Madeleine an, Schecks über die Kaution und die erste Monatsmiete auszustellen. Dann ließ sie Madeleine und Leonard unterschreiben.
«Herzlichen Glückwunsch, Leute. Ihr seid jetzt offiziell New Yorker. Wir können feiern gehen.»
Madeleine hatte es beinahe vergessen. «Leonard», sagte sie. «Kennst du Dan Schneider? Er gibt heute eine Party.»
«Es ist zirka drei Straßen entfernt», sagte Kelly.
Leonard starrte in seine Kaffeetasse. Madeleine konnte nicht sagen, ob er seine Gefühle befragte (Selbst-Monitoring) oder ob sein Verstand ausgesetzt hatte. «Ich bin eigentlich nicht in Partylaune», sagte er.
Das wollte Madeleine nun nicht hören. Sie hatte Lust zu feiern. Sie hatte gerade den Mietvertrag für eine Wohnung in Manhattan unterschrieben und verspürte keine Lust, wieder in den Zug nach New Jersey zu steigen. Sie sah auf die Uhr. «Ach, komm. Es ist erst Viertel nach sieben. Lass uns da kurz hingehen.»
Leonard sagte weder ja noch nein. Madeleine stand auf, um zu bezahlen. Während sie an der Kasse wartete, ging Leonard hinaus und zündete sich eine Zigarette an. Seine Raucherei wurde immer gieriger. Er sog am Filter, alswäre er verstopft und erforderte zusätzliche Kraft. Als sie mit Kelly herauskam, schien das Nikotin ihn so weit besänftigt zu haben, dass er sie klaglos den Broadway hinauf begleitete.
Leonard blieb schweigsam, bis sie das Gebäude erreichten, in dem Schneider direkt an der Subway-Station Seventyninth Street wohnte, und auch, als sie mit dem Fahrstuhl in den sechsten Stock hinauffuhren. Doch als sie die Wohnung betraten, schreckte er plötzlich zurück und packte Madeleine am Arm.
«Was denn?», sagte sie.
Er schaute durch den Flur zum Wohnzimmer, das voller Menschen war, die sich, die Musik übertönend, unterhielten.
«Ich komm damit nicht klar», sagte er.
Kelly, die ein größeres Problem witterte, ging einfach weiter. Madeleine sah, wie sie sich zu der Traube leichtbekleideter Körper gesellte.
«Was meinst du damit?»
«Zu heiß hier. Zu viele Menschen.»
«Willst du wieder weg?», sagte sie, unfähig, ihre Gereiztheit zu verhehlen.
«Nein», sagte Leonard, «jetzt sind wir schon mal hier.»
Sie nahm seine Hand und führte ihn ins Partygeschehen, und eine Zeitlang ging alles halbwegs gut. Es kamen Leute, um sie zu begrüßen und ihnen zur Hochzeit zu gratulieren. Leonard erwies sich als imstande, Konversation zu treiben.
Dan Schneider, bärtig und korpulent, aber mit Schürze, näherte sich Madeleine mit einem Drink in der Hand. «Hey, ich hab gehört, wir werden Nachbarn», sagte er. Es war noch früh am Abend, aber er sprach schon mit schwerer Zunge. Er fing an, sie über das Viertel zu informieren, sagte ihr, woman gut einkaufen und essen konnte. Während er seinen Lieblings-China-Imbiss beschrieb, setzte Leonard sich ab und verschwand in einem Raum, der ein Schlafzimmer zu sein schien.
Es lag etwas Erotisches in der Atmosphäre der heißen Wohnung. Alle hatten sich damit abgefunden, sichtlich zu schwitzen. Einige Mädchen trugen Tanktops ohne BH, und Adam Vogel, der auf der Couch saß, rieb sich den Hals mit einem Eiswürfel. Dan forderte Madeleine auf, sich einen Drink zu holen, und torkelte davon.
Madeleine ging Leonard nicht ins Schlafzimmer nach. Sie hatte Lust, sich eine Weile keine Sorgen um ihn zu machen. Stattdessen stellte sie sich zu Kelly an den Getränketisch, auf dem Jim-Beam-Flaschen, Oreo-Kekse, Gläser und Eis standen. Aus der Anlage kam «Little Red Corvette».
«Es gibt nur Bourbon», sagte Kelly.
«Irgendwas.» Madeleine hielt ihr ein Glas hin. Sie nahm einen Oreo
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