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Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Titel: Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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vertreiben.

46
    Ein Mangel an Vertrauen
    P lötzlich hörte ich den Schließmechanismus der Tür. Ich fühlte mich, als hätte ich Wochen in dieser Zelle verbracht. Der Metallriegel schob sich zur Seite und die Tür wurde geöffnet. Zum ersten Mal, seit ich hier eingesperrt worden war, sah ich Tageslicht. Wie immer lag ich auf dem Boden und rutschte instinktiv von der Tür weg und bedeckte mein Gesicht mit den Händen. »Bleibt weg«, murmelte ich.
    Nichelle betrat die Zelle, gefolgt von zwei Wachleuten. »Hier drin stinkt es. Es riecht wie das Giraffenhaus im Zoo.« Sie lachte. »Er stinkt so schlimm wie Zeus.« Einer der Wachmänner lachte.
    Sie kam näher und schaute auf mich herab. »Hatch will dich sehen. Steh auf.«
    Hatch. Schon sein Name genügte, um mir Angst einzujagen. Ich stützte mich auf Knie und Ellenbogen und versuchte aufzustehen, aber es gelang mir nicht.
    »Ich sagte, steh auf!«, schrie sie.
    »Ich kann nicht«, erwiderte ich, die Stirn auf den Boden gepresst.
    Nichelle nickte einem der Wachleute zu, der daraufhin zu mir kam, um mich hochzuheben. Er hielt inne, bevor er mich anfasste, und schaute nervös zu Nichelle.
    Sie ging vor mir in die Hocke. »Wenn du ihm einen Schlag verpasst, wirst du für den Rest deines miserablen Lebens hier drin verrotten. Hast du mich verstanden?«
    »Ich verpass ihm keinen Schlag.«
    »Warum sollte ich dir glauben? Du bist ein Lügner.«
    »Lügner oder nicht, ich kann nicht aufstehen.«
    Sie betrachtete mich einen Moment. »Hilf ihm.«
    Der Wachmann legte seine Hände unter meine Achseln und hob mich mühelos hoch. Sobald ich auf den Füßen war, ließ er mich los, und ich fiel mit einem Schmerzensschrei wieder zu Boden. Nichelle verdrehte die Augen. »Trag ihn.«
    Der Wachmann hob mich wieder auf und legte dieses Mal einen Arm um mich. Er stützte das meiste meines Gewichts, während ich den Gang in Richtung Fahrstuhl wankte. Ich saugte die kühle Luft tief in mich hinein, atmete sie ein wie Wasser. Trotz der Schmerzen fühlte es sich einfach wunderbar an.
    Im Fahrstuhl sah ich, wie Nichelle auf den D-K nopf drückte, und ich stöhnte innerlich. Hatch war wieder im Kerker. Noch ein Test? , fragte ich mich. Wenn er mich wieder bittet, Wade zu töten – würde ich es tun?
    Ich versuchte, an angenehmere Möglichkeiten zu denken. Vielleicht wurde ich wieder in den Kerker verlegt. Vielleicht zu Ian und den beiden anderen Mädchen. Ich wollte sie unbedingt sehen. Ich wollte sie umarmen und ihnen danken. Der Kerker wäre ein Urlaub in der Karibik im Vergleich zu Zelle fünfundzwanzig.
    Meine Hoffnung schwand, als wir an ihrer Zelle vorbeigingen und auf den Raum am Ende des Korridors zusteuerten. Zurück zu Block H in den Raum, in dem ein gefesselter Wade gesessen und ich meinen Test nicht bestanden hatte. Das Licht im Raum brannte und die Tür stand einen Spaltbreit offen. Der Wachmann trug mich hinein.
    Es standen drei Stühle im Raum, und Taylor und Ostin waren an zwei davon gefesselt. Bitte nicht sie , dachte ich nur.
    Ich weiß nicht, wie ich ausgesehen habe. In Zelle fünfundzwanzig war es zu dunkel gewesen, um mein Spiegelbild in der Toilette zu sehen, aber an Taylors Reaktion war abzulesen, dass es ziemlich übel war. Sie keuchte bei meinem Anblick.
    »Michael.«
    »Oh, Alter«, sagte Ostin. »Was haben sie mit dir gemacht?«
    »Halt die Klappe«, fuhr Nichelle ihn an. »Spart euch euer Mitleid für euch selbst.«
    Der Wachmann ließ mich auf einen Plastikstuhl fallen und band meine Hände und Füße mit Plastikfesseln zusammen. Ein großer Plastikgürtel wurde um meine Taille gelegt und hinten verschlossen. Das war maßlos übertrieben. Ich hatte ja nicht einmal genug Kraft, auf meinen eigenen Füßen zu stehen. Nur meine Tics meldeten sich kräftig zu Wort.
    »Was ist hier los?«, fragte ich.
    »Halt’s Maul«, blaffte Nichelle. »Es wird nicht geredet.«
    »Du bist ein Krötengesicht«, sagte Ostin wütend.
    Nichelle wollte ihre Kräfte an ihm anwenden, doch dann fiel ihr ein, dass sie bei ihm wirkungslos waren. Kurzerhand ging sie zu ihm und schlug ihn auf den Hinterkopf. »Du bist fett.«
    »Ja, aber du bist hässlich, und ich kann abnehmen.«
    Sie grinste spöttisch und schlug ihn noch einmal.
    »Autsch«, beschwerte Ostin sich.
    »Halt die Klappe, Butterbällchen.«
    Fünf Minuten später betrat Hatch den Raum. »Ich gehe davon aus, dass du mit deiner Unterkunft zufrieden bist«, sagte er düster.
    Mein Kopf fühlte sich tonnenschwer an. Ich saß nur da

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