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Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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neben dem Duft von Dill, Liebstöckel und Petersilie auch einen kräftigen Schuß ›Houbigant‹-Parfüm zurückzulassen.
    Einmal kam Wilhelm an den Ställen in ihrer Nähe vorbei. Ihr Herz schlug wie ein Hammer. Am liebsten wäre sie fortgelaufen, doch das hätte wohl alles verraten. So verharrte sie still, während er in einiger Entfernung vorüberstapfte, ohne nach links und rechts zu sehen. Doch täuschte sie sich? Oder stimmte es? Schnüffelte er nicht so komisch? Krauste die Nase, runzelte die Stirn und schnüffelte? Oder bildete sie sich das nur ein? Die Entfernung war ja noch erheblich.
    So oder so – am Abend mußte sie die Stätte erfolglos verlassen. Sie radelte heim. Jeder Knochen tat ihr weh. Wenn man an Landarbeit nicht gewöhnt war, strengte sie teuflisch an. Obwohl Amélie, wie alle Kinder, früher durchaus zum Spaß bei der Ernte und im Stall geholfen hatte und im allgemeinen wußte, was zu tun war.
    Sie nahm ein Bad, hüllte sich in ihren seidenen Hausmantel und sank in ihren Lieblingssessel. »Ich gehe morgen nicht wieder hin. Das ist der beste Mann nicht wert«, stöhnte sie.
    Hermann sagte: »Das fehlte noch. Nein, Amélie, jetzt wird die Flinte nicht ins Korn geworfen. Wenn du nicht gehst, ziehe ich Stines Sachen an. Ehrenwort.«
    Amélie lachte laut auf. »Paß bloß auf, daß er sich dann nicht in dich verliebt!«
    »Na, siehst du! Du machst doch weiter, Püppi, ja?«
    Wenn er ›Püppi‹ sagte, wollte er ihr stets etwas abschmeicheln. Das war schon bei dem Knaben Hermann so gewesen.
    »Natürlich mache ich weiter. Du, manchmal glaube ich, daß du mich loswerden willst. Dann bist du der Verantwortung ledig.«
    »Mit Zwanzig sollte eine junge Dame unter der Haube sein. Verantwortung hin und her. Außerdem kenne ich Wilhelm Pluttkorten und weiß, daß er im Grunde ein feiner Kerl ist. Du wirst ihn dir schon mit weiblicher List zurechtbiegen. Ein bißchen Anleitung aus fester Hand könnte dir übrigens auch gar nicht schaden, Schwesterherz.«
    Sie lehnte den Kopf anmutig an die hohe Lehne des tiefen Sessels. »Ihr Männer seid schon eine Bagage. Doch eine alte Jungfer möchte ich wirklich nicht werden. Morgen wird auf Pluttkorten Kartoffelmehl gemacht. Nachmittags kommen auch Frauen aus dem Dorf zum Helfen. Das kann ja gut werden.«
    »Ein Grund mehr, sich ranzuhalten, Amélie«, erklärte Hermann so richtig männlich und stieß aus seiner Havanna eine Rauchwolke wie ein mittlerer Vesuv.
    Am nächsten Morgen mußte sie zuerst mit einem großen Reisigbesen die Gänge in den Stallungen ausfegen. Und da geschah es schon. Sie war gerade an Rudolf herangetreten und legte ihm die Hand weich über das Maul. Der Apfelschimmel sah sie aus sanften Augen an. Eigentlich war er ziemlich bissig, doch diese Person gefiel ihm. Sie konnte mit schwierigen Pferden umgehen. Er bewegte den Kopf, daß es aussah, als nicke er beifällig.
    Die Knechte waren schon bei der Kartoffelernte auf dem Felde. Als sie Schritte hörte, wußte sie sofort: Das war er! Wilhelm v. Pluttkorten. Ihr Herz raste los, viel schlimmer als auf der Kleewiese. »Nanu, Stine, seit wann traust du dich denn an Rudolf heran?« fragte der Mann, und Amélie zitterte, als sie seine Stimme hörte. Sie wandte sich schnell ab und murmelte etwas, das ein wohlwollender Mensch als ›Morg'n‹ auslegen konnte.
    Wilhelm war in keiner besonders guten Verfassung. Es ließ sich nicht leugnen: Der Parfümgeruch verschwand nicht auf Pluttkorten. Er wurde heimlich erneuert, das war klar. Und Franz behauptete steif und fest, er suche verzweifelt nach dem ›Attentäter‹, doch er könne keinen entdecken. Auch Jupp habe erfolglos Wache gestanden. An diesem Morgen war Wilhelm fluchend aus dem Bett gesprungen. Er hatte geträumt, die Knechte zögen statt mit Jauchewagen mit Riesenflaschen voller Parfüm über die Felder. Er zog sich an, trat in die frische, kühle Morgenluft hinaus und reckte sich gegen den wundervoll reinen Wind, der vom noch schlafenden Wald herüberwehte.
    Es war sehr kühl, aber er liebte diese klaren Tage im Herbst, von denen jetzt einer heraufzog. Die Hände in den Taschen, stapfte er zu den im Dämmern liegenden Ställen hinüber. Er wollte eigentlich im Kuhstall kontrollieren, ob die Hütejungen auf dem Posten waren. Sie schliefen in einer Kammer gleich nebenan. Das heißt, dort sollten sie schlafen, aber Wilhelm wußte, daß sie es mit der nächtlichen Aufsichtspflicht nicht allzu genau nahmen.
    Da hörte er auf der anderen Seite ein

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