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Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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näherte sich dem Bewerber mit großen Schritten …
    Der Mensch drehte sich um, und Herr v. Bercken erstarrte. Für eine Sekunde schlugen in ihm alle Alarmglocken an, ein Feuerwerk von Warnlämpchen blinkte, wie bei einem Spielautomaten, in seinem Innern, es klingelte und rasselte, und dann war plötzlich Stille. Eben wie beim ›Einarmigen Banditen‹, wenn das Spiel abgelaufen war.
    Eberhardt ordnete schnell seine Züge, schloß vor allem den Mund wieder. Eine Frau! Das durfte ja wohl nicht wahr sein!
    »Sie wünschen?« fragte er so wohlerzogen wie möglich. Immerhin war sie wirklich sehr hübsch. Und nicht so penetrant zurechtgemacht wie eine Hure aus Babylon. Heutzutage sahen die meisten Frauen ja aus wie früher nur gewisse Damen ausgesehen hatten.
    Diese trug die blonden Haare ganz straff zurückgekämmt, war überhaupt nicht geschminkt und sehr korrekt angezogen. Einen Moment lang hatte sie ihn vage an Laura Kringel erinnert, aber das war nun dieser Frau gegenüber wirklich ungerecht. Mikes Schwester war eine niedliche Krabbe gewesen, aber eine Schönheit war die bestimmt nicht geworden, mit ihrem drollig um den Kopf abstehenden blonden Drahthaar, der kleinen roten Nase und dem reichlich unsauberen Teint.
    Diese war eine Schönheit. Eberhardt wurde verlegen. Sie sah ihn ernst aus sehr dunkelblauen Augen an. Eine leichte Röte flog über ihr Gesicht. »Ich möchte mich bei Ihnen vorstellen. Bitte, könnten Sie mich nicht vielleicht hineinbitten?« sagte sie. Ihre Stimme klang sanft und voll. Man konnte sich eigentlich nicht vorstellen, daß sie sich zu schrillem Diskant steigern könnte. Eine Tonlage, die Eberhardt von seiner geschiedenen Frau noch immer schaurig in den Ohren klang.
    »Natürlich, bitte, treten Sie ein«, sagte er artig.
    Lauras Herz bummerte. Es trommelte so wild in ihrer Brust, daß sie fürchtete, das Jackett müsse im Rhythmus ihres Herzschlags mitbeben. Nun, er hatte sie hineingebeten. Die erste Hürde war also genommen.
    Während er ihr die schwere Tür aufhielt und sie an ihm vorbeischlüpfte und ihn den kleinen strammen Zopf sehen ließ, den sie am Hinterkopf festgesteckt hatte, sah Eberhardt aus den Augenwinkeln den alten Meerkamp noch immer an derselben Stelle stehen, an der er ihn verlassen hatte. Wenn Eberhardt nicht alles täuschte, hatte er den Mund weit offen.
    »Rauchen Sie?« fragte der Herr auf Berckenhof, als sie sich im Herrenzimmer gegenübersaßen.
    »Nein, danke. Ich heiße Renate v. Sorppen.«
    »Und was wünschen Sie nun?«
    »Ich bewerbe mich um die Stellung als landwirtschaftlicher Assistent. Sie haben meine Bewerbung gesehen, Herr v. Bercken. Natürlich kann ich auch Referenzen beibringen, wenn Sie es wünschen. Ich wollte nur nicht unnötig Zeit verstreichen lassen. Denn mir ist klar, daß es für einen so attraktiven Posten sicher viele Bewerber gibt. Ich möchte jedoch betonen, daß ich von meiner Qualifikation absolut überzeugt bin.«
    Uff, das hatte sie doch ganz gut hingekriegt. Noch war er platt. Der Überraschungseffekt mußte genutzt werden, das sah ihr Plan vor. Sie betrachtete den Mann im schwarzen Sessel möglichst neutral und zurückhaltend. Sonne sickerte durch die hohen Bogenfenster. Auf seinem dunklen Haar lag ein Reflex, der es einen kleinen Ton ins Rötliche spielen ließ. Kastanienfarbe. Als Kind hatte sie gar nicht genug von den rotbraunen Früchten bekommen können, um daraus Körbchen und Gesichter zu schnitzen, und nach ein paar Tagen war die Pracht vertrocknet, geschrumpft und unansehnlich geworden.
    Laura, nimm deine Gedanken zusammen, ermahnte sie sich selber.
    Eberhardt sah sie an. Er wußte nicht, ob er lachen oder wütend werden sollte. Im Grunde war er eher ärgerlich. Doch sie sah wirklich sehr hübsch aus, wie sie da im Sessel lehnte. Haare, die in der Sonne schimmerten wie zehn Jahre alter Whisky. Verdammt blaue Augen. Mund wie Greta Garbo. Nicht aufdringlich. Kein Typ, der einem mit Busen und Hüften sozusagen ins Gesicht sprang. Und doch sehr feminin. Trotzdem war es eine Frechheit, hier aufzukreuzen und so zu tun, als sei es völlig normal, daß eine Frau landwirtschaftlicher Assistent sein wollte. Noch dazu auf Berckenhof!!
    Sie streckte die Hand seitlich aus, und Arco, der sich von Anfang an benommen hatte, als sei hier die Königin von Saba angereist, wedelte sofort heran und ließ sich streicheln. Als höchsten Ausdruck seiner Wertschätzung leckte er ihr sodann die Finger ab. Und die schrie nicht ›Huch!‹ oder sonst was

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