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Die Liebeslotterie

Die Liebeslotterie

Titel: Die Liebeslotterie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Nicoll
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Dalmatiner», wiederholte Tibo niedergeschlagen.
    «Ja. Ich habe einen schwarzen Fleck rund um mein Auge, den ich übrigens sehr attraktiv finde, und auch an meinen Beinen haben sich welche gebildet. Ich rechne damit, dass es im Laufe meiner Verwandlung noch mehr werden.»
    «Im Laufe deiner Verwandlung. Agathe, du bist kein Hund.Du wirst dich nicht in einen Hund verwandeln. Du stehst unter Schock.»
    Agathe schüttelte den Kopf. «Tibo, ich habe mich nie besser gefühlt. Natürlich werden auf uns einige Veränderungen zukommen. Ich werde meine Kündigung einreichen. Ich kann wirklich nicht mehr für dich arbeiten. Hunde können nicht Maschine schreiben.»
    «Oder sprechen.»
    «Das wäre albern.»
    Tibo betrachtete Agathe für eine Weile und kam zu der Einsicht, es sei nicht zu spät, an ihren Verstand zu appellieren. «Agathe», sagte er, «hast du dich gefragt, wo du leben wirst? Du kannst nicht auf der Straße leben. In Dot gibt es einen recht geschickten Hundefänger. Er wird dich in den Zwinger sperren, und dann, nach zehn Tagen, wenn dich keiner abgeholt hat – und dich wird keiner abholen, weil du keinen Besitzer hast   …» Tibo packte sie bei den Ohren und ahmte ein elektrisches Sirren nach. «Bssst!»
    Agathe wirkte verletzt, aber sie sagte: «Ja. Daran habe ich auch schon gedacht. Ehrlich gesagt, hatte ich gehofft, bei dir unterzukommen.»
    «Bei mir?»
    «Ja, Tibo. Komm, sag die Wahrheit – hast du dir als kleiner Junge nicht manchmal gewünscht, ein Hund würde dir nachlaufen, ein Hund, den du behalten darfst? Hast du nicht? Doch, hast du, ich weiß es! Tja, und nun passiert es wirklich.»
    Als Agathe das sagte, sah Tibo sich als Kind an einer Straßenecke in einem nicht besonders hübschen Teil von Dot stehen und einen kleinen Hund mit gelben Pfoten beobachten. Tibo wartet, er wünscht sich, der Hund würde die Straße überqueren und ihn als Herrchen erwählen. Aber der Hundlief lieber nach Hause. Immer ist es so gewesen. Und nun stand Agathe vor ihm und wedelte mit dem Schwanz.
    «Also gut», sagte Tibo, «du kannst bei mir wohnen. Wenn es so weit ist.»
    «Wenn es so weit ist», wiederholte Agathe.
    «Ja, dann werde ich dir einen Platz zum Leben anbieten.»
    «Platz!», sagte Agathe streng und hob den Zeigefinger.
    «So meinte ich das nicht! Agathe, du verwandelst dich nicht in einen Hund. Ich will kein Wort mehr davon hören. Du bist im Moment einfach ein bisschen überreizt, das ist alles.»
    Agathe machte ein ernstes Gesicht.
    «Agathe, bitte! Hör mir zu. Ich muss jetzt gehen. Ich muss etwas erledigen. Willst du mitkommen? Falls ja, muss ich dich bitten, dich zu benehmen. Ich will von diesem Hunde-Unsinn nichts mehr hören!»
    «Tibo, das ist kein Unsinn. Versuch doch, mich zu verstehen. So ist es nun einmal, und ich schäme mich nicht dafür, und ich werde mir keinen Maulkorb verpassen lassen.»
    Der gute Bürgermeister Krovic streichelte ihr Gesicht, so, wie er es sich seit Jahren erträumt hatte, außer dass er es sich immer als Einleitung zu einem Kuss vorgestellt hatte und nicht, um Agathe über ein Veilchen hinwegzutrösten. Er sagte: «Oh, Agathe, mein armer Liebling! Es tut mir so leid.» Dann ging er zur Tür, sagte: «Warte hier!», und schloss Agathe im Vorzimmer ein.
    Tibo lief über die Hintertreppe zu Peter Stavos Hausmeisterkabine hinunter und erteilte die strenge Anweisung, niemand dürfe sich während der nächsten halben Stunde dem Bürgermeisterbüro nähern, «nicht einmal bei Feuer», und dann verließ er das Rathaus.

 
    TIBO WAR NICHT unbedingt für seine Sportlichkeit bekannt. Es war recht unwahrscheinlich, dass die Einwohner von Dot beim abendlichen Glas Wein oder bei was auch immer zueinander sagten: «Heute Morgen habe ich Bürgermeister Krovic durch die Schlossstraße rennen sehen.» Aber an jenem Tag rannte Tibo, und er krachte in die Türen des Goldenen Engel wie ein führerloser Zug.
    Cesare hinter der Kaffeeorgel riss die Augenbrauen so weit in die Höhe, dass sie unter seinem pomadierten Schopf zu verschwinden drohten. Trotzdem zwang er sich zu einem dünnen Willkommenslächeln. Er machte jedoch ein bestürztes Gesicht, als Bürgermeister Krovic alle Regeln brach und es wagte, hinter den Tresen zu kommen. «Cesare, ein Wort.» Mehr sagte er nicht.
    Die Lage war so ernst, dass Cesare sich nicht mehr allein auf seine Augenbrauen verlassen konnte. Er hob den Finger und winkte Beppo zu sich, der am anderen Ende des Restaurants stand. «Bruder, du übernimmst das

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