Die Liebesverschwörung
bin ich für ein Narr!, dachte Eberhardt. Nun habe ich noch einmal meine Chance im Leben gehabt. Und habe sie vertan.
In dieser Nacht leerte er das große Whiskyglas mehrmals. Er schlief gleich auf dem Ledersofa. Arco ließ sich platt auf das Fell daneben sinken. Sein Herr stöhnte furchtbar im Schlaf. Er hatte nicht mit Kronenkorken spielen wollen und war überhaupt eine echte Lusche gewesen. Da konnte ein netter Hund nur den neuen Tag abwarten.
In aller Herrgottsfrühe stapfte und polterte der Herr vom Berckenhof bereits umher. Aber selbst bei seinen Pferden, die ihm sonst immer Kraft und Ruhe gaben, fand er heute keine Entspannung.
»Was ist denn los? Is was?« erkundigte sich Fritz Meerkamp.
»Was soll denn los sein? Nun ja, unsere Gehilfin ist gestern abend abgereist. Im Sturm. Ich war der Dame wohl nicht zart und fein genug.«
Meerkamp betrachtete seinen Herrn prüfend. Donnerwetter, der hatte ganz schön zu kauen an der Sache. Er würde von seinem Verdacht lieber nichts erzählen. Einen kleinen Wink konnte er aber immerhin geben.
»Sie könnten doch noch mal mit ihr reden. Ist ja eigentlich schade. Vielleicht rufen Sie einfach bei den Pluttkortens an? Die müssen doch Bescheid wissen«, schlug er listig vor.
So, wenn da etwas nicht stimmte, und es stimmte etwas nicht!, dann würde der Herr das ganz allein herauskriegen.
»Keine üble Idee«, gab Eberhardt zu. Seine Stimmung hob sich wie ein Drachen im Herbstwind.
Natürlich, er war doch ein Mann der Tat. Also würde er etwas gegen diesen lastenden Kummer unternehmen. Als erstes ließ er im Gewächshaus sämtliche weißen, zartlila gesprenkelten Orchideen schneiden. Die wickelte er in Seidenpapier und fragte Frau Paulsen, die sich gerade ihre erste Tasse Kaffee an diesem Tag zu Gemüte führte: »Hier sind zwanzig Mark. Kann Ihr Sohn wohl mal schnell mit seinem Motorrad nach Pluttkorten fahren und die Blumen abgeben? Für die Damen des Hauses. Oder warten Sie, ich schreib das noch auf ein Kärtchen …«
Frau Paulsen war voll im Bilde. »Soll wohl als ›Postellon Amor‹ gehen, mein Sohn, was?«
»Einen ›Postillon d'amour‹ stelle ich mir anders vor, Frau Paulsen«, sagte Eberhardt und errötete leicht. »Ist überhaupt Unfug.«
Ungeduldig wartete Eberhardt bis elf Uhr, das war eine schickliche Zeit für einen Anruf.
»Pluttkorten«, meldete sich eine angenehme Frauenstimme.
»Hier Bercken. Entschuldigen Sie bitte, gnädige Frau, aber ich mache mir Sorgen. Ihre Enkelin, Fräulein v. Sorppen, hat Berckenhof gestern abend in … nun, in ziemlicher aufgeregter Verfassung verlassen. Ich wollte mich nur erkundigen, ob alles in Ordnung ist?«
»Das ist sehr aufmerksam, Herr v. Bercken. In der Tat, die junge Dame war sehr aufgebracht. Nun, tausend Dank für die wunderschönen Blumen! Sie sind ja ganz entzückend. Auch meine Enkelin läßt sich bedanken.«
»Kann ich … kann ich das Fräulein Ren … äh … Sorppen bitte kurz sprechen?«
»Tut mir leid. Sie ist nicht im Hause. Sie hatte noch etwas zu erledigen. Ich glaube, sie hat etwas von ›Reisebüro‹ gesagt, kann mich aber täuschen«, legte Amélie Pluttkorten listig eine Mine. Nun, gelogen hatte sie nicht direkt. Gestern abend hatte die kleine Laura Kringel höchst aufgeregt bei ihr angerufen. Sie war in Engenstedt angekommen und hatte ihren lieben Bruder mit einer seiner Freundinnen angetroffen. Sie hatten dann lange telefoniert, und Amélie hatte Laura geraten, auf keinen Fall aufzugeben. »Wir müssen unser Konzept etwas ändern, das ist alles. Es sei denn, Sie haben gar kein Interesse mehr an dem Plan, liebes Kind.«
»Ich … oh … ich habe sehr großes Interesse«, hatte Laura versichert. Amélie Pluttkorten hatte in sich hineingeschmunzelt. In jeder Frau steckt eine kleine Kupplerin. Doch dann jammerte Laura: »Es ist doch alles sinnlos. Wenn er die Wahrheit erfährt, wird er tödlich gekränkt sein. Nein, ich reise ab. Danke für alles, gnädige Frau!« Die echte Renate v. Sorppen hatte aus dem Bericht, den ihre Großmutter ihr gab, auch eigene Schlüsse gezogen.
Dieser Mike Kringel hatte also schon wieder eine Freundin im Haus gehabt. Ein richtiger Wüstling! Der mußte wirklich mal einen Denkzettel kriegen. Und Renate Sorppen war genau die richtige, ihn zu verpassen.
5
Für Mike Kringel kamen schwere Zeiten. Er hatte sich als Zuschauer so recht behaglich gefühlt. Und auf einmal saß er selber in der Patsche. Das wußte er natürlich noch nicht, als er mit Lauras rotem
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