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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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Einkaufsquelle.«
    Hätte sie nur nicht verschlafen! Elena klemmte ihren Plastikwaschbeutel aus einem Billigkaufhaus unter den Arm und wäre schon auf dem Flur wieder umgekehrt, wenn ihr eine Ausrede eingefallen wäre. Ein kleiner Schnupfen hätte ihr genügt!
    Im Waschraum war Rushhour. Sieben Mädchen zählte
Elena; Victoria und Mia standen gänzlich unbekleidet, drei ihr noch Unbekannte in Slip und BH vor den Spiegeln über den Waschbecken und schminkten sich, Sophia-Leonie föhnte ihre Haare, und Swetlana schlüpfte gerade in ihren Bademantel. »Gestern Abend wollte ich es dir schon sagen, aber du hast mich aus dem Zimmer geworfen. Hier sind eure Fächer.« Sie deutete auf zwei Waschbecken mit den darüber angebrachten Schränkchen und rauschte hinaus.
    Sophia-Leonie schaltete den Fön aus. »So ist sie eben, unsere liebe Swetlana. Wir alle sind noch immer auf der Suche nach ihren guten Seiten, aber offensichtlich sind unsere Augen zu schwach, um welche zu erkennen. Also mach dir nichts draus, Darling, wenn sie dich anschnauzt. Sie kann nicht anders.«
    Elena lächelte sie dankbar an. »Okay«, sagte sie nur. Sie legte die Brille auf die Ablage und putzte erst mal so lange ihre Zähne, bis nur noch Mia neben ihr stand.
    »Du weißt, dass du in -« Mia schaute auf ihre Armbanduhr »- in genau sieben Minuten fertig sein musst? Verspätung beim Frühstück wird nicht geduldet, also beeile dich.«
    Endlich war Elena allein. In fliegender Hast warf sie den Bademantel über einen Haken, drehte die Dusche auf, seifte sich ein, verzichtete aufs Haarewaschen, hüllte sich noch nass in den Mantel, raste ins Zimmer, zog frische Unterwäsche, die Jeans und den mausgrauen Pulli vom Anreisetag an, fuhr sich durch die Haare, setzte die Brille auf - und war mit dem Gongschlag fertig.
    »Maßarbeit«, stellte Charly fest. Sie hatte eine getönte Tagescreme aufgetragen, die Augen mit einem Lidstrich betont und mit Mascara nicht gespart. Ihre rotblonden Locken glänzten und fielen ihr bis über die Schultern, sie trug
ein grünes, langärmliges Polohemd, dunkle Jeans und dazu einen türkisfarbenen Ledergürtel. Charly sah nicht nur verdammt gut aus, sie versprühte auch so viel Lebensfreude, dass Elena demütig in sich hineinkroch.
    Im Speisesaal prallten müde Morgenmuffel und fröhliche Frühaufsteher aufeinander. Die einen begnügten sich mit einer Tasse Ovomaltine oder Kaffee und schlurften schläfrig zu einem freien Platz, die anderen beluden ihre Teller mit Brötchen, Butter, Wurst und Käse und löffelten gleich noch eine Ladung Marmelade an die Seite.
    Elena schüttelte sich; sie brachte morgens nichts außer ein paar Cornflakes mit Milch herunter. Charly gehörte zur Spiegeleier-mit-Speck-Pilzen-und-Ketchup-Fraktion, bediente sich reichlich und setzte sich neben Gordon.
    Vom Nebentisch winkte Max Elena zu. »Hi! Hier ist noch ein Stuhl frei!« Eigentlich hätte sie sich gerne zu ihm gesetzt, nahm dann aber doch neben Charly Platz. Poldy, der auch am Tisch saß, sah reichlich zerknautscht aus, nickte ihr nur kurz zu und murmelte etwas von »Glaub ja nicht, ich würd’ mich mit dir unterhalten«.
    Das war ihr nur recht; sie zwang sich, wenigstens einige Löffel voll zu essen, dann trug sie den Teller zur Durchreiche und kam mit einer Tasse Kaffee zurück.
    »Wir haben uns gestern Abend noch den Pavillon angesehen«, sagte Charly gerade.
    »Mitten im Schneesturm seid ihr hochgegangen?«, erkundigte sich Gordon. »Wie tapfer. Und wie romantisch.«
    Charly nickte. »In einem der Aschenbecher im Pavillon lag eine brennende Zigarette. Das Komische daran war, dass wir keine Fußspuren im Schnee gesehen hatten.«
    »Wirklich? There is society, where none intrudes?«
    »Bitte?«

    »Lord Byron«, erklärte Gordon prompt. »›The Ocean‹, vierte Zeile.«
    »Lass das, Gordon«, knurrte Poldy. »Die Zigarette ist ganz simpel zu erklären: im Pavillon spukt Frankensteins Monster herum. Es ist ein gefährlicher Ort.«
    »Ich glaube nicht an Geister.«
    »Wie du meinst.« Poldy stapelte sein benutztes Geschirr aufeinander. »Was die Geister im Pavillon angeht, liebe Charly, bist du nach nur einem Tag in Villa Rosa nicht befugt, dir ein Urteil zu erlauben. Okay, man sieht sich.«
    Halb empört, halb amüsiert schüttelte Charly den Kopf. »Dein Freund spinnt.«
    »Mitnichten, liebe Charly -«
    Eine Hand mit perlmuttrosa lackierten Nägeln legte sich auf Gordons Schulter, ein Kopf mit halblangen weißblonden Haaren beugte sich zu ihm

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