Die Liebesluege
lieber zu neunt oder zehnt zusammenquetschten. Als Max Elena sah, winkte er sofort und deutete auf einen Stuhl an seiner Seite, den er für sie frei gehalten hatte. »Du siehst super aus. Aber warum zwinkerst du so?«
»Wegen der neuen Kontaktlinsen.«
»Genau deshalb trenne ich mich nicht von meiner Brille.«
Elena legte eine Käsescheibe aufs Brot. Während sie aß, verglich sie Max mit Stefan. Max bemerkte ihren Blick und wurde ein bisschen rot. »Ist was?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Hast du heute Abend etwas vor?«
»Ich muss Hausaufgaben machen.« Das stimmte, aber eigentlich musste sie erst mal ihre Gedanken bezüglich Max und Stefan sortieren, und was sie besonders bedrückte, war der Brief an ihren Vater. Sie hatte ihn Professor Mori versprochen!
Max deutete ihr Zögern ganz falsch. »Komm schon, die laufen dir nicht weg.«
»Wirklich, es geht nicht.«
»Wenn du meinst …« Enttäuscht stand er auf. »Ich geh dann mal.«
Als Elena danach in ihr Zimmer kam, saßen schon Jem und Max, Victoria, Mia und Sophia-Leonie auf dem Boden vor Charlys Bett. »Wir haben überall herumerzählt, wie fies Swetlana heute über Charly gesprochen hat.« Mia sah sehr zufrieden aus. »Aber wie soll es weitergehen? Was könnte Swetlana in die Schranken weisen?«
»Tatsache ist, dass sich Lana über kleine Gemeinheiten lächelnd hinwegsetzt«, stellte Jem fest. »Was meinst du, Elena?«
Elena hatte sich nicht zu Max auf den Fußboden, sondern auf ihr Bett gesetzt. »Hm. Die Frage ist doch: Warum ist Swetlana so, wie sie ist? Wisst ihr das?«
»So ist sie eben geboren worden«, meinte Jem verächtlich.
»Sie konnte es noch nie ertragen, wenn jemand besser ist als sie. Außer in Sport natürlich. Fährt sie morgen mit uns Ski?«, fragte Mia.
»Hundert Pro. Ich hab nämlich mitbekommen, wie sie zu Cugat sagte, sie fühle sich nicht wohl. Aber da ist sie schlecht angekommen, ganz schlecht.« Victoria grinste schadenfroh. »Cugat kennt kein Pardon, wenn’s um ihr geliebtes Skifahren geht. Wer nicht mit 40 Grad Fieber im Bett liegt, muss auf die Piste.«
Charly lächelte und trank einen Schluck Kamillentee.
»Jetzt hab ich eine Idee!« Jem grinste. »Wie wäre es, wenn einer von uns vor ihr so über die Bahn kurvt, dass sie unsicher wird und in den Schnee plumpst? Es wäre kein schlimmer Sturz, sie würde sich nur lächerlich machen und - he, was ist denn, Charly?«
»Mir ist wieder so schlecht …« Charly spurtete aus dem Zimmer.
»Scheiße.« Max rappelte sich auf. »Leute, ich denke, es ist besser, wir verkrümeln uns.«
Elena war ihrer Freundin auf die Toilette gefolgt. Charly würgte und quälte sich, aber außer ein bisschen Tee und Zwieback kam nichts.
Elena half Charly wieder ins Bett und stellte fest, dass die Wärmflasche kalt war. Außerdem war Max immer noch da; er stand an ihrem Schreibtisch. »Hat der gelbe Post-it-Zettel etwas zu bedeuten?«
»Wie?« Elena hatte Charly zugedeckt und wischte ihr die schweißnasse Stirn ab.
»Hier steht: › If you run, you might lose. If you don’t run, you lose .‹ Bist du ein Sport-Ass, Elena? Bist du eine Sprinterin?«
»Quatsch. Ich bin -«, sie drehte sich zu ihm um, »nirgendwo etwas Besonderes.«
»Aber warum hast du dann -«
»Ist Frau Rode noch im Haus?«
»Kann sein.« Mit einem Blick, den Elena nicht zu deuten wusste, verließ er das Zimmer.
Frau Rode saß glücklicherweise noch an ihrem PC und hämmerte auf die Tasten.
»Charly hat wieder gespuckt, und ihre Wärmflasche ist kalt.«
Die Sekretärin sprang auf. »Das darf nicht wahr sein!« Sie reichte Elena einen braunen Briefumschlag. »Der ist heute mit der Nachmittagspost gekommen. Ich zeige dir, wo in der Teeküche der Wasserkocher steht.«
Elena klemmte den Umschlag unter den Arm und folgte Frau Rode. Die füllte den Kessel mit Wasser und trommelte, während er summte, mit den Fingerspitzen ungeduldig
auf die Tischplatte. »Ich verstehe das nicht … das Mädchen ist kerngesund. Füllst du die Wärmflasche? Ich gehe schon mal hoch.«
Jeder hätte sehen können, dass es Charly wirklich schlecht ging. Sie zitterte am ganzen Leib, würgte und griff nach der Wärmflasche wie nach einem Rettungsanker. »Wenn es dir morgen nicht besser geht, rufe ich doch den Arzt«, sagte Frau Rode gerade, knipste die kleine Lampe auf Elenas Schreibtisch an und die Deckenbeleuchtung aus. »Versuch zu schlafen, und wenn was sein sollte, Elena, weißt du, wo du mich findest.«
»Das weiß ich noch
Weitere Kostenlose Bücher