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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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annehmen, und am besten die von Vögeln – bisher zumindest. Und nein, es tut nicht weh, es sei denn, man vermasselt die Verwandlung. Dann fühlt man sich eine oder zwei Minuten benommen und unwohl. Wenn du sonst noch etwas wissen willst, musst du mich später danach fragen. Können wir das bitte unser beider Geheimnis sein lassen?«
    »In Ordnung, fahr nicht gleich aus der Haut.« Darrin rollte mit den Augen und drückte dann die rechte Hand auf sein Herz. »Mein Ehrenwort. Ich werde nichts verraten.«
    »Danke. Das weiß ich zu schätzen.«
    »Wie sehr? So sehr, dass du einmal einen Aufsatz für mich schreibst?«
    »Wie wäre es denn, wenn ich dich beim Schach gewinnen lasse?«
    Ein breites Grinsen legte sich über das Gesicht des Belisthaners. »Ich gewinne doch schon jedes Mal. Versprich mir nur, dass du es mir eines Tages zeigst. Aber bald!«
    »Abgemacht – allerdings nicht mitten im Refektorium.«
    »Einverstanden.« Darrin schob Gair in Richtung Treppe. »Und jetzt geh. Die Gemächer der Meister befinden sich am anderen Ende des Kapitelhauses, und Aysha wird dir die Schwanzfedern ausreißen, wenn du zu spät kommst.«
    Fünf Treppenfluchten später stand Gair vor Ayshas Zimmer und fragte sich, warum eine Frau, die nur an Stöcken gehen konnte, ihr Gemach so hoch oben gewählt hatte. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er keine Essenskrumen auf dem Hemd hatte, klopfte er an die Tür.
    »Es ist offen.«
    Er trat ein. Was immer er erwartet hatte, es war in beinahe jeder Hinsicht falsch gewesen. Ayshas Gemächer waren luftig und verschwenderisch mit goldfarbenem Holz getäfelt, das sich mit kleinen, zarten Mosaiken in prächtigen Farben abwechselte. Cremefarbene Qilim-Teppiche und Schaffelle bedeckten den Boden. Links standen ein Esstisch und mehrere Stühle mit geschwungenen Sitzflächen und butterfarbenen Lederrücken. Rechts flankierten zwei mit Damast überzogene Sofas einen hellen Marmorkamin, in dem Dutzende unangezündeter Kerzen wie Beter auf der Kapellentreppe standen. Um sie herum waren Kieselsteine und salzverkrustete Holzstücke angeordnet, die von Sand und Gischt glatt geschliffen waren.
    »Du hast dir viel Zeit gelassen.« Aysha saß an ihrem Schreibtisch vor zwei großen gläsernen Türflügeln, und ihre Silhouette hob sich deutlich von dem hellen Himmel draußen ab. Ihre Miene war unmöglich zu lesen, aber ihre Stimme sagte Gair alles, was er wissen musste.
    Er verneigte sich. »Vergebt mir, Meisterin Aysha. Ich werde versuchen, in Zukunft nicht mehr zu spät zu kommen.«
    »Das will ich hoffen.«
    Sie stand mithilfe ihrer Ebenholzstöcke auf und drehte sich zu der Tür hinter ihr um. Gair beeilte sich, sie für Aysha zu öffnen, und er ließ ihr den Vortritt auf den Balkon.
    »Welche anderen Gestalten außer der eines Feueradlers kannst du noch annehmen?«, fragte sie.
    »Vor allem die von Vögeln. Für sie scheine ich ein besonderes Talent zu haben.« Er schloss die beiden Türflügel hinter sich. »Meisterin Aysha? Ich hatte heute Morgen eigentlich eine Unterrichtsstunde von Meister Brendan erwartet.«
    »Ich habe dich entschuldigt. Soweit ich weiß, besitzt du schon genug Geschick im Erschaffen von Illusionen, so dass du diesem Windbeutel nicht mehr zweimal in der Woche zuhören musst.«
    Gair blinzelte erstaunt.
    »Was sonst noch?«
    »Ich habe Hund, Katze, Hirsch und Pferd versucht, aber ich kann sie nicht lange halten.«
    »Daran arbeiten wir ein andermal.« Eine heftige Brise fuhr durch Ayshas kurz geschnittenes Haar. Sie hielt das Gesicht in den Wind und blinzelte. »Wie steht es mit einem Wolf?«
    »Ich habe es noch nicht versucht.«
    Sie sah ihn mit ihren strahlend hellen Augen an und lächelte. Ihre Zähne waren blendend weiß. »Das wird sich ändern.«
    Sie breitete die Arme aus. Ihre Stöcke fielen klappernd auf die schiefernen Bodenplatten des Balkons, und Gair spürte, wie sie den Sang aufnahm, bevor er den Beginn der Verwandlung bemerkte. Ihre Umrisse flimmerten, das helle Hemd und die grüne Hose wurden undeutlich und amorph wie Rauch, bis Aysha in einem Wirbel aus Farben und Bewegungen verschwand und ein Falke auf der gemeißelten Balustrade hockte. Seine Klauen kratzten über den Stein, als sich der Vogel schüttelte und die Federn richtete, dann hielt er den Kopf schräg und sah Gair an.
    Also?
    Der Sang war da, sobald er danach griff, denn er war schon durch Ayshas Verwandlung aufgestört worden, und wenige Sekunden später hockte Gair neben ihr. Sein Feueradler

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