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Die Liebesluege

Titel: Die Liebesluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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flüsterte sie.
    »Ohhh, kommmm …«
    Mit zitternden Beinen stand Elena neben ihrem Bett. Das Gespenst legte ihr die Decke um die Schultern, schob sie zur Tür, und plötzlich stand Charly neben ihr. Und ein zweites weißes Gespenst.
    »Kooomt, kooomt …«
    Die Tür stand auf. Im Flur - welcher Flur war das? Und woher kamen die brennenden Kerzen? - blickte sie auf eine lange Reihe weißer Gespenster. »Ohhh, kooomt, ohhh, kooomt …«, summten und stöhnten sie.
    Willenlos tappten Elena und Charly an den gesichtslosen Wesen vorbei, den Flur entlang, die Treppe hinunter. Schaurig schwang das Stöhnen und Summen durchs Dunkel. »Kooommt, ohhh, kooommt …«
    Elena strauchelte. Mehrere schwarze Augenhöhlen kamen ihr ganz nah, und plötzlich drang ein seltsam modriger Geruch in ihre Nase.
    »Ohhh, kooomm, kooomm …«
    »Neiiin!«
    »Kooomm, ohhh kooomm …!«, lockten die Stimmen.
    Charly trat ihr gegen die Ferse, sie spürte es kaum. Ein eiskalter Luftzug ließ sie zusammenzucken. Krampfhaft hielt sie ihre Decke am Hals fest, die Gespenster huschten an ihr und Charly vorbei, dann standen sie im Freien, kalt war es, beißend kalt, und wieder war da eine lange Reihe flackernder Kerzen und weißer Wesen, die ihnen schmeichelten: »Kooomt! Ohhh, kooomt!«
    Begleitet vom gespenstischen Singsang folgten sie den schwankenden Lichtern, stolperten, rutschten, hielten sich an ihren Decken fest. Stinkende Lappen streichelten ihre
Gesichter, Knochenhände griffen in ihre Haare, seidenweiche Bänder schlangen sich um ihren Hals. »Kooomt, kooomt!«
    Da waren Stufen, glitschige Stufen. Der Ruf eines Käuzchens, klagend, schaurig nah, und dann - ein Schrei! Durchdringend, markerschütternd, voller Angst.
    Weiter ging’s, immer weiter hoch …
    - plötzlich

    TIEFE FINSTERNIS ATEMLOSE STILLE

    Ein sachter Wind, wieder der Ruf des Käuzchens, nah, ganz nah, dann verhallend in weiter Ferne …
    Eine Hand griff nach Elenas Hand. Charlys Hand: Kalt. Feucht. Zitternd.
    Sie stolperten über eine Schwelle. Jemand hinderte sie am Weitergehen.

    MODERGERUCH LEISES KEUCHEN

    Lauter … noch lauter …

    LICHT

    DAS MONSTER

    Zitternd, zu keinem Gedanken fähig, standen Elena und Charly vor dem Wesen. Das wuchs in die Höhe, höher, noch höher, es neigte sich ihnen zu, streckte blanke Knochenarme aus, zeigte die schwarzen Borstenhaare, die leeren
Augenhöhlen, den Mund mit den schwarzen Stummelzähnen, die wulstigen Lippen.
    Elena schauderte.
    Die Gestalt, in stinkende Lumpen gehüllt, bewegte sich, hob die Hände, die mit eiternden Geschwüren bedeckt waren, und öffnete den schwarzen Schlund …
    Eine heisere, keuchende Stimme:

    KNIEN!
    AUFSTEHEN!
    KNIEN!
    AUFSTEHEN!
    KNIEN!

    Elena und Charly standen auf, knieten nieder, standen auf, knieten nieder, während das Monster wuchs, bis es zur Decke reichte und das Licht immer heller und greller wurde - Elena und Charly mussten die Augen zukneifen, so sehr blendete sie das kalte Licht, und dann -

    EIN SCHREI

    War es Elena? Charly?

    SCHWEIGT!

    Sie knieten vor dem schaurigen Monster.
    Es wurde dunkler, immer dunkler, bis nur noch eine einzige Kerze flackerte … Dann war tiefe, schwarze Nacht.
    Und wieder lockten die schmeichelnden, verführerischen Stimmen. »Kooomt, ohhh kommmt …«
    Kerzen beleuchteten die Stufen, die jetzt nach unten
führten, schweigende Wesen, die schwarzen Augenhöhlen auf sie gerichtet, säumten den Weg, der ihnen endlos schien.
    Plötzlich fühlten sie Wärme, da war die Halle, die Treppe, ein Flur, eine geöffnete Tür … und Stille.

    Lange Sekunden - oder waren es Minuten? - standen Elena und Charly reglos in der Bibliothek. Sie rochen den vertrauten Villa-Rosa-Geruch, sahen das Flackern des Feuers im offenen Kamin, die beiden Sessel, das Tischchen mit Tassen, die Warmhaltekanne, den Teller mit Keksen.
    »Was zum Teufel …?« Charlys Stimme zitterte.
    Elena hielt mit einer Hand die Decke fest, mit der anderen griff sie nach dem Papier, das neben der Tasse lag.
    Urkunde
    Elena und Charly haben die
Taufe bestanden.
Sie sind Mitglieder von
Villa Rosa.

    Es gratulieren:
Die Rosianer, Klasse 10

    Samstag, 23. März

Samstag, 23. März, 1 Uhr 30
    »Du lieber Himmel!« Mit klammen Fingern öffnete Charly die Kanne. »Hmmm! Heiße Schokolade!«
    Beide zogen die Sessel ans Feuer, schlürften die Schokolade und tauten langsam auf.
    »Niemand hat ein Sterbenswörtchen verraten. Allerhand!«
    Charly kuschelte sich in die Decke. »Jetzt verstehe ich Professor Moris

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