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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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Gesicht hinter der Kaffeetasse.
    »Darling«, sagte Sophia-Leonie zu Mia, »dann waren es ja drei Säufer!«
    »Das muss man annehmen. Allerdings haben Poldy und Gordon das bestritten.«

    Das Internatverbot war das Thema des Tages.
    Wie immer in solchen Fällen bildeten sich zwei Gruppen. Die eine meinte, Frau Professor Mori habe überreagiert, die andere war der Ansicht, dass sie nicht anders habe handeln können, schließlich sei das Verbot allgemein bekannt und jeder müsse mit Strafe rechnen, wenn er es übertreten würde.
    Die Sache mit den vergessenen Bechern war aber allen schleierhaft; die vergaß man doch so wenig wie die Flaschen!
    Ein Mädchen vermutete, die beiden seien eben stockbesoffen gewesen, doch die Bewohner von Haus Shelley schworen Stein und Bein, Poldy und Gordon seien so gut wie nüchtern gewesen.
    Nach dem Frühstück zog Charly Elena in die Bibliothek, in der sich zu dieser frühen Stunde niemand aufhielt. »Soll ich zugeben, dass ich dabei war?«

    »Wem soll das nützen?«
    »Ich meine ja nur … aus Freundschaft und so.«
    »Es war nicht deine Idee, und getrunken hast du fast nichts. Das stimmt doch, oder? Hast du geraucht?«
    Charly schüttelte den Kopf.
    »Dann halt den Mund.«
    »Ich hätte sagen können, ich mach da nicht mit.«
    »Hättest du. Gut, dann hätten die beiden den Whisky eben allein getrunken.«
    Charly nagte an der Unterlippe. »Aber das Gesicht am Fenster, Elena!«
    »An das habe ich auch gerade gedacht. Es gibt einen Zeugen. Oder eine Zeugin. Was schlecht ist. Die Person hat dich in der Hand; sie kann sagen: Charly, wenn du nicht das oder das tust, gehe ich zu Frau Professor Mori.« Elena runzelte die Stirn. »Übrigens sind Gordon und Poldy schon zwei Mal verwarnt worden. Das hat mir Sophia-Leonie gerade gesagt.«
    »Ich überlege es mir … Würdest du mich begleiten?«
    »Dumme Frage. Selbstverständlich!« Elena zwinkerte; ihre Augen hatten sich anscheinend noch immer nicht an die Linsen gewöhnt.

    An diesem Vormittag war Charly unaufmerksam und machte Fehler, die einfach unbegreiflich waren. Swetlana und Valerie kicherten zwar, aber alle anderen schoben Charlys Leistungsabfall auf ihre gerade überstandene Krankheit, wie Elena mit Erleichterung feststellte.
    In der letzten Stunde lasen und interpretierten sie im Literaturunterricht einige Liebesgedichte. Darunter war eines der ältesten überlieferten deutschen Gedichte, das mit der Zeile begann:

    Du bist mîn, ich bin dîn

    Die meisten kicherten, aber Elena ging es zu Herzen. Von jemand geliebt zu werden, der »Du bist mein, ich bin dein« sagen konnte! Das musste man sich mal vorstellen! Das war kein oberflächliches Süßholzraspeln, das war echte, romantische Liebe. Ob sie so etwas wohl mal erfahren würde? Wohl eher nicht; erstens war sie hässlich, zweitens ein Trampel, und drittens war sie die geborene Pechmarie. Und ein Junge, der, ohne vor Verlegenheit den Geist aufzugeben, Du bist mein, ich bin dein zu Papier bringen könnte, war garantiert seit dem frühen Mittelalter ausgestorben. Trotzdem, dachte sie sehnsüchtig, wünschte sie sich einen Freund, der mutig genug war, eine solche Zeile zu schreiben.
    Sie sah, dass Charly die Hände vors Gesicht gelegt hatte, schob das aber auf den Gordy-Poldy-Zwiespalt, in dem ihre Freundin gerade steckte. Tatsächlich packte die nach der Stunde rasch ihre Sachen zusammen. »Ich hab’s mir überlegt. Kommst du mit? Ich möchte es noch vor dem Mittagessen hinter mich bringen, mir schmeckt es sonst nicht.«
    Sie klopften an die Tür des Sekretariats und ließen sich von Frau Rode bei Professor Mori anmelden.
    »Es geht dir wieder gut?«, erkundigte sich Frau Rode freundlich bei Charly.
    »Danke, ja. Ich bin wieder gesund.«
    Frau Professor Mori zog fragend die Augenbrauen hoch. »Was habt ihr auf dem Herzen? Elena, hast du am Wochenende mit deinen Eltern telefoniert?«
    Elena stöhnte innerlich auf. Wusste ich doch, dass sie mich nerven würde! »Ich habe ihnen geschrieben und den Brief gestern eingeworfen.«

    »Schön. Dann werden wir ja bald mit einer Antwort rechnen können.«
    Professor Mori wartete.
    »Frau Professor Mori, ich hab aus dem dritten Becher getrunken. Zwei Mal. Ich mag keinen Alkohol«, platzte Charly schließlich heraus.
    »Aus dem dritten Becher?« Professor Mori begriff im Allgemeinen sehr schnell, aber jetzt sah sie Charly und Elena verständnislos an.
    Elena zwinkerte. Diese blöden neuen Linsen! »Gordon und Leopold haben Charly überredet,

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