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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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dir schon jemand gesagt, wie lang deine Wimpern sind?« Sie rief sich alle Sätze ins Gedächtnis, die Max der alten Elena gesagt hatte. Auch das war neu und hatte sie verändert. Noch nie hatte ein Junge sie zur Freundin haben wollen. Zu Hause war sie schüchtern und unscheinbar gewesen - kein Wunder, jedes Mädchen hätte neben einer glamourösen Schwester nichtssagend ausgesehen.
    Es konnte aber auch an ihren neuen Freundinnen liegen,
an Victoria, Sophia-Leonie und an Mia. »Haben wir die Freude, ein neues Liebespaar in unserer Mitte begrüßen zu dürfen?« Elena lächelte, als sie daran dachte.
    Ganz sicher und vor allem lag es aber an Charly. Charly stand ihr bei, wenn ein Albtraum sie quälte, und: Charly fragte nichts. Sie hatte Charly ihr verändertes Aussehen zu verdanken. Jedes Mal, wenn sie in den Spiegel schaute, fragte sie sich, ob das wirklich und tatsächlich das Mädchen Elena war. Und noch etwas hatte sie Charly zu verdanken: Sie war längst nicht mehr so verklemmt wie in den ersten Tagen im Internat. »Natürlich wirst du dich unter die Dusche stellen! Jede hat nun mal einen Bauch, Beine und Po«, hatte sie gesagt. So blöd der Spruch auch war, er hatte geholfen.
    Ob sie Charly um Rat fragen sollte?
    Aber das würde bedeuten, dass sie ihre ganze fatale Geschichte beichten müsste - obwohl … hatte Charly nicht schon gesagt, was sie ihrer Meinung nach zu tun hatte?
    Plötzlich wurde Elena richtig wütend. Hieß es nicht: Wie man in den Wald hineinschreit, so hallt es wieder heraus? Oder: Was man sät, wird man ernten?
    Wenn man erntet, was man gesät hat, bedeutete das doch, dass sie, Elena, nicht die alleinig Schuldige an dem Desaster war.
    Warum also sollte sie feige kneifen? Sie ballte die Fäuste: Der Herausforderung würde sie sich stellen, nahm sie sich vor. Sie würde um 15 Uhr auf der Bank beim Trachycarpus fortunei sitzen und genau das sagen: Was du gesät hast, hast du geerntet.

    Sie klopfte an die Tür des Zimmers, das Max mit Jem teilte. »Mensch, da bist du ja endlich!« Max’ Erleichterung war
nicht gespielt. »Ich hab mich schon gefragt, warum du mich versetzt hast.«
    »Ich hab dich nicht versetzt. Ich hab mich geärgert und musste nachdenken.«
    Max zog sie an sich. »Blöde Nachrichten von zu Hause?«
    Elena nickte.
    »Willkommen im Club.« Max lächelte. »Ärgere dich nicht, freu dich lieber, dass wir Ostern hierbleiben. Nur das zählt.«
    Weil Jem mit Freunden Fußball spielte, hatten sie den ganzen Nachmittag das Zimmer für sich. Niemand störte sie, es waren also ideale Lernbedingungen, und doch hatten sie Wichtigeres zu tun, als sich auf die Chemiearbeit am Dienstag vorzubereiten: Max überzeugte Elena davon, wie sehr er sich in sie verliebt hatte. Klar, sie hatte es geahnt, aber zwischen Ahnung und Wissen war ein himmelweiter Unterschied.
    Jedenfalls - als sie der Gong zum Abendessen rief, wusste sie es. Und nicht nur das: Auch sie hatte Max überzeugt, dass sie ihn liebte.

    Es war ganz klar, dass das neue Liebespaar von Klasse Zehn den Abend in der Kellerbar verbringen würde.
    Elena machte sich schön. Sie bürstete die Haare, zog eine der neuen Jeans und dazu eine durchsichtige, unterm Busen mit einem blauen Band geraffte Tunika an, tuschte die Wimpern, trug den neuen Lippenstift auf und schlüpfte in blaue Sandalen mit hohem Absatz.
    Charly lächelte sie an. »Du siehst ganz verändert aus. Ist’s, weil du in Max verliebt bist?«
    »Nicht nur.« Elena ballte die Fäuste. »Ich folge deinem Rat; morgen gehe ich zur Bank am See und schau den Tatsachen ins Auge.«

    Während Charly ihre orangerote Bluse zuknöpfte, nickte sie ihrer Freundin zu. »Ich wünschte, ich wäre so tapfer wie du.«
    »Ich weiß nicht, ob ich tapfer bin; ich weiß nur eines: Ich kann und will den Tatsachen ins Auge sehen, weil ich mich geändert habe. Und daran bist du schuld, Charly.«
    »Komm schon!« Charly stopfte die Bluse in die Jeans und machte den Gürtel zu. »Du hast es vielleicht nicht gewusst, aber tapfer warst du schon immer.«
    Elena stutzte. Stimmte das?
    »Wirklich!«, bekräftigte Charly. »Du hattest zu Hause Schwierigkeiten. Ein anderes Mädchen hätte Depressionen bekommen, vielleicht hätte sie sich eine Magersucht zugelegt oder gekifft. Aber du, Elena - du hast irgendwie weitergewurstelt. Das nenne ich tapfer.«
    »Hm.«
    Es klopfte; Jem und Max standen vor der Tür und holten sie ab.

    Die Tür zu Mias, Victorias und Sophia-Leonies Zimmer war nur angelehnt. Mia riss sie

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