Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
ausgehen, daß Wilhelm weiß, wer da in seinem Stall in Stines Rolle mit einer Duftwolke unterwegs war. Ich habe gesagt, er sei nicht raffiniert und könne sich nicht verstellen. Aber in jedem Mann steckt auch noch der Knabe, der wilde Spiele liebt. In gewisser Weise hatte ich ihm ein Spiel angeboten. Amélie war der Einsatz. Ein Spiel unter Freunden. Wollte Wilhelm mir zu verstehen geben, daß er nicht daran dachte, den Einsatz anzunehmen?
    Ja, so konnte es gewesen sein. Wilhelm, der seinen Freund Hermann doch genau kannte, hatte gleich gewußt, was hier gespielt werden sollte. Es wäre ja nicht der erste Streich gewesen, den sie einander gespielt hatten. Überrumpelungstaktik, kleine Manöver, Zug und Gegenzug. Und schließlich die Siegesfeier bei einer Flasche Klarem. Herzliches Auf-die-Schulter-Klopfen und rauhes Gelächter. Diesmal wollte Wilhelm eben nicht mitmachen. Sein Preis war ihm zu hoch. Lebenslang.
    So hatte er dem Freund zu verstehen gegeben, daß er zwar niemanden kränken wollte, aber bei dem scherzhaften Angebot von seiner Rückzugsmöglichkeit Gebrauch machte. Er zeigte dieser ›Stine‹ wohl, daß sie ihm grundsätzlich gefiel. Doch er mied die Konsequenzen und stellte sich dumm.
    Hermann gab nicht gern auf. Gut, Wilhelm hatte sich verleugnen lassen am Telefon. Oder war er wirklich weggefahren? Doch es gab ein Sätzchen, an das Hermann Hoffnungen knüpfte. »Komm morgen wieder«, hatte Wilhelm zu Amélie gesagt. Und der wackere Pluttkorten war nicht der Mann, so etwas einfach in den Wind zu reden. Für ihn galt stets: Ein Mann, ein Wort. Es war also möglich, daß er die beiden Ritters nur ein bißchen ärgern wollte. Ich muß dafür sorgen, daß Amélie das Spiel zu Ende spielt, nahm Hermann sich vor. Dann schlief er wie ein Murmeltier.
    Amélie dachte: Wilhelm Pluttkorten muß mich erkannt haben! Ich war nur zu verwirrt, es mir gleich klarzumachen. Natürlich sind Männer ganz, ganz anders als Frauen, fremde Wesen, die dunkle Stimmen und vielleicht auch dunkle Gedanken haben, die sich für rauhe, wilde Sachen begeistern und so stark sind, daß eine zarte Frau ihnen nur mit Hingabe und List begegnen kann.
    Als er sie heiß geküßt hatte, war ihr das Kopftuch in den Nacken gerutscht. Und sein Gesicht, seine hellen Augen waren ja so dicht vor ihr gewesen. Es überrieselte sie wieder. Eine süße Schwäche breitete sich in ihrem Körper aus.
    Doch dann dachte sie daran, wie er ihr lässig einen Klaps gegeben und sie weggeschickt hatte. Sie hielt es nicht mehr aus im Bett. Das Kopfkissen schien aus Feuer zu sein. So sprang sie auf und trat ans Fenster. Der Himmel war ganz klar. Eine Mondsichel schimmerte mild, Millionen Sterne funkelten. Ihr Blick ging auf den Hof hinaus, über den gerade eine getigerte Katze schlich. Dahinter wiegten sich die Obstbäume des großen Gartens im Wind. Ihr Herz wurde weit. Wenn ich ihn nur nicht so lieben würde, dachte sie, dann wäre alles halb so schlimm. Sie nagte an den Ecken ihres Taschentuches und drückte den heißen Kopf an die kühle Fensterscheibe. Ich kann ihm doch nicht sagen, wie lieb ich ihn habe. Er würde mich auslachen. »Wilhelm« flüsterte sie. »Warum hast du das gemacht: mich einfach wegzuschicken. Wie eine dumme Göre. Als ob es mir so leichtgefallen wäre, die Rolle von Stine zu spielen. Ich bin ja vor Angst beinahe gestorben, als du in den Stall kamst!«
    Allmählich überwog ihre Wut die Sehnsucht. Ha, er hatte sie erkannt, aber mit dem Kuß wollte er ihren Vorwitz bestrafen. Ha, wie er mich behandelt hat! Wie ein Stück Dreck! Wie Abfall, den man die Gosse entlang fegt! Er hat mich geküßt, mit einer wilden, bebenden Leidenschaft, aber nicht mich als Amélie Ritter, sondern als irgendeine, die er haben will. Das wollte er mir zu verstehen geben. Sie zerriß das Taschentuch und warf die Fetzen ins Zimmer.
    »Wilhelm Pluttkorten«, sagte sie laut, »entweder ich knacke deinen Dickschädel, oder ich renne mir meinen ein. Das ist jetzt nicht mehr die Sache zwischen Hermann und dir. Nein, jetzt geht es ganz nach meinem Kopf … Und wenn ich dir bis ans Ende der Welt folgen muß, ich will wissen, warum du mich so behandelst.« Sie warf den Kopf in den Nacken, daß die dunklen Locken flogen.
    Sie würde morgen pünktlich im Stall sein. Wie bestellt, dachte sie. Aber nicht in dieser albernen Verkleidung. Darauf konnte eigentlich auch nur ein Mann kommen. Nein, als Amélie Ritter werde ich dort sein, dann kann er sich nicht herausreden.
    Wo hatte

Weitere Kostenlose Bücher