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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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es Euch lieber ist, Lady, dann küsse ich eben Euch!“ Mit einem Griff fasste er sie bei ihrem Zopf.
    „Lasst mich sofort los!“
    „Also, wenn ich es mir recht überlege, würde ich tatsächlich lieber Euch küssen. Wäre einen Versuch wert.“
    „Untersteht Euch!“ Ohne Rücksicht auf die Folgen holte sie zu einer gepfefferten Ohrfeige aus, damit er ihren Zopf freigab.
    „Na, na, na!“ Einen Hauch schneller als sie, fing er ihren Arm ab, führte ihre Hand an seine Lippen und küsste die empfindliche Haut innen am Handgelenk, wo das Blut pulste und pochte. Gleichzeitig verhinderte er so, dass sie die Faust ballen konnte. „Welch Dornen an einer solch zarten Blume! Schlagen, edle Rose, werdet Ihr mich nur dann, wenn ich es Euch erlaube.“
    Und als sie empört Luft holte, um ihn für diese Dreistigkeit zurechtzuweisen, da zog er sie an sich und hob sie, den Arm um ihre Taille geschlungen, auf die Zehenspitzen. Sein fester, auf einmal lächelnder Mund war nur einen Zoll von ihrem entfernt.
    Rosamund empfand wieder das seltsame Kribbeln in ihrem Bauch.
    Gervase hielt sie fest. Sie spürte seinen Atem warm auf ihrem Gesicht, fühlte das stete Klopfen seines Herzens. Seine gewaltige Körperkraft, seine Ausstrahlung, seine Hitze nahmen sie gefangen und ließen sie erbeben bis in die Fingerspitzen. Ihr war, als versinke sie in den Tiefen seiner funkelnden grauen Augen.
    Plötzlich senkte er seinen Mund auf ihren, fuhr sacht mit der Zungenspitze über ihre Unterlippe, knabberte zart an ihrem weichen Schwung. Unwillkürlich öffnete Rosamund die Lippen wie zu einer stummen Einladung. Welch ungeahnte Wonne! Doch im nächsten Momentan stockte ihr der Atem: Mit der Zunge berührte er auf einmal ihre, und der Kuss, der eben noch spielerisch und zart gewesen war, wurde nun immer fordernder.
    „Oh!“ Endlich lockerte er seinen Griff, sodass sie wie vor den Kopf geschlagen nach Luft schnappen konnte. „Das hätte ich nie gedacht …“
    „Was?“, raunte er, die Hände nach wie vor an ihren Schultern, die Lippen an der weichen Haut unter dem Ohrläppchen.
    Noch immer um Fassung ringend, stieß sie das hervor, was ihr als Erstes in den Sinn kam: „So hat mich noch nie jemand geküsst.“
    Das Funkeln in seinen Augen wurde noch glühender. Den Kopf leicht zur Seite geneigt, strich er mit dem Daumen über Rosamunds Unterlippe. „Dann bin ich also der Erste, hm? Vielleicht küsse ich Euch noch einmal.“ Bedächtig, als müsse er sich das erst überlegen, ließ er die Fingerspitze über ihr Kinn gleiten, danach an ihrer Kehle entlang, ganz sacht, bis zu der kleinen Vertiefung darunter. Von dort ging es weiter über das sanfte Rund ihres Busens, auf dem er den Finger einen winzigen Augenblick sinnend verharren ließ. Rosamund stand da, gespannt wie eine Bogensehne und in süßer Qual darauf wartend, dass er seinen Mund auf den ihren senkte.
    „Ach, lieber nicht. Nicht süß genug für mich. Bei Weitem nicht.“ Mit einem spöttischen Lächeln auf den markanten Zügen ließ er sie los, trat einen Schritt zurück und wartete ab, was sie wohl tun würde.
    Urplötzlich frei, bis auf die Knochen blamiert und einmal mehr sprachlos, war Rosamund den Tränen nahe. Sie wusste nur eins: nichts wie fort aus dieser Kammer, bloß weg von diesem unsäglichen Kerl! Bemüht, sich einen Rest von Würde zu bewahren, floh sie mit fliegenden Röcken aus der Käserei.
    Rosamund war außer sich vor Wut. Was fiel diesem Kerl ein, sie wie eine Schankmagd zu behandeln? So eine Unverfrorenheit! Da küsste dieser unverschämte Mensch sie in ihrer eigenen Käserei! Hoffentlich hatte er nicht gemerkt, wie ihr das Blut in den Adern pochte, als er mit den Lippen ihr Handgelenk berührte! Oder wie sie in seinen Armen dahinschmolz, so hautnah an ihn geschmiegt, dass nicht mal ein Lufthauch mehr dazwischenpasste! Bei der Erinnerung an seine dreiste Liebkosung röteten sich ihre Wangen vor lauter Scham, weil sie ihm dies alles erlaubt hatte. Und dann, nach dem längsten Augenblick ihres Lebens, als sie ihren Stolz überwand und sogar zugab, bisher habe noch kein Mann sie küssen wollen, da hatte er sie losgelassen, als ekle er sich vor ihr. Als sei sie seiner Zärtlichkeiten gar nicht würdig.
    Aber mit einer Milchmagd anbändeln!
    Was gibt es denn an mir auszusetzen, dass er mich kein zweites Mal küssen wollte?
    Nun, die Antwort lag doch auf der Hand, oder? Durch ihren Versuch, ihm eine Ohrfeige zu geben, hatte sie sich bestimmt nicht sonderlich beliebt

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