Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1
zu dritt machten sie sich mit der Hingabe von Kriegsveteranen über die Dämonen her.
Alderan sprach ein Gebet. Einige der Stimmen, die trotzig den Feind anschrien, klangen beunruhigend hoch.
Weitere Dämonen drückten sich durch den Riss, und wieder erlosch ein Farbmuster. Schmerz flackerte an dem Gewebe entlang wie scharlachfarbene Blitze.
Jemand hält ihn offen! Masen klang sehr angestrengt.
Wer?
Donata!
Das ist unmöglich!
Mit ihren Farben stimmt etwas nicht, Alderan. Sie ist nicht ganz im Gewebe .
Alderan zwang sich dazu, den Wehrgang entlang bis dorthin zu schauen, wo Donata stand. Durch den Rauch sah er eine Gestalt mit zurückgelegtem Kopf vor der Mauer stehen. Das konnte sie nicht sein. Sein Verstand weigerte sich, sie als Verräterin anzusehen. Er schickte einen Gedanken am Schild entlang auf die Bresche zu. Es war in der Tat ein Durchgang, der offen gehalten wurde, damit die Dämonen eindringen konnten, und Donatas Farben webten an seinen Rändern. Unmöglich. Er betastete das Gewebe. Die Farben schimmerten auf und beruhigten sich wieder, aber Masen hatte recht, denn sie waren irgendwie seltsam.
Dann sah er einen dunklen Umriss vor dem hellen Stein. Wasserfarben ergossen sich um ihn herum, hell wie zerdrückte Schmetterlinge. Er ging näher heran. Donatas Gesicht war aschfahl, und Stirn und Schläfen waren mit Kratzern übersät. Dunkles Haar war in ihren verkrümmten, blutigen Fingern verfangen. An ihrer Stelle stand Darrin. Sein Körper zuckte unter den Kräften, die ihn durchrasten, und seine sonst so sonnige Miene war zu einer entsetzlichen Maske geworden. Alderan hörte den Sang in ihm – wild, schrill und vollkommen wahnsinnig.
Nun sah er, was Masen nur gespürt hatte. Die Farben gehörten zu Donata, aber abgesehen von der Illusion ihrer Gegenwart war Donata verschwunden, und nur ein Fragment von Darrin war übrig geblieben – gerade genug, um am Weben des Schildes teilzunehmen, bis Savin ein Loch hineingeschnitten hatte. Irgendwie war es Savin gelungen, in den Geist des Belisthaners einzudringen und ihn dazu zu benutzen, von innen den Schild zu zerstören.
Er ist nichts als ein Werkzeug für dich – kein Mensch, kein Geschöpf der Göttin, das ein genauso großes Anrecht auf Leben hat wie alle anderen, sondern bloß ein Werkzeug. Ein Mittel zum Zweck . Alderan zitterte vor einer Wut, wie er sie nie wieder zu fühlen gehofft hatte.
Es ist nicht Donata , sagte er zu Masen. Es sind ihre Farben, aber sie steckt nicht dahinter.
Wir müssen diesen Riss verschließen.
Ich weiß. Ich rufe die Adepten .
Gair sah Tanith am Ende des Wehrgangs bei den Ställen. Sie kniete, hielt den Kopf eines gefallenen Meisters im Schoß und bemühte sich, ihn zu heilen, während sie einen kleinen Verteidigungsschild um sie beide errichtet hatte. Gair packte sein Langschwert und hackte sich den Weg frei. Schuppen und Klauen fielen auf den Pfad, und der schneeweiße Stein des Kapitelhauses war nun gelb und schwarz gefleckt. Die Astolanerin warf ihm einen dankbaren Blick zu, löste ihren Schild auf und beugte sich über den liegenden Meister. Gair sah, dass es Brendan war. Sein Gesicht war grau, und er hatte eine schreckliche Wunde im Bauch. Gair schwang sein Schwert und hielt die Dämonen in Schach, während Tanith daran arbeitete, die Blutung zum Stillstand zu bringen.
»Danke«, sagte sie kurzatmig.
»Wird er wieder gesund?«
Ein rostfarbener Dämon schoss den Wandelgang entlang. Gair spaltete ihm den Schädel und stieß den Körper von der Brustwehr herunter.
»Ich habe alles getan, was ich hier oben tun konnte. Für den Augenblick ist sein Zustand stabil.«
Gair sah sie an. Ihre Hände und ihr Kleid waren blutig, und Ruß klebte an ihrer Stirn.
»Wir können uns nicht mehr lange verteidigen, Tanith. Für jeden Dämon, den ich töte, kommen zwei neue hindurch. Ich muss Alderan helfen, den Riss zu stopfen, und du musst mich in die Lage dazu versetzen.«
»Damit würde ich dir Schaden zufügen, und das wäre eine Verletzung meines Eides.«
»Uns bleibt keine andere Wahl.« Eine weitere Kreatur machte Bekanntschaft mit seiner Klinge. »Nimm den Schild in meinem Kopf weg.«
Sie biss sich auf die Lippe. »Ich weiß nicht, was du dahinter finden wirst. Vielleicht kannst du nicht einmal den Sang erreichen.«
»Mach es, bitte . Du weißt, wie stark ich bin. Sie brauchen mich.«
Goldene Hände hoben sich, ergriffen seinen Kopf, und Taniths Gegenwart durchfloss ihn wie ein Racheengel, dann war der Schild
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