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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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Nachmittag war, schlenderte er aus dem Casino und zu seinem Auto. Als er Elena und Max sah, stutzte er zuerst, dann hob er grüßend die Hand.
    »Kennst du den?«
    »Nö«, sagte Elena, rot im Gesicht. »Der war nur auch beim Optiker, als ich die Linsen bestellt habe.«
    Der rote Porsche stand im absoluten Halteverbot und war nicht mal abgeschlossen. Als sich Stefan auf den Sitz fallen ließ, sah er ihr direkt in die Augen.
    »Der kennt dich«, beharrte Max. »Hast du dich seinetwegen immer wieder umgeschaut?«
    Elena hob die Schultern und schwieg.
    »Gib’s doch zu, dass es stimmt.«
    »Ich kann doch nicht zugeben, was nicht stimmt«, entgegnete Elena verwirrt. »Jedenfalls stimmt es nicht so direkt.«
    Max war sauer, und der Nachmittag war im Eimer.
    Sie gingen dann doch noch die Uferpromenade entlang. Die Wellen des Sees schwappten auf die Steine, der Regen trommelte auf den Schirm, den Max über ihre Köpfe hielt.
    Während eines besonders heftigen Schauers flüchteten sie in ein Café, wo sich Elena noch unbehaglicher fühlte als unter dem Schirm. Max erzählte zwar ein bisschen was über einen Lehrer oder zwei, aber sie hörte kaum zu. Gedankenverloren starrte sie auf die Straße - und erstarrte. Dort, direkt vor dem Fenster, ging eine Frau im beigen Burberry vorbei, den karierten Schirm über dem Kopf.
    »Was ist?«, unterbrach Max seine Erzählung.

    »D-d-das«, stammelte Elena, »das … die Frau sah aus wie meine Schwester.«
    »Ist ja toll. Vielleicht wollte sie dich besuchen. Sollen wir ihr nachrennen? Wir holen sie bestimmt noch ein.«
    »Nein!« Bloß nicht! »Sie kann’s nicht gewesen sein.«
    »Warum denn nicht? Von Heidelberg bis Montreux sind’s nur ein paar Stunden.«
    »Ich hab mich getäuscht.« Elena bemühte sich, ruhig zu werden. Sie hatte keine Lust auf neugierige Fragen. Und natürlich kam schon eine.
    »Ist deine Schwester Teil deiner Familienstory?«
    Elena nickte. »Ihretwegen …«
    Max verstand. »Das kommt in den besten Familien vor.«
    »Du weißt nicht, was passiert ist.«
    »Nö. Kann ich ja nicht, wenn du es mir nicht sagst. War ja schließlich nicht dabei, oder?« Weil sie nichts sagte, fragte er: »War es denn so schlimm?«
    »Es war noch viel schlimmer. Und ich …« Sie schluckte krampfhaft. »Ich war schuld daran.«
    Er wartete. »Manchmal hilft’s, wenn man darüber redet.«
    »Redest du mit Jem über deine Familie?«
    Er spielte den Überlegenen. »Frauen reden über alles, Männer schweigen über alles. So ist’s eben. Mach was dagegen.«
    Als Elena nicht reagierte, streckte Max seinen Zeigefinger aus und stupste Elena ein, zweimal auf die Nasenspitze. Sie schubste seinen Finger unwillig beiseite. Max steckte die Hände in die Taschen und schwieg.

Kapitel 12

    Auch Charly blieb an dem verregneten Sonntagnachmittag nicht in Villa Rosa.
    Gordon und Poldy holten sie ab, denn sie wollten ihr Schloss Chillon zeigen. »Das ist ein absolutes Muss«, sagte Gordon streng und schwenkte den Schirm, den er über sich und Poldy hielt - Charly hatte auf ihrem eigenen roten bestanden. Da, wo die Straße eine Kurve machte, lehnten sie sich ans Geländer. Gleichmäßig und so, als wäre da oben ein unerschöpflicher Wasserspeicher, fiel der Regen aus den bleigrauen Wolken in den See, der einem alterstrüben Spiegel glich. Von den Bergen am jenseitigen Ufer war nicht mal etwas zu ahnen; man hätte meinen können, unter ihnen erstrecke sich eine weite Ebene.
    Auf ihrer Seite allerdings fiel der Hang steil ab, und wo er zum See hin auslief, lag Schloss Chillon: abweisend, düster, klobig; ein grauer Kasten.
    »Schloss Chillon liegt auf einem Felsen am Ufer des Sees«, begann Gordon zu erzählen. »Strategisch gesehen ist es ein perfekter Standort, denn vom See bis hinauf zum Großen St. Bernhard und über den Simplonpass führte kein anderer Weg. Jeder Wanderer, jeder Händler musste durch die enge Gasse zwischen Burg und Berg und Wegzoll entrichten. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte sich der Prior von Genf, Francois Bonivard, für die Unabhängigkeit Genfs und für die Sache der Reformation ein, weshalb ihn die katholischen Savoyer in den Kerker warfen und ihn an eine
Säule ketteten. 1816 besichtigte Lord Byron die Burg. Im Kerker stand er vor der Säule, er erfuhr vom traurigen Schicksal des Priors und schrieb das Gedicht, das später so berühmt werden sollte. Die Säule ist noch heute zu sehen«, beendete Gordon seinen Bericht.
    »Nicht unspannend«, meinte Charly

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