Die Liebesverschwörung
schaffen.«
Na bitte! Sie war zwar etwas rot geworden, doch im ganzen hatte sie das doch recht ordentlich hinbekommen.
Eberhardt führte sie herum. Er streckte und reckte sich und warf sich in die Brust. Man merkte, daß er sehr stolz darauf war und daß er das alles sehr liebte.
Auf der Koppel mit den Pferden standen sie nebeneinander. Laura hätte sich gern dichter an ihn herangeschoben, doch sie wollte ihn nicht gleich wieder verprellen. So ließ sie sich von ihm lediglich ein paar Stückchen Zucker reichen, die sie den Tieren auf der flachen Hand hinhielt. Sie nahmen sie mit weichem Maul ganz vorsichtig herunter.
»Das ist Carmencita, mein Liebling«, erläuterte Eberhardt. Sie fand, daß es gut klang, wenn er ›mein Liebling‹ sagte. Ob seine Stimme auch irgendwann mir gegenüber diesen zärtlichen Tonfall annehmen wird? dachte sie. Bis jetzt könnte ich ja glatt daran zweifeln, eine reizvolle Person zu sein. Aber, wie Frau v. Pluttkorten so richtig sagte: Alles braucht seine Zeit.
Aus dem Hintergrund der Koppel kam nun ein rassiger Schwarzer lässig angetrabt. Laura hatte noch ein Stück Zucker und ging schnell ein Stück beiseite, um es ihm ungestört geben zu können. Sie streckte die Hand aus. ›Dannyboy‹ beäugte sie und senkte mehrmals heftig den Kopf. Eberhardt beobachtete die Szene interessiert. ›Dannyboy‹ war scheu und schwierig mit Fremden.
»Vorsicht«, warnte er leise, »er ist ein Racker.« Aber da holte sich der irische Schwarze schon lammfromm sein Leckerli …
Die Neue legte ihm fest die Hand auf die weiße Blesse an der Stirn. Er prustete selig. Mit Pferden konnte sie offenbar wirklich umgehen. Sie ist eben ein ganz kameradschaftlicher Typ, sagte sich Eberhardt. Ganz modern und kühl. Nicht so 'ne weinerliche Zicke wie Gabriele. Sauber, klar und zuverlässig. Und gar nicht fähig, einen Mann zu hintergehen.
Zum Abschied drückte er Laura so fest die Hand, daß sie beinahe aufgeschrien hätte. Im letzten Moment zauberte sie ein gemessenes Lächeln hervor.
»Auf Wiedersehen. Wann können Sie anfangen?« fragte er.
»Morgen früh, wenn es Ihnen recht ist. Ich möchte die Probezeit möglichst schnell hinter mich bringen.«
»Sehr schön.«
Sie nickte und stieg in ihren Flitzer. Wenn du ahntest, dachte sie, daß ich die Probe bin, die du probieren sollst! Sie gab Gas. Er winkte noch einmal kurz. Dann stapfte er leicht benommen in sein Herrenzimmer. Was war bloß mit ihm losgewesen?
Eine Frau einzustellen! Wie hatte das geschehen können? Es war doch gegen seine Prinzipien. Meerkamp hatte schon so sonderbar gepliert. Mike Kringel würde sich bestimmt ins Fäustchen lachen. Frauen bringen Unordnung und Verwirrung ins Leben. Wie oft hatte er das nicht im Brustton der Überzeugung vorgebracht, seit seine Frau ihn verlassen hatte?
Damals hatte Eifersucht auf den Nebenbuhler in ihm rumort, seinen Stolz und seine Widerstandskraft ruiniert, ihn wie eine leere Hülse zurückgelassen. Zum erstenmal danach kratzte und pochte es wieder in seiner. Brust. Es war fast ein Schmerz. Ja, und es hatte Ähnlichkeit mit den Erschütterungen von damals. Doch zugleich war es auch ganz anders. Eberhardt warf sich in den Ohrensessel und streckte die Beine in den Stiefeln weit von sich. ›Ren‹, ein sonderbarer Name. Wie ›Rentier‹. Gar nicht abwegig. Sie hatte etwas Graziles. Ein paarmal hatte sie auch plötzlich gewirkt, als ob sie Scheu vor ihm hätte. Angst vor mir, dachte Eberhardt. Lächerlich! Wo ich doch Angst vor den Frauen habe. Vor dieser nicht. Das wäre ja auch noch schöner. Schließlich bin ich ihr Dienstherr und Brötchengeber. Ich lasse hier keine Unordnung in mein Leben bringen, basta!
Er lehnte den Kopf zurück. Stimmte seinen Lieblingsschlager an: ›Fremde in der Nacht, die sind so einsam …‹ Erst nach einer Weile merkte er richtig, daß er da saß und laut sang. Er, Eberhardt v. Bercken. Das hatte er ja seit Jahren nicht getan. Nun, das Gefühl war nicht unangenehm.
Nach einer Weile hielt es ihn nicht länger drinnen. Er suchte Meerkamp auf und fragte: »Na, wie finden Sie unseren neuen Gehilfen, Meerkamp?«
»Macht 'nen tüchtigen Eindruck«, mümmelte der wortkarg.
»Ist das alles?«
»Was soll denn sonst noch sein?«
»Mir machen Sie nichts vor. Irgendeine Laus ist Ihnen über die Leber gelaufen.«
»Nööö, gewiß nicht.« Meerkamp hatte sich den Fall bereits überlegt. Er hatte die kleine Pluttkorten-Enkelin früher gesehen. Die war aber gar nicht blond
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