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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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gänzlich unbewegt, als wolle sie ihre Gedanken nicht verraten. Ihr Mund, so weich und verlockend, war diesmal sorgsam beherrscht, wie um zu vermeiden, dass sie ein Wort zu viel sagte.
    „Mylord, Ihr habt meine Burg.“ Er hatte vergessen, wie bezaubernd ihre Stimme klingen konnte, wie erregend mit ihren rauchigen Untertönen. Er musste innerlich den Kopf schütteln, um die sinnlichen Bilder loszuwerden, die sofort vor seinem inneren Auge erschienen waren.
    „Wie Ihr seht, Lady.“ Er wollte die Sache rasch hinter sich bringen. Sobald Rosamund außer Sicht sein würde, konnte er aufatmen. Er sprach bewusst leise und leidenschaftslos. Auch seine Miene war todernst, als wolle er einen aufsässigen Unterführer zurechtweisen.
    „Dies ist das Ende unserer Bekanntschaft, Lady. Ihr habt meine Freundschaftsgaben abgewiesen. Auch habt Ihr meinen Heiratsantrag abgelehnt und meine Ehre, meinen Ruf, meine Aufrichtigkeit infrage gestellt.“ Er räusperte sich. Noch einmal würde er sie nicht fragen; er war schließlich kein Bettler, der um Krumen von einer hochherrschaftlichen Tafel bat. „Morgen reist Ihr ab. Ich schicke Euch persönlich mit einer Eskorte nach Salisbury, damit Euch auch kein Leid geschieht. Und wagt es ja nicht, mir zu trotzen! Sonst setze ich Euch höchstpersönlich in eine Reisesänfte, schnalle Euch darin fest und liefere Euch bei Eurem Bruder ab. Mein Entschluss steht fest. Ihr habt noch genug Zeit, Eure Siebensachen zu packen. Falls Ihr Hilfe benötigt, stelle ich sie Euch zur Verfügung.“
    „Jawohl, Mylord. Ich werde bei Tagesanbruch reisefertig sein.“
    Gervase bedachte sie mit einem ungläubigen Blick. Was denn – keine Widerworte? Fast schien es, als wäre ihr Gesicht noch blasser geworden, als würde sie frieren. Die Hände hielt sie so ineinander verkrampft, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    „Ich kapituliere“, flüsterte sie. „Ich werde Euch nicht weiter im Wege stehen.“
    Bei allen Heiligen! Da blieb einem ja die Luft weg! Zu seiner vollständigen Verblüffung begannen ihre Augen, so grün wie das Gras im Frühling, jetzt auch noch feucht zu glänzen. Mit stockendem Atem biss sie sich auf die Unterlippe. Eine Träne kullerte ihr über die Wange.
    „Verzeiht mir, Mylord.“ Zögernd und herzzerreißend kummervoll kamen ihr die Worte über die Lippen.
    Gervase streckte die Hand aus. „Nicht, Lady … das wollte ich nicht …“
    „Beim Morgengrauen bin ich bereit.“
    Ehe sie vollends in Tränen ausbrechen konnte, wandte sie sich um, floh die Treppe hinauf und verschwand mit wehenden blauen Röcken durch den Bogendurchgang. Wie vom Donner gerührt und jäh von scharfen Gewissensbissen heimgesucht, starrte Gervase ihr hinterher. Das war aber nicht die Rosamund, wie er sie kennengelernt hatte! Hatte er ihr etwa so zugesetzt?
    „Was hat sie denn nun?“ Hilflos schaute er die Countess an. Ob sie ihn aufklären konnte?
    Petronilla allerdings erwies sich als weit auskunftsfreudiger als ihre Tochter. „Was habt Ihr denn erwartet?“, fuhr sie ihn an, dazu noch furchtbar förmlich. „Mylord, Ihr habt Euch schändlich verhalten. Schämt Euch! Eine solch tatkräftige junge Dame durch Worte und Taten in ein Häuflein Elend zu verwandeln!“ Ohne Lord Hugh auch nur eines Blickes zu würdigen, knickste sie formvollendet, aber auch gewollt spöttisch. Dann beugte sie sich, die Hand auf Fitz Osberns Unterarm gelegt, verschwörerisch vor. „Ich rate Euch, in diesem Wettstreit bloß achtsam zu bleiben und Eure Sinne beisammenzuhalten. Ich bete zur heiligen Muttergottes, dass die Sache gut ausgeht. Wenn Ihr meine Tochter zur Gemahlin nehmt, habt Ihr Euch das selbst eingebrockt.“
    Sie tätschelte ihm wohlwollend den Arm und schritt davon.
    Ihre rätselhaften Worte verfehlten indes ihre Wirkung nicht, denn zurück blieb ein sprachloser Lord of Monmouth, der einen völlig verdutzten Gesichtsausdruck hatte.
    Bis Hugh in schallendes Lachen ausbrach. „Und das soll ein Sieg sein? Das kommt mir aber ganz und gar nicht so vor!“
    „Soll es nicht sein und ist es auch nicht!“, räumte Gervase ein. „Stattdessen habe ich das Gefühl, als hätte man mich gerade für schuldig befunden, einen Wurf unerwünschter Kätzchen ersäuft zu haben.“
    Der gekränkte Ausdruck auf Rosamunds Gesicht, der ging ihm einfach nicht aus dem Sinn.
    Während des Tages, als Gervase seinen Groll über unberechenbare Weibsbilder nährte und die Verteidigungsanlagen inspizierte, verbarrikadierte sich Rosamund in

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