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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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erreichen?«, wollte Alderan wissen und trieb sein Pferd neben Gairs. »Siehst du denn nicht das Abzeichen der roten Rose auf ihren Schilden? Das sind Gorans Männer.«
    »Goran wollte mich brennen sehen. Wenn er mich bis zum Anbruch der Dämmerung im Pfarrbezirk zurückhalten kann, wird sich sein Wunsch erfüllen.«
    Eine Bewegung hinter dem Hauptmann erregte Gairs Aufmerksamkeit. Es war ein weiterer Mann mit einem schäbigen Fellwams auf einem graubraunen Pony. Er beobachtete die Szene mit wässerig blauen Augen; sie wirkten wie rohe Eier in einer Bratpfanne und richteten sich immer wieder auf Gair.
    »Wer ist das?«
    Alderan folgte Gairs Blick und ächzte. »Der Hexenjäger.«
    »Ich war der Meinung, wir seien ihm entkommen.«
    »Ich ebenfalls. Entweder habe ich mich geirrt, oder er hat das Tor, durch das wir geritten sind, richtig erraten.«
    Gair starrte den Mann an, als sein blutrünstiger Blick von ihm abließ, kurz darauf aber wieder zu ihm zurückkehrte. Das Prickeln hinter seiner Stirn wurde stärker. »Wie macht er das?« Er rieb sich das Gesicht mit der Handfläche, aber es nützte nichts. Der Hexenjäger verursachte ihm ein starkes Jucken im Kopf. »Ich muss an ihnen vorbeikommen.«
    »Gair, das ist sinnlos. Mit seiner Hilfe können sie dich in einer Entfernung von hundert Meilen aufspüren. Lass es sein.«
    »Nein.« Sein Pferd regte sich unter ihm und warf den Kopf hoch. »Ich darf nicht zulassen, dass sie mich bekommen. Ich muss weg von hier.«
    Der Rotbraune war kein Kriegspferd, aber er war stark und ruhig. Gair trieb ihn voran. Alderans Stimme, die seinen Namen rief, blieb hinter ihm zurück. Er würde nicht umkehren. Niemals.
    »Im Namen der Göttin, bleib stehen!«, rief der Hauptmann erneut.
    Gair beachtete ihn nicht, sondern bohrte dem Reittier die Stiefel in die Flanken, lehnte sich nach vorn und hielt das Schwert vor seinen Körper. Ihm blieb nur ein einziger Versuch. Wenn er versagte, würde er entweder auf einer Lanze aufgespießt werden oder auf dem Scheiterhaufen sterben; es machte keinen Unterschied.
    Vor ihm saßen die Ritter unschlüssig auf ihren Pferden. Es waren zu wenige, als dass sie die Straße hätten vollständig blockieren können, aber zu viele, um mühelos an ihnen vorbeizukommen. Als der Hauptmann ihn wieder anbrüllte, er solle stehen bleiben, trieb Gair sein Pferd noch mehr an und steuerte auf eine Lücke zwischen dem zweiten und dem dritten Ritter zu. Lanzen wurden gesenkt, und gepanzerte Hände rissen an den Zügeln, aber es war zu spät. Gair schrie wild, stob durch den Zwischenraum und die Straße entlang. Er war hindurchgekommen!
    Weitere gepanzerte Ritter kamen auf ihren Pferden um die nächste Biegung vor ihm. Sie hielten die Lanzen bereits gesenkt. Gair zerrte so heftig an den Zügeln, dass sich sein Rotbrauner beinahe auf die Straße gesetzt hätte, und trieb ihn dann auf demselben Weg zurück. Heilige Mutter, ich will nicht sterben . Ein geborstener Felsvorsprung reichte bis auf die Straße und bildete eine grobe Treppe. Gair lenkte das Pferd darauf zu und bohrte ihm die Absätze erneut in die Flanken. Das Tier sprang auf die erste Stufe, dann auf die zweite; Gair verlagerte sein Gewicht ein wenig aus dem Sattel, um ihm zu helfen. Ein weiterer Sprung, die Hufe schlitterten über den Stein, Stechginster griff nach Gairs Stiefeln. Er schaute hoch zur Kuppe des Hügels und sah dort weitere Ritter.
    Panische Angst breitete sich in Gairs Bauch aus. Es gab keinen Ausweg. Die Ritter näherten sich ihm; die Falle, die Gorans Bluthund ihm gestellt hatte, schnappte zu. Ansel hatte mit seiner Begnadigung den Zorn der Kurie vergebens in Kauf genommen.
    In Gairs Ohren hallte plötzlich ein scharfer Ton.

4
    Masen atmete langsam aus. Der warme Hauch kräuselte sich in der eiskalten Luft und verschwand zwischen den nackten Zweigen der Bäume um ihn herum. Er musste jetzt vorsichtig sein und durfte nicht das leiseste Geräusch verursachen, denn sonst würde der Hirsch ihn hören, obwohl der mit vielen Steinen durchsetzte Fluss laut plätscherte. Er hatte ein Gehör, das sogar für ein Tier seiner Art außergewöhnlich gut war. Kein Wunder, dass er schon seit so langer Zeit erfolglos gejagt wurde.
    Masen beobachtete den Hirsch, der zwischen den Bäumen vor ihm entlanglief – ein weißes Flackern inmitten der winterdunklen Stämme. Das Tier befand sich weit weg von seinem Zuhause. Der Wald erstreckte sich an den Brindlingbergen entlang vom An-Archen bis nach Astolar im Süden

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