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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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Mortimer war zurück.
    „Du machst auch den Eindruck, als könntest du welche gebrauchen.“ Während das Gesinde emsig umherwuselte, um unter dem wachsamen Auge des Burgherrn neue Scheite aufzulegen und ein Feuer zu entfachen, kam Hugh auf seinen Kampfgefährten zu.
    „Du weißt ja gar nicht, wie recht du hast.“ Gervase nahm den Freund beim Arm und zog ihn zur Seite. „Was führt dich her?“
    „Ich habe in Ludlow zu tun und dachte mir, ich mache zuvor einen kleinen Abstecher. Es geht um den König. Der wird im Zuge seiner Reisen durchs Land in einer Woche dort erwartet. Ich bin zu Gesprächen über die Sicherheitslage in den Marken hinbestellt.“ Hugh schaute sich um und begutachtete eingehend, was sich bisher im Burgsaal getan hatte. „Wie ich sehe, bist du nicht untätig gewesen.“
    „Das war auch dringend nötig.“ Gervase bedachte den Verwalter mit einem finsteren Blick, auch wenn er im Allgemeinen zufrieden war. Inzwischen staute sich das Regenwasser nicht mehr im Burghof, die Binsenmatten im Burgsaal waren trotz des Winterwetters nagelneu, Duftkräuter sorgten für einen einigermaßen angenehmen Geruch, und die Rußschicht war von den Wänden abgeschrubbt.
    De Mortimer nahm ächzend auf einer der Bänke Platz. „Allmählich werde ich zu alt dafür, bei diesem Hundewetter in den Marken herumzureiten. Aber ein Humpen Ale, der wirkt da wahre Wunder.“ Er musterte seinen Freund prüfend und sah dann hinüber zu der ins Obergeschoss führenden Treppe. „Residiert wohl noch immer hier, die Kleine, hm?“, vermutete er leise lachend. „Und es scheint nicht so, als würde es in nächster Zeit schneien.“
    „Umso schlimmer.“ Gervase setzte sich zu ihm, beobachtete dabei aber weiterhin den Burgvogt, von dem er nicht recht wusste, auf wessen Seite er stand. Gervase hätte ihn längst hinausgeworfen, aber ihm war ja klar, wem er den ganzen Schlamassel eigentlich zu verdanken hatte. „Ich kann dir nicht sagen, wieso sie nicht klein beigibt und abrückt. Man darf sie keinen Moment aus den Augen lassen. Sie widersetzt sich meinen Anweisungen und schreit Zeter und Mordio, wenn man ihren Willen nicht erfüllt. Falls du bleibst, Hugh, sei auf der Hut.“ Er verzog die Lippen. „Sie sind unerträglich, diese hinterhältigen Longspeys! Tagtäglich gibt es Meinungsverschiedenheiten wegen irgendwelcher Belanglosigkeiten. Eigentlich würde der Haushalt hier in geordneten Bahnen laufen, wenn sie nicht alles mit Absicht hintertreiben würde.“
    „Und das lässt du dir bieten?“
    „Na ja …“ Er wurde ein wenig rot. „Also, der eigentliche Kleinkrieg, der geht von ihr aus. Ich … na, sagen wir so: Ich mache es ihr auch nicht ganz leicht.“
    „Wenn du mich fragst: Du siehst aus, als hättest du den ganzen Morgen geschuftet.“ Hugh zupfte ihm am dreckverschmierten Wamsärmel. „Was – Kampfmontur?“
    Gervase grinste. „Ich bin der Wegelagerer ihrer Albträume.“ Er fuhr sich mit den Fingern durchs Zottelhaar, bis es in alle vier Winde stand, und kratzte sich das unrasierte Kinn.
    „Aber es will dir nicht gelingen, sie rauszuekeln?“
    Das Grinsen wandelte sich zu einem Lächeln, wenn auch zu einem wölfischen. „Noch nicht. Hat Mumm in den Knochen, die Lady. Aber ich gebe nicht auf.“
    In Wirklichkeit war de Mortimer auf liebreizendere Gesellschaft aus. Wahrscheinlich hatte er aus diesem Grunde den Umweg über Clifford eingeschlagen. Fündig wurde er schließlich – nach vielem unschuldigen Getue und einigen Überraschungen – in der Käserei.
    „Ihr seid ja noch da, Teuerste“, rief er erfreut und verneigte sich tief.
    „Lord Hugh!“ Petronilla schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Wie Ihr seht. Wir versuchen gerade, einen halbwegs essbaren Käse herzustellen. Wir hatten einige Schwierigkeiten.“
    „So? Erzählt doch mal.“ Zwar war ihm ein Rätsel, wieso eine Countess sich mit solch niederen Tätigkeiten abgab, aber sie bot ein entzückendes Bild, vor allem mit ihrem zu einem Krönchen gewundenen Haar, das ihre ebenmäßigen Züge betonte. Ob ihre geröteten Wangen von der Anstrengung herrührten oder von seinem plötzlichen Auftauchen in ihrem Reich, vermochte er nicht einzuschätzen. Hoffentlich Letzteres! Jedenfalls hob es seine Stimmung, als sie die Mägde ihren Aufgaben überließ, sich die Hände abwischte und Mortimer tatsächlich am Ärmel fasste.
    „Ich glaube kaum, dass Ihr davon hören wollt“, bemerkte sie kopfschüttelnd angesichts seines arglosen Lächelns. „Kommt

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