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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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Weisheit zeugte …
    „Diese Dreistigkeit! Wie kann er es nur wagen!“
    Vorbei war es mit der Ruhe, denn schon kam ihre Tochter wie ein Windstoß hereingefegt. „Ich wollte die Rechnungslage der Burg einsehen!“, schnaubte sie aufgebracht. „Mein Anwesen, mein Burgverwalter – und dann muss ich mir sagen lassen, ich könne die Unterlagen nicht in Augenschein nehmen! In meiner eigenen Burg! Da müsse ich erst die Genehmigung von Fitz Osbern einholen, behauptete Master Pennard und konnte mir dabei nicht mal in die Augen blicken! Wenn ich die Dokumente einsehen wolle, müsse ich bei Seiner Lordschaft höchstpersönlich einen Antrag stellen.“
    „Und? Hast du das getan?“, fragte die Countess, obgleich sie die Antwort schon vorausahnte.
    „Wie bitte? Ich? Niemals! Aber ich habe unseren feinen Lord direkt aufgesucht. Und dieser unverschämte Flegel fragt mich auch noch, ob ich denn überhaupt lesen und rechnen könne! Dabei kann er es vermutlich selbst nicht! Höchstens seine Unterschrift hinkritzeln!“
    „Und was hast du ihm entgegnet?“
    „Dass ich eine vorbildliche Ausbildung genossen hätte! Daraufhin gestattete er mir Einblick in die Rechnungen.“
    „Und? Hast du alles überprüft?“
    „Ach was! Ich habe Fitz Osbern mitgeteilt, ich hätte es mir anders überlegt. Ich hab es nicht nötig, mich von seinem Wohlwollen abhängig zu machen. Von so einem diebischen Gauner brauche ich meine Rechte nicht einzufordern. Auf sein Entgegenkommen bin ich nicht angewiesen.“
    „Mir scheint, meine liebe Rose“, bemerkte die Countess, derweil sie eine neue Stickreihe ansetzte, „da hast du wohl deinen Meister gefunden.“
    „Keinesfalls! Stell dir mal vor: Brüllt mich an, der Halunke, und weist mich aus dem Burgsaal! Vor seinen Männern, diesen Saufbolden! Die Bande genoss auch schon wieder das Ale in Strömen. Entsprechend rau ging es zu. Da hat eine Frau nichts verloren, meinte er.“
    „Da hat er recht.“
    „Aber deswegen braucht er doch nicht gleich zu brüllen! Außerdem hat er selbst kräftig mitgemacht. Und wie die reden …“ Sie hielt sich die Ohren zu. „Beschämend! Wahrscheinlich flucht der genauso unflätig wie die ganze Meute!“
    „Na ja …“ Petronilla beugte sich über ihren Stickrahmen, damit ihre Tochter ihr Gesicht nicht sah. „Am besten stellt man sich taub, wenn die Männer unter sich sind.“
    „Ein Grund mehr, unverheiratet zu bleiben.“
    „Rosamund …“ Petronilla ließ ihre Nadelarbeit in den Schoß sinken. Ob es wohl klug war, ihrer Tochter in dieser Situation gute Ratschläge zu erteilen? Ach, einen Versuch war es wert. „Sei auf der Hut, mehr sage ich nicht. Du spielst hier nicht mit einem Kätzchen, sondern mit einer ausgewachsenen Wildkatze. Einer mit Klauen und Zähnen.“
    „Das weiß ich“, räumte Rosamund ein, schon etwas milder gestimmt. Petronilla war gar, als höre sie ein ersticktes Schluchzen. „Aber ich kann doch nicht einfach kampflos aufgeben! Was soll dann aus mir werden? Dann heißt es ‚Marsch, zurück nach Salisbury‘. Dann würde ich als Ehefrau von Ralph de Morgan enden. Ich kann mir eine Niederlage schlichtweg nicht leisten.“
    Petronilla seufzte kummervoll. „Nein, Rose, allerdings nicht.“ Sie hatte es immer geahnt, dass ihre Tochter womöglich einen aussichtslosen Kampf focht. Wenn das alles nur nicht ein schlimmes Ende nahm!

6. KAPITEL
    Irgendwann in seiner zweiten Woche auf Clifford, als selbst um die Mittagszeit trotz Sonnenschein noch immer Temperaturen hart an der Frostgrenze herrschten, da hielt es Fitz Osbern endlich für geboten, das Fehlen eines Feuers im Rittersaal anzusprechen. Dies war im Grunde keine wirkliche Herausforderung, aber sehr wohl eine Frage der Machtverhältnisse in der Burg. Einmal mehr war, wenn man das Häuflein kalter Asche betrachtete, die Handschrift der Rosamund de Longspey zu erkennen.
    „Von jetzt an wird das Feuer durchgehend am Brennen gehalten!“, donnerte er den Burgvogt an. „Und ich möchte mich nicht wiederholen müssen! Jeden Morgen ist ordentlich Brennholz gestapelt! Ich will nicht, dass meine Männer frieren! Wenn Ihr nicht genug Knechte oder Mägde dafür habt, dann verlange ich, dies früh genug zu erfahren. Aber Ihr seid dafür verantwortlich …“
    Gerade hatte er sich so richtig in Rage geredet, da hörte er, wie er vom Eingang her gerufen wurde. Gereizt fuhr er herum, doch dann breitete sich Erleichterung über seine Züge. „Na, Gott sei Dank! Endlich Gesellschaft!“
    Hugh de

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