Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)
hören, aber irgendwie wusste ich, dass sich etwas mit mir in diesem Raum befand.
»Lasst mich hier raus!«, brüllte ich und hämmerte gegen die Wände. Ich schrie, bis ich heiser war. Als ich nicht mehr konnte, untersuchte ich mit meinem Fuß eine Ecke der Zelle. »Es ist nichts«, beruhigte ich mich selbst. »Es ist nichts hier drin.« Ich ließ mich langsam in die Ecke sinken und schlang die Arme um mich. »Hier drin ist nichts«, wiederholte ich immer und immer wieder.
Ich versuchte meinen Verstand abzulenken, doch die Angst war zu überwältigend. Ich fing wieder an zu schreien. Schwarze Witwen. Krokodile. Nein, Haie. Weiße Haie. »Nein, das ist nicht möglich«, versuchte ich, mich selbst zu überzeugen. »Ich bin nicht im Wasser.« Und doch schien das Absurde irgendwie möglich zu sein. Was ging in meinem Kopf vor sich?
Seltsamerweise waren die Gefühle von Angst und Panik ungefähr eine Stunde, nachdem sie eingesetzt hatten, so schnell verschwunden, wie sie gekommen waren. Es war, als wäre ich plötzlich aus einem Albtraum erwacht. Meine Angst war nicht vollständig verflogen, aber die überspannte Reaktion war verschwunden.
Nach ein paar Minuten stand ich auf und wagte mich langsam aus meiner Ecke heraus. Ich ertastete mir meinen Weg durch die Zelle. Es gab kein Bett, nicht einmal eine Matte, nur glatten Betonfußboden und eine Porzellantoilette in einer Ecke des Raums. Ich setzte mich wieder in meine Ecke und überlegte, wie lange ich wohl überleben würde.
Die nächsten Tage – oder das, was ich als Tage empfand, da ich mittlerweile jegliches Zeitgefühl verloren hatte – verbrachte ich mit Schmerzen und Unbehagen. Es war normalerweise so heiß in der Zelle, dass ich von Schweiß bedeckt war, doch dann wiederum fiel die Temperatur plötzlich, bis ich vor Kälte zitterte.
Essen, wenn ich welches bekam, wurde nur unregelmäßig gebracht. Es wurde durch eine Luke geschoben, durch die kein Licht in die Zelle fiel, da die Tür auf meiner Seite nur geöffnet werden konnte, wenn die äußere Tür geschlossen war. Ich vermutete, dass mein Mahlzeitenplan so unregelmäßig gehalten wurde, um das natürliche Zeitgefühl meines Körpers aus dem Gleichgewicht zu bringen. Das Essen war buchstäblich zum Kotzen und als ich es das erste Mal probierte, spuckte ich es aus. Ich wusste nicht, was es war, da ich es ja nicht sehen konnte, aber die Konsistenz und der Geruch erinnerte mich an Hundefutter. Ich bekam kein Wasser, und als ich durstig wurde, musste ich wohl oder übel aus der Toilette trinken. Ich war mir sicher, dass das beabsichtigt war.
Und dann war da dieses Geräusch – ein gleichmäßiges, lautes elektronisches Piepsen, das kurz nach meiner ersten Panikattacke begonnen hatte und seitdem alle dreißig Sekunden ohne Unterlass ertönte. Ich hörte es im Schlaf, es wurde Teil meiner Träume und letztendlich extrem schmerzhaft, weil es meine Gedanken vollständig ausfüllte. Ich hatte über solche Foltermethoden gelesen, wie die Wassertortur, bei der ein einzelner Tropfen Wasser beständig auf den Kopf eines gefesselten Menschen fällt. Sie sagen, dass sich dieser winzige Tropfen nach einer gewissen Zeit anfühlt wie ein Vorschlaghammer. Ich glaubte es. Nach einigen Tagen mit diesem Geräusch fühlte sich mein Kopf an, als würde er jeden Moment explodieren.
Noch schlimmer war die Ungewissheit. Ich tappte im Dunkeln, wortwörtlich wie auch im übertragenen Sinn. Würden sie mich jemals gehen lassen? Würden Minuten oder Tage oder Jahre vergehen? Ich wusste es nicht. Ich dachte an Hatchs »Ehrenwort«. Du wirst nie wieder einen meiner Befehle missachten. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du mich anbetteln, dir zu erlauben, deine eigene Mutter zu töten. Ich fragte mich, ob er recht hatte. Konnte ein Mensch körperlich und emotional so gebrochen werden, dass ihm alles egal war außer dem Bedürfnis zu überleben? Ich wollte es nicht herausfinden.
Gedanken an meine Mutter vermischten sich mit der Angst und dem Schmerz. Auf dem Bildschirm hatte sie so klein und zerbrechlich ausgesehen. Ich bezweifelte, dass sie den Stromschlag überlebt hätte, wenn Hatch seine Drohung wahr gemacht hätte. Hatte er den Knopf gedrückt oder nicht? Der Gedanke daran erfüllte mich gleichermaßen mit Hass und Schuld. Ich wünschte, er hätte stattdessen einfach mich getötet. Hatte er nicht gesagt, ich würde sowieso sterben?
Ich erkannte, dass meine Panikattacken nach einer Art Plan stattfanden und fragte mich, ob es
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