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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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das wirklich nicht gewusst.« Charly schüttelte bedauernd den Kopf. »Nächstes Mal werden wir pünktlich sein.«
    »Schon gut, schon gut. Hier, streift diese alten Hemden über und zieht die Plastikschürzen an. Wisst ihr schon, in welcher Gruppe ihr mitarbeiten wollt?«
    »Dürfen wir uns erst mal umsehen, Herr Crupinski? Und überhaupt - was wird hier gemacht?«, fragte Charly, während sie und Elena von Gruppe zu Gruppe gingen und mit ehrlichem Erstaunen die Werke musterten, die da entstanden.

    Victoria, Mia und Sophia-Leonie arbeiteten an einem Hund. Dazu hatten sie eine Art Gerüst aus schmalen Latten zusammengenagelt. Auf dem Tisch stand eine Schale mit angerührtem Tapetenkleister; sie knüllten Zeitungspapier zusammen, tauchten es in die klebrige, fast farblose Flüssigkeit und pappten die formbare Masse ans Gerüst - die Umrisse des Hundes waren schon deutlich sichtbar.
    »Das Ganze wird dann im Sinne und nach dem Beispiel von Niki de Saint Phalle bemalt«, erklärte Herr Crupinski. »Ihr kennt doch die Werke der Künstlerin?«
    Elena nickte. »Im Kölner Museum für Moderne Kunst steht gleich in der Eingangshalle eine ihrer großen Frauenfiguren.«
    Herr Crupinski lächelte. »Sie ist eine Wucht, sie füllt die gesamte Halle mit ihrer Lebenslust, nicht wahr?«
    »Von der Dame hab ich noch nie was gehört«, gestand Charly. Swetlana lästerte leise: »Ich sag nur: Zermatt! Hinter den Bergen, bei den sieben Zwergen …«
    Charly fuhr herum. »Wie schmeichelhaft für mich, dass du mich mit Schneewittchen vergleichst, Swetty!«
    Herr Crupinski war unterdessen an seinen Tisch zurückgegangen und winkte Charly und Elena. »Hier! Schaut euch die Abbildungen an, damit ihr eine Ahnung davon bekommt, was wir gerade gestalten.«
    Die meisten hatten sich eine Frauen- oder Männerfigur ausgedacht, Jem und Max allerdings arbeiteten an einer Art Fabelwesen: Es hatte den Leib eines Vogels, der Kopf sollte der einer Frau werden. »Eigentlich wollten wir Frankensteins Monster zusammenkleistern, aber leider wollte Herr Crupinski davon nichts wissen; er verlangt was Buntes, Fröhliches«, erklärte Jem. »Möchtest du mit uns arbeiten, Elena? Sag Ja, wir brauchen jemand, der uns inspiriert.«

    Max grinste. »Zwei Hände mehr könnten wir gut gebrauchen.«
    Elena nickte zustimmend; am vorigen Abend waren sie doch recht plötzlich auseinandergegangen, aber er schien ihr das nicht übel zu nehmen. »Wirklich? Meint ihr das ehrlich? Ich würde gerne mit euch arbeiten. Übrigens«, sie räusperte sich verlegen, »haben wir in meiner alten Schule schon mal so was Ähnliches gemacht, allerdings nicht in diesem großen Format.«
    »Mensch, bald können wir uns auf die faule Haut legen, Max«, erklärte Jem. »Leg los, Elena. Ich beschmutze meine Finger ungern mit diesem ekligen Schleimzeugs, weißt du?«
    Da sich Charly zu Victorias Gruppe gesellt hatte, krempelte Elena die Ärmel hoch und »legte los«. Es wurde still im Werkraum, nur das Rascheln des Papiers war zu hören und ab und zu leises Murmeln.
    Nach einer Stunde trat Elena einen Schritt zurück. »Ich würde den Leib voller machen. Und die Flügel müssten größer, schwungvoller sein, damit sie dem Betrachter den Eindruck von Stärke vermitteln.«
    »Einverstanden.«
    »Wie seht ihr das Fabelwesen? Ist es in eurer Vorstellung böse oder gut?«
    Jem und Max blickten sich verdutzt an. »Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht. Wie hättest du es denn gern, Elena?«
    »Es ist euer Fabelwesen.«
    »Quatsch.« Von Max’ Händen tropfte Kleister. »Herr Crupinski, könnten Sie mal zu uns kommen? Ihre Meinung ist gefragt!«
    Als die Jungs Elenas Frage wiederholt hatten, wandte er
sich ihr zu. »Kann ein Fabelwesen sowohl gut und böse sein? Was meinst du, Elena?«
    Mist! Hätte ich nur den Mund gehalten! Sie schluckte.
    »Ein Fabelwesen steht für ein bestimmtes menschliches oder auch tierisches Verhalten, es ist … es ist eine Art Symbol.« Verlegen wischte sie die Hände an einem feuchten Tuch ab.
    Herr Crupinski ließ sie nicht aus den Augen. »Und weiter?«
    »Weil das so ist, sollten wir uns jetzt entscheiden, wie wir das Fabelwesen gestalten. Was Unbestimmtes zu machen fände ich schade.«
    Herr Crupinski lächelte sie aufmunternd an. »Und weiter?«, wiederholte er.
    Fast hätte Elena wieder mal auf ihrem Zeigefingerknöchel herumgekaut; im letzten Augenblick verschränkte sie die Hände auf dem Rücken. Warum fragte Crupinski nicht die Jungs?
    »In

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