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Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Titel: Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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stirbt.«
    »Es mag vielleicht keine faire Entscheidung sein, aber es ist definitiv deine Entscheidung.«
    Ich stand nur da.
    »Michael«, erinnerte er sanft, »du hast gesagt, du wärst auf unserer Seite. Du hast ein bindendes Dokument unterschrieben, das deine Verpflichtung bestätigt. Hast du mich angelogen?«
    »Sie haben nicht gesagt, dass ich jemanden töten muss.«
    »Nein, das habe ich nicht. Genau genommen habe ich keine konkrete Aussage gemacht. Und genau das ist der Punkt. Ich habe deine Loyalität verlangt, egal, worum es dabei geht. Und das hier ist, was deiner Loyalität jetzt abverlangt wird.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Oder soll ich auf den Knopf drücken?«
    Ich sah Wade an. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, und sein Hemd war völlig durchnässt. Ich trat an seine Seite und legte eine Hand auf seine Schulter. Er schauderte bei meiner Berührung.
    Hatch nickte. »Gute Entscheidung, Michael. Und jetzt verabreiche ihm eine volle Ladung. Das wäre das Barmherzigste, was du tun könntest.«
    Ich sah ihn an. Tränen standen in Wades Augen. Ich stand noch immer regungslos da.
    Nach einer Minute schaute Hatch auf seine Uhr. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Du hast noch dreißig Sekunden, ehe ich die Entscheidung für dich treffe. Wer wird leben? Eine gute, liebende Mutter oder ein jugendlicher Straftäter, der es niemals zu etwas bringen wird? Was würde deine Mutter sagen?«
    Etwas von Hatchs Worten hallte in mir nach. Ich lenkte meinen Blick auf den Monitor, sah meine Mutter, die allein und verängstigt dort lag und blickte dann zu Hatch, dem Mann, der sie dorthin gebracht hatte.
    »Was würde meine Mutter sagen?«, wiederholte ich. Meine Augen verengten sich. »Meine Mutter würde sagen, dass sie lieber sterben würde als zu sehen, wie ihr Sohn zum Mörder wird.« Ich nahm meine Hand von Wade und stürzte mich auf Hatch. Schmerz raste durch meinen ganzen Körper und meine Knie gaben nach. Ich fiel schreiend zu Boden.
    Hatch atmete tief ein, um sich wieder zu fangen. Er trat nach mir und ging dann zur Tür. »Vielen Dank, Nichelle. Kauf dir was Hübsches.«
    »Danke«, sagte sie.
    An der Tür drehte Hatch sich noch einmal um. »Ich bin sehr enttäuscht von dir, Michael. Du bist ein Lügner und hast den Schwur gebrochen.« Er wandte sich den Wachen zu. »Bringt ihn in Zelle fünfundzwanzig. Tara soll sich in meinem Büro melden.« Er warf mir einen letzten Blick zu. »Im Gegensatz zu dir, Michael, breche ich meine Versprechen nicht. Aber ich werde dich brechen. Und hier ist mein Ehrenwort. Du wirst nie wieder einen meiner Befehle missachten. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du mich anbetteln, dir zu erlauben, deine eigene Mutter zu töten.« Er sprach den Wachmann an. »Nehmt ihn mit.«
    Mein Herz füllte sich mit Angst. Nachdem Hatch weg war, fragte ich: »Was ist Zelle fünfundzwanzig?«
    Nichelle lächelte. »Terror.«

45
    Zelle fünfundzwanzig
    Z elle fünfundzwanzig lag am Ende eines Korridors des VK -Gefängnisses. Es befand sich im ersten Stockwerk unter dem Erdgeschoss und ein Stockwerk über Ebene D, wo Hatch mich für meinen »Test« hingebracht hatte. Sogar von außen unterschied sich die Zelle von den anderen. Die Tür war grau-schwarz mit einem großen hydraulischen Riegel und breiter als die anderen. Ich sah seltsame Luken und Scharniere sowie ein Bedienfeld mit blinkenden Lichtern.
    Die Wachen öffneten die Tür mit einem Schlüssel und stießen mich hinein. Als sich die dicke Metalltür schloss, sperrte sie die Welt hinter mir aus. Der Raum war vollkommen dunkel bis auf mein eigenes schwaches Leuchten. Es gab keine Geräusche, außer dem Hämmern meines Herzes in meinen Ohren. Ich fragte mich, was Nichelle mit »Terror« gemeint hatte. Ich fand es sehr bald heraus.
    Ungefähr eine Stunde, nachdem sie mich in die Zelle geworfen hatten, überkam mich eine Angst, wie ich sie zuvor noch nie erlebt hatte. Etwas Böses kroch in der Zelle herum. Obwohl ich es nicht sehen konnte, war ich mir dessen sicher. Etwas so Furchterregendes, das man es nicht mit Worten ausdrücken konnte. Ich war gelähmt vor Angst und rang in der heißen stickigen Luft nach Atem. Giftige Schlangen? Spinnen? Tausende von Spinnen? »Was ist hier drin?«, schrie ich.
    Im Raum herrschte Leere, und es war kein Geräusch zu hören, nicht einmal das Echo meiner Schreie. Zitternd tastete ich mich an der Zellenwand entlang, aber da war nichts außer glattem warmem Metall. Ich konnte nichts sehen oder

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