Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
Vom Netzwerk:
also nicht um ihren Vater? Elena räusperte sich erleichtert. »Ich kenne die Technik. In meiner alten Schule haben wir so etwas schon gemacht.«
    »Das erwähnte Herr Crupinski.« Professor Mori wartete. Elena beugte sich vor. »Das Problem ist die Zeit. Herr Crupinski meinte, ich könne an den Wochenenden arbeiten. Bitte erlauben Sie es, Frau Professor Mori.«
    »Es ist dir wichtig, nicht wahr? Warum?«
    Elena schaute auf ihre Hände. »Ich weiß es nicht. Der Fabelvogel von Jem und Max wird schön, aber ich finde … ich finde, er sollte anders aussehen.«
    Professor Mori hob eine Augenbraue.
    »Zwiespältiger. Und aggressiver. Ja, auf jeden Fall aggressiver. Der Betrachter muss sehen, dass er nicht harmlos ist. Dass er zustoßen kann.«
    »Warum?«, wiederholte Professor Mori.
    Mein Gott, das erklärte sich doch von selbst! »Er ist halb Tier, halb Mensch, mit dem Kopf eines Menschen.
    »Was bedeutet das?«
    »Dass er … dass er seine Instinkte nicht einfach ausleben kann, weil er eben einen menschlichen Kopf hat. Wie gesagt,
ein Mensch denkt nach.« Elena lächelte. »Das ist der Zwiespalt, den ich herausarbeiten möchte. Genau das reizt mich.«
    »Ich verstehe noch nicht ganz …« Professor Mori ließ nicht locker. »Dein Fabelwesen soll den Konflikt zwischen überlegtem und dem vom Instinkt geleiteten Handeln darstellen?«
    »Ja. Den Konflikt gibt es doch, Frau Professor Mori.«
    »Inwiefern?«
    Elena senkte den Kopf. »Manchmal«, sagte sie leise, »tut man etwas, ohne nachzudenken. Später bereut man das.«
    Professor Mori musterte sie mit großem Interesse. »Bleibt noch die Frage zu klären, wann du an deinem Projekt arbeiten wirst.«
    »An den Samstagnachmittagen. Natürlich werde ich immer alles wieder sauber machen.«
    »Das setze ich voraus. Was wird deine Freundin sagen, wenn du nichts mit ihr unternehmen kannst oder willst?«
    Elena stellte Frau Professor Mori eine Gegenfrage. »Muss ich in den Osterferien nach Hause?«
    »Willst du das denn nicht?«
    Elenas NEIN kam rasch und entschieden.
    »Besprich das mit deinen Eltern. Wenn sie einverstanden sind -«
    »Sie sind bestimmt einverstanden. Ich weiß das.«
    »Dann wären die vierzehn Tage die richtige Zeit für dein Projekt. Du klärst das mit deinen Eltern und gibst mir Bescheid, Elena. Ach, noch etwas. Hast du deinem Vater deinen Dank mitgeteilt?«
    »Noch nicht.«
    »Zögere nicht länger, Elena. Versprich mir das.« Frau Professor Mori erhob sich. »Du fährst sehr gut Ski, sagte
mir Mademoiselle Cugat. Das freut mich.« Sie reichte Elena die Hand. »Gute Nacht. Oder soll ich sagen: Viel Vergnügen in der Bar?«, setzte sie lächelnd hinzu. »Du gehst doch jetzt noch in die Bar, nicht wahr?«
    »Vielleicht.« Verdammt, gab es denn nichts, was ihr verborgen blieb? »Ich danke Ihnen, dass ich in den Osterferien hierbleiben darf«, sagte sie zum Abschied, dann rannte sie die Treppen hinauf und in ihr Zimmer. »Charly, du ahnst ja nicht -«
    »Dein Handy hat gepiept«, sagte Charly gleichzeitig. »Was ahne ich nicht? Wer dir eine SMS geschickt hat? Nö. Geht mich ja nichts an.« Ihre Freundin saß lesend im Bett und sah schon beinahe wieder blendend aus. »Ist was los in der Bar?«
    »Ich war bei Professor Mori«, entgegnete Elena und las die SMS.

    ICH FREUE MICH AUF MITTWOCH. NICHT VERGESSEN! STEFAN

    Als hätte sie sich daran verbrannt, ließ Elena das Handy in die Schublade zurückfallen. Du lieber Himmel! Stefan, der Mann mit dem roten Porsche und dem genialen Rasierwasser, meinte es ernst - das war ja der komplette Wahnsinn!
    »Ist was?«, erkundigte sich Charly.
    »N-n-n-eee«, stotterte Elena. »Ich muss los. Max wartet auf mich.« Mensch, ich fass es nicht! , jubelte sie innerlich. Stefan! Sie würde ihn treffen! Aber wie verhielt man sich in einer solchen Situation, wenn man mit fast siebzehn noch komplett unerfahren war?
    »Was wollte Professor Mori von dir?«
    Charlys Stimme holte sie auf die Erde zurück. »Ich muss
in den Osterferien nicht nach Hause.« Und hab unbegrenzt Zeit, mich mit Stefan zu treffen, fügte sie im Stillen hinzu.
    »Willst du wirklich nicht nach Hause, Elena?«
    »Um keinen Preis der Welt«, rief sie und stürmte hinaus.

    Von Weitem hielt Elena das Schwarze an der Wand vor der Bar für einen Schatten, aber als sie näher kam, bewegte sich dieser. »Max!«, rief Elena, und warf ihm für ihre Verhältnisse ein geradezu strahlendes Lächeln zu. »Ich kann in den Osterferien in Villa Rosa bleiben! Was sagst du

Weitere Kostenlose Bücher