Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
Vom Netzwerk:
»Aber bei der Gymnastik mache ich selbstverständlich mit.«
    Das Lachen und Kichern verging den Mädchen. Als sie beim Wedelspringen von einer Seite einer niederen Bank zur anderen hüpfen sollten, hielten nicht mal Val oder Elena so lange durch wie Charly. Beim Armschwingen, dem Beckenkreisen und dem Drehen der Beine erholten sie sich wieder, doch beim Hüpfen und abwechselnden Strecken der Beine in der Hocke zeigte sie selbst dann noch keine Ermüdungserscheinung, als sogar Valerie keuchend aufgegeben hatte.
    Fräulein Cugat ließ nicht locker. »Du kennst die Übungen?«
    »Natürlich. In meinem … in meiner alten Schule haben wir regelmäßig trainiert.«

    Nach der Sportstunde hatte Elena den Unterricht teilnahmslos über sich ergehen lassen. Nur einmal hatte sie etwas Interesse gezeigt. Das war in der fünften Stunde, in Biologie gewesen, als sie sich zufällig mit Max ein Mikroskop teilte. Beide waren Brillenträger, was sie beim Durchdie-Linse-Schauen etwas beeinträchtigte. Max fluchte leise, Jem, der mit Victoria am Nebentisch stand, zischte, er solle sich endlich Kontaktlinsen zulegen.

    »Du weißt doch, dass meine Augen die nicht vertragen«, brauste Max auf und fuhr mit beiden Händen durch seine wuscheligen dunklen Haare. »Also behalte gefälligst deine blöden Ratschläge für dich.«
    »Hab’s ja nur gut gemeint.«
    »Okay. Schon vergessen. Sag mal, Elena, warum trägst du eine Brille?«, erkundigte er sich.
    Unbehaglich hob sie die Schultern. »Die ist mir eigentlich völlig egal.«
    »So wie der depressive Pulli und die unschicken Jeans?«
    Elena fühlte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg. Hallo?! Warum musste der Kerl ständig auf ihr herumhacken? Sie wusste ja, dass sie vom Villa-Rosa-Standard lichtjahreweit entfernt war, aber, verdammt noch mal, es machte ihr nichts aus! Kein bisschen machte es ihr aus, als Loser des Internats zu gelten - einer musste es ja sein. Pech für sie, wenn sie es traf. Okay, genau das würde sie dem … dem SCHULSPRECHER mal so brutal unter sein gepflegtes Näschen reiben, dass er sich drei Tage nicht mehr ans Tageslicht wagen würde!
    Wütend wandte Elena sich um und -
    - sah in zwei grüne Augen, in denen Spottlust tanzte. Max verzog den üppig geschnittenen Mund, und zwei Grübchen erschienen in seinen Wangen.
    Elena schluckte. Worüber hatte sie sich aufgeregt? Was hatte sie ihm gerade an den Kopf schleudern wollen? Ihr Hirn war so leer, als habe nie ein Gedanke darin genistet.
    »Sorry. Ich wollte dich nicht kränken. Ich find’s nur schade, dass man deine Wimpern hinter den Gläsern nicht sieht. Sie sind ungewöhnlich lang, weißt du das eigentlich? Und Bernsteinaugen mit goldenen Einsprengseln hat auch nicht jede, sag ich mal.«

    Elena war verdammt froh, als sich Herr Dorn, der Biolehrer, jedes Privatgespräch verbat; obwohl ihr Gehirn langsam wieder in die Gänge kam, war sie für eine freche, schlagfertige Antwort zu unbeholfen. Und hätte sie Max etwa sagen sollen, dass sie, der Loser von Villa Rosa, es ganz angenehm gefunden hatte, mit ihm zusammen zu mikroskopieren?
    Als sie der Gong zum Mittagessen rief und sie neben Charly den Speisesaal betrat, wurde ihr vom Lärm und dem Geruch nach Essen ganz übel. Unschlüssig stand sie am Büfett und entschied sich nach langem Zögern für eine Suppe und einen Salat.
    Wie schon am Morgen wedelte Max mit beiden Armen. »Hierher! Wir haben für euch Plätze reserviert!«
    Er warf einen ungläubigen Blick auf ihr Tablett. »Sag mal, reicht dir das etwa? Bist du auf Diät? Das Essen ist echt nicht schlecht, auch wenn manche das behaupten.«
    »Ich bin nicht auf Diät.« Ihre Mutter hatte selten »richtig« gekocht; meist hatten sie und ihre Schwester nach der Schule etwas lieblos Zusammengerührtes in sich hineingestopft. »Ich hab keinen großen Hunger.«
    »Das kann nicht sein. Ich als Schulsprecher sag dir, dass du dir sofort noch was holst.«
    Er lächelte so gewinnend, dass Elena tatsächlich aufstand und sich ein Brötchen auf den Teller legte. Er ist nett , dachte sie, sehr nett . Aber warum kümmert er sich darum, ob ich viel oder wenig esse ?
    Jem unterhielt sich über den Tisch hinweg mit Charly; die drei anderen, Mia, Victoria und Sophia-Leonie, hatten sich ganz selbstverständlich zu ihnen gesetzt und diskutierten Mademoiselle Cugats Skigymnastik, die sie einfach sinnlos und öde fanden.

    Plötzlich schaltete sich Charly ein. »Wir in Zermatt haben dieselben Übungen gemacht. Glaubt mir, es gibt

Weitere Kostenlose Bücher