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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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und lag hoch über der Ebene, beinahe an der Schneegrenze. Das hier war kein Land für Rotwild, vor allem nicht für Tiere mit solch prächtigem Geweih. Für Rotwild waren Schnelligkeit und Umsicht lebensnotwendig, und es suchte sich nicht freiwillig ein Gelände aus, auf dem es sich die Beine brechen oder den Kopf anstoßen konnte. Irgendetwas hatte dieses großartige Tier hierhergebracht – etwas, wovor es so große Furcht hegte, dass es seine Instinkte überwunden hatte.
    Masen bewegte sich ein wenig und verlagerte sein Gewicht geschmeidig vom einen Fuß auf den anderen. Er hätte schwören können, dass er keinen Laut verursacht hatte; dennoch hatte der Hirsch ihn gehört und schoss davon. Die Hufe klapperten über Stein und platschten durch Wasser. Wenn das Tier wusste, dass er hier war, dann konnte er sich etwas weniger Vorsicht leisten. Er schüttelte sein Netz aus und bewegte sich auf den Fluss zu.
    Der Hirsch stand breitbeinig auf einer Landzunge aus Kies, die vom gurgelnden Wasser umschlossen war. Sein Fell glänzte im schwachen Sonnenschein, und jede der zwanzig Spitzen seines Geweihs schien aus leuchtendem Silber zu bestehen. Die großen blauschwarzen Augen waren auf Masen gerichtet, und die feuchten Nüstern bebten, als das Tier seinen Geruch aufnahm.
    Einige weitere Schritte brachten Masen ans Ufer des Flusses. Er hielt sein Netz locker in der rechten Hand. Der Hirsch hob warnend den Kopf, und das Geweih blitzte. Es waren nicht zwanzig, sondern neunzehn Enden; eines war abgebrochen und der Rest von vielen Kämpfen gezeichnet. Dieser hier war ein schlauer Knabe. Er stellte sich Masen an der tiefsten Stelle des Stromes gegenüber, wo das Wasser schnell und dunkel dahinschoss und Eis auf den Steinen glitzerte. Dahinter lagen die Untiefen der Flussbiegung, durch die er schnell entkommen konnte. Masen grinste. Wirklich sehr schlau.
    Aus der Nähe betrachtet war es wirklich ein großartiges Tier. Es war weniger grobknochig als ein Hochlandhirsch, aber nicht weniger stark, hatte einen breiten Brustkorb – was auf große Lungen und Ausdauer hindeutete – und kräftige Keulen, die ihm Schnelligkeit verliehen. Jeder Muskel unter dem schneeweißen Fell war angespannt und bereit, das Tier sofort und mit aller Kraft in Bewegung zu setzen. Hier durfte er kein Risiko eingehen.
    Langsam nahm Masen das Netz in die andere Hand, so dass er Köcher und Bogen von der Schulter nehmen konnte. Der Hirsch schnaubte und stampfte mit dem Huf auf, wobei er Kies in das Wasser schleuderte. Mit großer Vorsicht hängte Masen seine Waffen an einen Ast des nächsten Baumes und hob die Hand, während er sich von ihnen fortbewegte. Der Kopf des Hirsches drehte sich und folgte ihm; das Tier bewegte die Ohren argwöhnisch vor und zurück. Ein Königskeiler hatte Masen gelehrt, diese Kreaturen nicht zu unterschätzen. Immer wenn er sich entkleidete, sah er die Narbe auf seinem Schenkel, die dafür sorgte, dass er seine Lektion nicht vergaß.
    Eine Brise trug den Geruch des Hirsches über den Fluss zu ihm. Masen nahm den Moschusduft der Brunst wahr, den ranzigen Schweiß im Fell und den säuerlichen Angstgeruch. Mit leiser und sanfter Stimme begann er zu sprechen. Es war gleichgültig, was er sagte, denn der Hirsch besaß keine Sprache, aber der Tonfall war wichtig. Masen murmelte Unsinn, summte Teile von Wiegenliedern, gab alles von sich, was ihm gerade einfiel und besänftigend für das Ohr war. Ein wenig Spannung wich aus dem Hirsch. Sein starrer Blick wurde für den Bruchteil einer Sekunde unstet, und dann wagte er es, sich kurz umzuschauen. Masen kauerte sich nieder und machte sich dadurch kleiner und weniger bedrohlich, aber er hielt das Netz bereit. Der Hirsch senkte den Kopf zum Wasser, und Masen erhaschte einen kurzen Blick auf seine Zunge. Das Tier war durstig, und der Duft des Wassers war stärker als seine Vorsicht.
    Als es sich vorbeugte und trank, sprang Masen vor. Er warf sich in die Luft und breitete die Arme aus. Das unsichtbare, vom Sang gewebte Netz flog über den Fluss, breitete sich aus, fiel, wurde von Masens Willen gelenkt. Der Hirsch riss den Kopf hoch, aber es war zu spät. Das Netz schmiegte sich um ihn; innerhalb weniger Augenblicke hatte sich der Sang in dem stolzen Geweih verfangen und um die Beine des Hirsches gewunden. Er fiel auf die Seite in den Kies und röhrte entsetzt. Panisch rollten die Augen in seinem Kopf.
    Masen sprang auf einen Fels, der mitten aus dem Wasser ragte, hüpfte von dort auf die

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