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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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fragen.«
    »Muss ich nicht. Ich weiß, was ich will.«
    »Das weiß Poldy auch, nur deckt sich sein Wunsch nicht mit deinem, mein Lieber.« Sie stellte sich so hin, dass Poldy jedes Wort hören konnte. »Und wie ich dir schon mehr als einmal sagte, will ich nicht zwischen die Fronten geraten. Mir gefällt es in Villa Rosa.«
    »Ich muss Poldy nicht um Erlaubnis bitten, mit dir nach Montreux zu gehen.«
    »Auch das sieht dein Freund anders. Das stimmt doch, Poldy, nicht wahr?«
    »Du spinnst.« Poldy kochte.
    »Heißt das, Gordon und ich dürfen uns einen schönen Tag machen, ohne dass du mir heute Abend Gift in die Salatsauce träufelst?«, erkundigte sie sich mit unschuldigem Augenaufschlag. »Weißt du, ich liebe mein Leben. Das möchte ich nicht gefährden, nur weil ich mit einem Jungen ein altes Schloss besichtige. Es gibt viele Schlösser, und sehr viele Jungs - ich kann mir einen aussuchen, der nicht gezwungen
ist, unter der Knute eines besitzergreifenden Freundes ein eingeschränktes Liebesleben zu führen. Aber«, schwungvoll wandte sie sich an Gordon, »du willst es ja nicht anders.«
    Sie legte eine Scheibe Brot neben die Spiegeleier. »Hast du alles, Elena?«
    Beide setzten sich an einen freien Tisch. Gordon und Poldy nahmen am entgegengesetzten Ende des Raums Platz.
    Elena goss Milch über ihr Müsli. »Du warst ziemlich fies zu den beiden. Musste das sein?«
    »Unbedingt. Die haben noch immer nicht kapiert, dass ich ihr altes Lieblingsspielchen nicht mitspiele.« Sie äffte Poldys gedehnten Tonfall nach. »›Aber sicher kann sich mein lieber Gordon mit einem Mädchen einlassen. Nur muss die Süße wissen, dass sie von mir eins über die Rübe gezogen bekommt.‹ Ha! Nicht mit mir!«
    Sie unterbrach ihre Tirade, als Gordon mit Teller, Besteck und Tasse in den Händen quer durch den Raum auf sie zukam und sich zu ihnen setzte. Sofort deutete Charly auf die freien Stühle. »Für Poldy ist auch noch Platz.«
    Gordon fiel das Messer aus der Hand. »Verdammt! Was hast du gegen Poldy?«
    Charly lachte. »Gegen Poldy hab ich nichts.«
    »Hör mal! Die Show, die du gerade abgezogen hast, war nicht gerade -« Mit gerunzelter Stirn schaute er auf seinen Teller.
    »- das Gelbe vom Ei.«
    Man sah, dass Charly das Frühstück schmeckte. »Findest du? Siehst du, Gordon, schon wieder verteidigst du deinen Freund. Anstatt ihm die Knute aus der Hand zu reißen und ihn damit zum Teufel zu prügeln, gibst du klein bei - du
widersprichst, du fluchst, du schäumst sogar, aber im Grunde genommen liebst du die Knute. Du möchtest sie nicht missen, weil es ja so schön ist, zwei gegeneinander auszuspielen. Das erhöht den eigenen Wert, nicht wahr?« Charly blitzte ihn selbstbewusst an. »Wenn du eine Freundin möchtest, such dir ein anderes Mädchen. Ich möchte einen Freund für mich allein haben, denn ein mit Byron-Gedichten gefüllter und mit schwarzen Locken dekorierter Kopf genügt mir nicht.« Sie legte die Hand aufs Herz. »Das muss für mich schlagen.«
    Gordon schnappte nach Luft. Er schob seinen Teller in die Mitte des Tischs, stand auf und ging, nein, er rannte aus dem Speiseraum.
    »Dem ist die Lust an einer Schlossbesichtigung vergangen«, sagte Charly herzlos.
    Elena bewunderte die Entschiedenheit ihrer Freundin. »Willst du wirklich keinen Freund?«
    »Nein.«
    Das klang so endgültig, dass Elena verdutzt aufsah. »Weil du schon einen hast?«
    »Nein.«
    Elena dachte nach. »Dann liebst du einen anderen.«
    Charly hob warnend die Hand. »Wollte ich jemals dein Geheimnis wissen?«
    »Du hast es, ohne dass du’s wolltest, mitbekommen«, sagte Elena leise.
    Charly zuckte die Schultern. »Das ist wohl unvermeidlich, wenn man Tag und Nacht zusammen ist.«
    Elena wurde rot. »Man will es für sich behalten, weil man nicht darüber sprechen kann, aber irgendwie dünstet man es aus. Meine Familie, ich meine, mein Geheimnis -«

    »Sag nichts. Natürlich ist mir aufgefallen, dass du in all den Wochen kein einziges Mal mit deiner Mutter oder deinem Vater telefoniert hast, du hast auch keinen Anruf bekommen. Das ist hart. Aber so ist’s nun mal. Damit musst du klarkommen. Oder du musst es ändern.«
    »Wie denn?«, flüsterte Elena.
    Sie aßen schweigend. Einmal stand Elena auf, um zwei Gläser mit Orangensaft zu füllen, und einmal holte Charly vier kleine Schokoladencroissants, die es nur sonntags gab. »Wir könnten uns vom Mittagessen abmelden, Schloss Chillon besichtigen, essen gehen und, und dann -«
    Elena tupfte

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