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Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mützlein für das Zwerglein‹ zu nennen pflegte, also lauter überflüssiger Kleinkram, vervollständigten den Reigen der Briefkastenverstopfer.
    Doch es waren auch zwei Briefe dabei, die Eberhardt höchlichst interessierten. Er schlitzte mit dem Brieföffner, der eigentlich ein Hirschfänger war, die Umschläge auf. Einer war mit der Maschine, der andere in einer recht sympathischen Handschrift geschrieben.
    Es war leider so, daß Meerkamp, der alte Verwalter, endlich auch ein bißchen Feierabend im Leben verdient hatte. Er tat immer noch eine Menge, und solange er konnte und wollte, würde er auf Berckenhof die erste Geige spielen. Doch eins war Eberhardt klar geworden. Eine junge Kraft mußte her. Und so hatte er sich vor kurzem entschlossen, danach zu inserieren. Er hatte sich sorgfältig überlegt, was er nun wirklich brauchte. Einen zweiten Meerkamp gab es sicher nicht. Auch mit seinem Freund Mike Kringel hatte er sich ausführlich beraten, und dann war die Anzeige vorgestern erschienen. Ein Anruf war gekommen von einem Vater mit vier Kindern, der eigentlich ein Buch schreiben wollte in ›naturnaher Atmosphäre‹, wie er sich ausgedrückt hatte. Eberhardt konnte nur den Kopf schütteln. Offenbar glaubten manche Menschen, das bißchen Landarbeit erledige sich von selbst.
    In dem maschinengeschriebenen Brief empfahl sich ein arbeitsloser Lehrer, der selbst vom Lande stammte. Er war dreißig Jahre alt, Germanist und, wie er betonte, sehr muskulös. Das klang nicht schlecht. Auch ein ganzer ideologischer Sermon war in dem Schrieb enthalten, in dem das Wörtchen ›alternativ‹ mehrmals auftauchte. Im ganzen nicht so übel, fand Eberhardt Bercken, doch eigentlich nicht dem entsprechend, was er suchte und doch wohl auch zum Ausdruck gebracht hatte.
    Er brauchte einen Mann, der Pferdeverstand einerseits und Ahnung von Buchführung und Steuerkram andererseits hatte, damit der Herr des Hauses sich wieder mehr seinen landwirtschaftlichen Aufgaben zuwenden konnte. »Ich sitze mir ja Schwielen an den Hintern«, hatte er Meerkamp sein Leid geklagt. Und ein Steuerprüfer ersetzte niemals die sorgfältige eigene Arbeit.
    Arco war mit hineingeschlüpft und lag auf seinem Lieblingsplatz unter dem Schreibtisch. Dort war er zwar schon mehrmals getreten worden, doch er mochte den Höhlencharakter so gern und verließ sich im großen und ganzen auf die Vorsicht seines Herrchens.
    Eberhardt betrachtete den zweiten Brief und runzelte die Stirn. Die Schrift war sehr sympathisch, aber wirkte sie nicht ein wenig zu schwungvoll? Irgendwie weich? Nun, keine Vorurteile, ermahnte er sich.
    Er vertiefte sich in das Schreiben. Seine Miene erhellte sich. Je weiter er las und prüfte, desto häufiger nickte er. Zum Schluß nickte er mehrmals vor sich hin. In der Tat, das war eine Bewerbung, die sich geradezu verblüffend mit seinen Vorstellungen deckte. Ja, wie eine Auster in ihre Schale, so paßte dieses Angebot zu seiner Nachfrage. Diesen Bewerber mußte er sich unbedingt angucken. Er schien perfekt zu sein, wenn er nicht den Mund zu voll genommen hatte. Das würde man ja sehen. Außerdem war der Winter eigens dafür gedacht, ihn einzuarbeiten.
    Flüchtig beschlich Eberhardt eine sonderbare Vorahnung, die er jedoch gleich wieder beiseite wischte.
    ›R. v. Sorppen‹ stand da als Briefkopf. Die Unterschrift las sich irgendwie als ›Ron‹ oder ›Ren‹, wahrscheinlich so ein modischer Name. Studium in München und Berlin. Tätigkeit auf Berliner Reiterhof. Volontariat auf Pluttkorten. Post bitte an Pluttkortensche Adresse. Auf Wunsch gern telefonische Beurteilung durch Herrn v. Pluttkorten.
    Hörte sich alles recht ordentlich an. Aber Papier war schließlich geduldig. Sorppen … der Name kam ihm irgendwie bekannt vor. Aber da irrte man sich ja oft. Eberhardt hätte die Sache gern mit seinem Freund Mike beredet. Doch der schien etwas zu grollen, weil ›Ebi‹ bei den Pluttkortens nicht die Tanzmaus machen wollte. Es war nicht zu fassen, ja, es widersprach aller männlichen Solidarität. Aber Mike wollte ihm offenbar seine Schwester Laura unterjubeln. Hoffentlich reiste sie bald wieder ab! Er hatte, was er brauchte. Kein Bedarf an weinerlichen, streitsüchtigen, komplizierten, entnervend anspruchsvollen, langhaarigen Wesen auf Berckenhof!
    Einmal und nie wieder. Wozu brauchte man die? »Wir brauchen hier keine Weiber, was Arco?« fragte er. Der Hund erhob sich sofort in dem irrigen Glauben, nun ginge gleich ein fideles Spiel mit

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