Die Liebesverschwörung
Weibliches, sondern gab Arco einen leichten Klaps und zog ruhig die Hand zurück.
»Ich bezweifle nicht, daß Sie qualifiziert sind. Doch für die Stelle, die ich zu vergeben habe, wird ein kräftiger Mann gebraucht«, erklärte Eberhardt v. Bercken fest.
»Ich bin kräftiger, als ich aussehe.«
Eberhardt runzelte die Stirn. »Mein Assistent darf nicht in Ohnmacht fallen, wenn eine Stute eine schwierige und blutige Geburt hat.«
»Aber ich falle nicht in Ohnmacht. In Berlin habe ich ein eigenes Pferd!« rief Laura aus. »Gehabt«, setzte sie hinzu, und ihre Augen wurden feucht. Nein, sie hatte ›Luxor‹ noch nicht verkauft. Sie hatte sich einfach nicht völlig von ihm trennen können. Er war bei ›ihrem‹ Bauern in Lübars gut aufgehoben. Vielleicht kam der Tag, an dem sie ihn zu sich holen konnte. Jetzt jedoch mußte sie aber wirklich höllisch aufpassen, daß sie sich nicht verplapperte. Hier war sie Renate v. Sorppen. Zuerst hatten sie irgendeinen Namen erfinden wollen, doch Frau v. Pluttkorten hatte gemeint, man müsse immer so dicht wie möglich an der Wirklichkeit bleiben. Rückfragen ließen sich dann leichter abwimmeln, und man brauche auch seinen Erfindungsgeist nicht so anzustrengen.
Sie hatte sogar überlegt, ob Laura sich nicht direkt als junger Mann ausgeben sollte. Schließlich gab es Vorlagen dafür auf dem Theater. Shakespeare mit seiner ›Komödie der Irrungen‹ oder Goldoni in ›Diener zweier Herren‹ hatten diesen Effekt genutzt. Und andere auch.
Heutzutage sahen Mädchen auf den ersten Blick häufig wie Jungen aus. Und umgekehrt entpuppte sich manch nettes ›Girl‹ bei näherem Hinsehen als jemand, der sich täglich rasierte und den Stimmbruch längst hinter sich hatte. Ja, die Stimme verriet einen. Und so weltfremd konnte kein Mann sein, daß man ihn in dieser Hinsicht täuschen konnte. Das war Theaterdonner. Aber in anderer Hinsicht konnte es klappen. Wenn man aufpaßte!
»Fragen Sie mich bitte alles, was Sie wissen wollen. Sie werden sehen, daß ich Ahnung habe«, bat Laura alias Renate Sorppen.
Eberhardt schüttelte eigensinnig den Kopf.
»Zwecklos. Ich stelle keine Frau ein.«
»Entschuldigen Sie bitte. Aber sind Sie ein Frauenfeind?«
»Nein, wieso denn!?«
Sie beugte sich vor und sah ihm fest in die Augen. »Lassen Sie mich eine Probezeit machen, bitte!! Sie riskieren doch nicht viel. Es sei denn, Sie hätten einen besseren Bewerber als mich.«
In Eberhardts Brust ging etwas Sonderbares vor. Ein eisernes Band, das hier gedrückt und eingeengt hatte, schien sich zu lösen. Die Aussicht, diese schöne und beherrschte Person täglich zu sehen und um sich zu haben, erschien ihm auf einmal sehr verlockend.
»Eine Probezeit«, sagte er nachdenklich. »Vielleicht einen Monat? Ja, darauf könnten wir uns vielleicht einigen. Wir müßten uns natürlich erst über die Bedingungen klar werden.«
»Ich bin mit allem einverstanden, Herr v. Bercken«, sagte sie schnell. »Und bitte, nennen Sie mich einfach ›Ren‹. So werde ich von meinen Freunden genannt. Eigentlich heiße ich ja Renate.«
»In der Bewerbung hießen Sie nur R.«, sagte er und lächelte zum erstenmal. Noch lag ein Schleier von Traurigkeit in seinen dunklen Augen. Aber seine Miene hatte sich erhellt. ›Ren‹ fand, daß er toll aussah und daß es jede Mühe lohne, auch diese Augen klar und strahlend zu sehen.
»Ich zeige Ihnen den Hof«, schlug Eberhardt vor. »Wollen wir vorher noch auf unser Übereinkommen anstoßen?« Er zögerte. »Sie trinken wahrscheinlich einen Likör?«
»Wenn es Ihnen keine Mühe macht, nehme ich lieber einen Whisky. Ohne Eis und Wasser. Einfach pur.«
»Wunderbar. So mag ich ihn auch am liebsten!«
›Ren‹ schmunzelte in sich hinein. Klar. Durch Mike war sie über Eberhardts Vorlieben genau unterrichtet. Sie wußte besser als irgend jemand anderer, was man zu tun und zu lassen hatte, um dem Herrn vom Berckenhof zu gefallen.
Er zeigte ihr seinen Besitz. Ihr Herz schlug höher. Noch war alles ein Spiel. Doch sein Eifer und sein Stolz nahmen sie darüber hinaus für diesen herben Mann ein.
Der alte Meerkamp wurde mit ihr bekannt gemacht.
»Sorppen?« fragte er. »Sind Sie vielleicht mit den Pluttkortens verwandt?«
»Ich bin die Enkelin«, log ›Ren‹ laut Plan der Verschwörer.
»Ja, warum haben Sie mir das nicht gesagt?« staunte Eberhardt.
»Soso«, murmelte der Alte und kniff so komisch die Augen zusammen.
»Ich wollte keine Protektion. Ich will es aus eigener Kraft
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