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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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lauschten.
    »Nichts. Da ist nichts«, flüsterte Charly. »Deine Lüge, Elena. Was war das für eine Lüge?«
    Elena rutschte tiefer in den Sessel. »Mit zwölf hatte meine Schwester ihren ersten Freund. Danach, glaube ich, hatte sie jeden Jungen von ihrer Klasse an aufwärts.«
    »Richtig im Bett oder nur so als Freund?«
    »Sowohl als auch, vermute ich. Meine Eltern, mein Vater vor allem, sagte immer, sie solle sich nur die Hörner abstoßen, und wenn der Richtige käme, würde er für alles Weitere sorgen; sein Püppchen brauche nie im Leben zu arbeiten.«
    Charly schnaubte. »Wie idiotisch!«
    »Das waren seine Worte. Meine Schwester hatte jede Menge Freunde, ich ging immer leer aus. Immer. Klar, neben ihr sah ich aus wie Aschenputtel. Ich wurde zu Aschenputtel - ich hatte alles Schönmachen aufgegeben, weil es ja doch zu nichts nütze war. Jeder Junge wäre ausgelacht worden, wenn er mit mir statt mit meiner Schwester gesehen
worden wäre. Ich war ja nicht mal zweite Wahl; ich war das Nichts.«
    »Komm schon; jetzt übertreibst du aber, Elena!« Charly warf ein weiteres Scheit ins Feuer.
    »Ich übertreibe nicht. Meine Schwester studierte in Heidelberg und wohnte zu Hause. Mein Vater vergötterte sie, meine Mutter behandelte sie wie eine Prinzessin, der sie dienen durfte. Es war … es war ziemlich fies.
    Na ja, irgendwann ging meiner Schwester das Bemuttertwerden und das Gesülze meines Vaters auf den Geist. Sie sagte, sie wolle ausziehen. Du kannst dir das Zetern und Jammern nicht vorstellen!« Elena hielt sich die Ohren zu, als würden sie die Stimmen noch immer martern. »Es ging so weit, dass mein Vater meiner Schwester kein Geld mehr gab. Klar, es war Erpressung; kein Geld - kein Auszug aus dem Elternhaus.«
    »Was für eine Idiotie!«
    »Das sagte meine Schwester auch. Sie war sauer, zog aus und jobbte. Zuerst als Bedienung, dann als Model für einen Versandhauskatalog. Als mein Vater davon erfuhr, ging er in die Knie. Er versprach ihr tausend Euro monatlich, wenn sie das Jobben aufgeben und wieder zu Hause einziehen würde.«
    »Und?« Charly beugte sich gespannt vor. »Kehrte sie reumütig ins Nest zurück?«
    Elena lächelte. »Mensch, Charly! Du interessierst dich tatsächlich für meine Geschichte?«
    »Du musst mir nichts sagen -«
    »Ich will aber«, unterbrach Elena ihre Freundin. »Es muss einfach mal raus, verstehst du? Jedenfalls - meine Schwester zog wieder ein. Inzwischen hatte sie aber einen Mann kennengelernt - älter, mindestens vierzig war er,
verheiratet und reich. Sehr reich. Und sehr sexy, sehr erfahren. Meine Schwester behauptete, er sei ihre große Liebe.«
    Charly verdrehte die Augen. »Also auch ein Monster, was?«
    »Für meine Eltern war er ein Monster; ich fand ihn eigentlich ganz nett, und meine Schwester war total verliebt in ihn. Keinen Tag hielt sie es ohne ihn aus, ständig musste sie ihn treffen, sie schlief an den unmöglichsten Orten mit ihm … Und ich musste ihr die Alibis besorgen. Meine Eltern hatten ihr nämlich den Umgang mit ihm verboten, aber natürlich lachte meine Schwester nur darüber. Zu Hause spielte sie die brave Studentin.«
    »Irgendwann ist dann alles aufgeflogen, was?«
    »Ja. Aber nicht so, wie du vielleicht denkst.«
    »Wie dann?«
    Elena lachte verlegen. »Ins Nebenhaus war ein Student eingezogen. Ein Mal sind wir miteinander ausgegangen, aber als meine Schwester wieder bei uns wohnte, hatte er nur noch Augen für sie. Er tat, als wären wir nur flüchtige Bekannte - was wir ja auch waren. Das tat weh. Vor allem«, setzte Elena leise hinzu, »weil Stefanie hemmungslos mit ihm flirtete. Das ist wie ein Reflex bei ihr; sie kann nicht anders, sie ist eben so. Aber mich hat das wahnsinnig gemacht. Auf der einen Seite musste ich für sie das Blaue vom Himmel lügen, auf der anderen Seite war der Junge für sie nur ein Spaßobjekt. Vielleicht wollte sie ihren Lover auch eifersüchtig machen; ich weiß es nicht. Tatsache ist, dass er davon erfuhr.« Elena rieb sich die Augen. »Mensch, es ist schon nach zwei Uhr!«
    »Macht doch nichts. Seit heute haben wir Ferien. Wie ging es weiter?«

    »Auf einmal war Stefanie schwanger.«
    »Von wem? Vom Studenten oder von ihrem Lover?«
    »Vom Lover. Sie hatte es darauf angelegt, damit er sich von seiner Frau und seinen zwei Kindern trennen würde.«
    »Wussten deine Eltern davon?«
    »Natürlich nicht, ich war ja für die perfekten Alibis zuständig. Stefanie wollte das Kind. Sie verlangte von ihm, seiner Frau

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