Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
Vom Netzwerk:
unermessliche, dunkle Szenerie des Bösen auszubreiten …Jenem Dämon hatte ich selbst zum Leben verholfen! Er erschien mir als mein eigener Vampir, als mein aus dem Grabe auferstandener Leichnam …
    Allmächtiger! …
    Ich sah das fahlgelbe Licht des Mondes durch die Scheiben fallen. … In dem offenen Geviert erblickte ich mit unbeschreiblichem Entsetzen jene grässliche, abscheuliche Ungestalt. Ein satanisches Grinsen verzerrte die Züge des Monstrums, das mit
teuflischem Finger auf mich zeigte. Ich eilte zum Fenster, riss die Pistole aus der Brusttasche und -«

    PENG!

    Sechs Augen flogen zum Fenster.
    Gordon umklammerte das Buch. Ein Becher fiel zu Boden.
    Eine gelbliche Haut, wässrige Augen in schmutzig weißen Höhlen, schwarze, aller Modellierung entbehrende Lippen, dazu ein satanisches, gespenstisches Grinsen, das die Züge des grässlichen, abscheulichen Monstrums verzerrte …
    Charly schrie auf.
    Ein teuflischer Finger deutete auf sie.
    Der Spuk dauerte nur wenige Sekunden. Als die Erscheinung verschwunden war und sich ihre Schreckensstarre gelöst hatte, rannte Poldy hinaus.
    Charly zitterte, Gordon hob die Kiste an, holte die Flasche hervor. »Der gute Whisky. Schade drum.« Seine Stimme wackelte.
    »Das Monster ist verduftet.« Poldy stolperte in den Pavillon zurück und ließ sich schwer auf seine Kiste fallen. »Aber …es hat diesen Pfeil vergessen, und das Timing war perfekt.« Er legte den Pfeil aus einer Spielzeugpistole - gelb mit schwarzem Saugnapf - auf die Kiste und lachte; sein Lachen klang gekünstelt. »Wusste doch niemand, dass wir hier waren und was wir vorhatten.«
    »Es war deine Idee.« Gordon stürzte den Whisky in einem Schluck hinunter.
    »Na und?«, fuhr Poldy auf. »Ist’ne Dichterlesung im Pavillon vielleicht verboten?«

    »Der Alkohol.« Gordon hielt die Flasche hoch.
    »Die war unter der Kiste. Hat niemand gesehen.« Poldy verteilte Kaugummi mit Pfefferminzgeschmack. Auch daran hatte er gedacht.
    Plötzlich hatte Charly genug von allem. »Leute, mir reicht’s.«
    »Du hältst dicht?«, vergewisserte sich Poldy.
    Auf einmal entlud sich ihr Schreck. »Sag bloß nicht, du hättest das nicht inszeniert! Perfektes Timing - dass ich nicht lache! Kein Wort glaub ich dir, dir nicht, Poldy!«
    Poldys müder Charme hatte sich in Luft aufgelöst. »Ich schwör dir, ich hab das nicht inszeniert«, plapperte er eilfertig. »Du musst’s mir glauben, ehrlich. Ich würd’ doch nie -«
    »Ach, rutsch mir doch den Buckel runter!«
    Charly war ganz und gar nicht wohl, als sie den Weg zu Villa Rosa so schnell hinunterrannte, als ob das Monster sie verfolgte.
    An ihren roten Schirm hatte sie in der Hast nicht gedacht.

    Zum Glück war Elena im Zimmer. »Wie siehst du denn aus? Ist was passiert?«
    »Und ob!« Charly hatte das Gefühl, als ob nicht nur ihre Haare, sondern auch sie und ihre Kleidungsstücke feucht und beschmutzt seien. Während sie Elena schilderte, wie der Nachmittag verlaufen und was oben im Pavillon geschehen war, zog sie sich aus und schlüpfte in ihren Bademantel. »Was meinst du? Hat Poldy die Sache geplant oder nicht?«
    Elena nagte an der Unterlippe. »Das Zusammentreffen war fast zu unwahrscheinlich. Finde ich wenigstens.«
    »Eben.«

    »Aber da ist die Sache mit dem Alkohol.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wenn er’s geplant hätte, hätte er mindestens einen Mitwisser. Und ob der dichthalten würde? Ich an seiner Stelle hätte dann auf Likör und Whisky verzichtet.«
    »Kluges Kind.« Charly runzelte die Stirn. Was hatte Gordon gesagt? »Wenn das mit dem Alkohol bekannt wird, bekommen wir Internatsverbot. Vielleicht fliegen wir sogar ganz von der Schule.«
    »Echt? Das hat er gesagt? Aber dann wärst auch du …«
    Voller Entsetzen starrte Charly ihre Freundin an. Ihr ewiger Leichtsinn! Warum nur konnte sie keiner Herausforderung widerstehen?
    »Mitgefangen, mitgehangen«, flüsterte sie und schlich in den Waschraum.

    Nach dem Abendessen legte sich Charly ins Bett; sie war völlig fertig und beachtete deshalb das Klingeln ihres Handys nicht. Als es nicht aufhörte, schaute sie doch aufs Display und flüsterte Elena zu: »Meine Eltern.«
    Sie spielte die Fröhliche. Klar war alles in Ordnung, warum denn nicht? Was sollte denn sein? Und sicher, sie war gesund und munter, heute war sie mit zwei neuen Freunden in Montreux gewesen, wo sie - Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich.
    »Ja, das habe ich«, sagte sie frostig. »Ich musste es tun. Es war nur für den Notfall

Weitere Kostenlose Bücher