Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
Vom Netzwerk:
so teilnahmslos, wie es ihr nur eben gelingen mochte. Es fiel ihr nicht gerade leicht, ihn nicht dauernd anzustarren.
    „Offenbar glaubt Ihr mir nicht recht, was?“, fuhr er betont freundlich fort. „Soll ich die Vorkommnisse mal einzeln aufzählen?“
    „Na ja“, gestand sie. „Zugegeben, die Suppen und Fleischgerichte sind oft lauwarm, wenn sie aufgetragen werden. War immer schon so. Liegt an der Distanz zwischen Speisesaal und Küche.“
    „Das mit der Distanz ist mir bekannt“, blaffte er. „Das Essen ist nicht lauwarm, sondern eiskalt, dazu noch meistens in so einer dicken, geronnenen Tunke. Und dann gestern der angebrannte Braten! Welche Entschuldigung habt Ihr denn dafür?“
    „Das war Pech“, antwortete sie mitleidsvoll. „Da ist die Küchenmagd wohl am Bratenspieß eingenickt, Mylord.“
    „Aha.“
    „Soll nicht wieder vorkommen.“
    „Da will ich lieber nicht drauf wetten. Und wie erklärt ihr das mit dem Ale?“
    Rosamund legte den Kopf schräg, als müsse sie angestrengt überlegen. „Ist mir ein Rätsel. Vermutlich schlecht gebraut.“
    „Von wegen. Da hat sich jemand an dem Fass zu schaffen gemacht.“
    „Wahrscheinlich ein Versehen. Auch das höchst unangenehm, Mylord.“
    „Sogar sehr, besonders für einige meiner Männer, die jetzt einen gewaltigen Brummschädel und schlimmen Durchfall haben. Außerdem ist da noch die Sache mit der Feuerstelle im Burgsaal.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Davon habe ich keine Kenntnis“, wehrte sie ungerührt ab. „Da hatte ich mich schon zurückgezogen …“
    „Sieh an! Also wisst Ihr ja doch davon! Immerhin. Vermutlich hattet Ihr das große Glück, dass das Feuer in Eurer Kemenate nicht mit grünem Holz entfacht wurde. Bestimmt hat es nicht gequalmt und gespuckt und alles vollgeräuchert!“
    „Nein, Mylord“, räumte sie mit bekümmerter Miene ein, peinlich berührt, weil sie hatte erkennen lassen, dass ihr klar war, wovon die Rede war. Die im Burgsaal sitzenden Soldaten waren stark eingeräuchert worden.
    „Muss ich fortfahren?“
    „Ich kann mir nicht vorstellen, was Ihr darüber hinaus zu bemängeln haben könntet …“ Sie tat ganz unschuldsvoll. „Den Misthaufen habt Ihr ja beseitigen lassen …“
    „So ist es. Was noch nicht beseitigt ist, das ist der sprunghaft gestiegene Ungezieferbefall in meinen Räumlichkeiten im Westturm. Eine regelrechte Rattenplage.“
    „Da habe ich einen Rat für Euch“, entgegnete Rosamund schlagfertig, „Besorgt Euch eine Katze aus den Stallungen.“
    „Das heißt, Euch hat das Ungeziefer bisher verschont?“
    „Ich habe eine Katze, Mylord.“ Rosamund konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    „Verstehe.“ Er zögerte. Sie sah, wie er das Kinn hob, wie seine Züge erstarrten. Eine Warnung … Die Hände auf das zernarbte Holz des Tisches gestützt, beugte er sich vor, bis er nur noch eine Handbreit von ihrem Gesicht entfernt war. Er wählte seine Worte mit Bedacht und sprach sie mit bedrohlicher Stimme aus. „Herzlichen Dank für Euren Rat. Meine Empfehlung an Euch, Lady Rosamund, lautet wie folgt: Kommt eine solche Rattenplage noch einmal, werde ich mich gezwungen sehen, vor den Viechern zu flüchten. Ich ziehe dann aus dem Westturm aus und quartiere mich in Euren Gemächern ein. Seid Ihr bereit, mir Unterkunft in Eurem Domizil zu gewähren?“
    Rosamund war wie überwältigt von seiner hünenhaften Gestalt. Die mächtigen Schultern, die ausgeprägten Armmuskeln, der Brustkorb – sie spürte seine Gegenwart so körperlich, als hätte er sie bei den Schultern gepackt und durchgeschüttelt. Sie merkte, wie sie bleich wurde, denn dass er seine Drohung wahr machen würde, das traute sie ihm ohne Weiteres zu. Bei dem Gedanken, er könne Einlass begehren in ihre Kammer, lief ihr ein Schauer den Rücken herunter. „Aber Ihr habt doch versprochen, dass ich die Kemenate bekomme …“
    „Jawohl, das stimmt. Ich habe jedoch nicht die Absicht, mein Bett mit einer Ratte zu teilen, die so groß ist wie mein Bryn! Aus!“, schrie er den Hund an, der beim Nennen seines Namens anschlug, sodass Rosamund erschrocken zusammenzuckte. „Viel lieber teile ich mein Lager mit einem Hexenweib wie Euch, Lady! Ja, das wäre weiß Gott nicht zu verachten – sauberes Bettzeug und ein hübsches Frauenzimmer zwischen den Laken!“ Er machte einen Schritt zurück und betrachtete sie abwartend.
    „Mylord!“ So eine Unverschämtheit! Der Mann war eine Schande für den gesamten Ritterstand. Von wegen höfische

Weitere Kostenlose Bücher