Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)
wandte sich Hatch an Taylor. »Ich wollte schon länger mit dir reden. Ich möchte mich entschuldigen.«
»Wofür?«
»Es tut mir wirklich leid, wie das alles angefangen hat. Ich kann verstehen, wenn du schlecht von uns denkst. Ich hoffe, du begreifst mittlerweile, dass unser Ziel einzig und allein in deinem Interesse und im Interesse der Welt lag.«
»Ich verstehe es. Tara hat es mir erklärt«, antwortete Taylor, obwohl sie sich nicht sicher war, wie viel davon sie glauben sollte.
»Sehr gut. Die Wahrheit ist: Wenn du die Welt verändern willst, hast du nicht immer den Luxus, lange darüber nachzudenken oder dich an Konventionen zu halten. Du kannst kein Omelette zubereiten, ohne ein paar Eier zu zerschlagen, stimmt’s?«
»Ich denke nicht.«
»Ganz genau. Und jetzt erzähl mir von deinem Freund Michael.«
Michaels Namen zu hören, erfüllte Taylor mit Angst. »Was wollen Sie wissen?«
»Wie ist er so?«
»Er ist nett.«
»In seinen Schulberichten steht, dass er öfter nachsitzen muss. Ist er ein Unruhestifter? Aufsässig?«
Sie wollte nicht über Michael reden, aber sie wusste nicht, wie sie es umgehen konnte. »Nein. Er ist ein guter Kerl. Ich denke, er wird einfach nur vom Pech verfolgt.«
»Vom Pech verfolgt«, wiederholte Hatch. »Nun ja, das wird sich bald ändern.«
Taylor wusste nicht, was sie sagen sollte. In diesem Moment holte Hatch sein Handy aus der Manteltasche. »Hallo?«
Taylor ließ ihren Blick wieder über die Arena schweifen. Sie war froh über die Unterbrechung. Ein paar Minuten später kam Tara mit dem Essen zurück. »Bitte schön.« Sie übergab Taylor die beiden Hot Dogs und das Bier. »Gib das Dr. Hatch.«
Taylor gab ihm einen Hot Dog und das Bier. Nachdem sie ihren Hot Dog ausgepackt hatte, widmete sich wieder dem Wettbewerb. Nach ein paar weiteren Fahrern wandte Taylor sich an Tara. »Das ist so cool!«, brüllte sie über den Lärm.
Tara lächelte. »Das absolute Coolste überhaupt. Ich hab’s dir doch gesagt.«
Taylor applaudierte gerade einem unglaublichen Sprung, als Dr. Hatch sich zu ihr beugte. »Siehst du den nächsten Fahrer? Den in der gelben Jacke?«
Sie nickte. »Er ist echt cool.«
»Momentan teilt er sich den ersten Platz mit einem anderen Fahrer, und das ist seine letzte Chance, noch zu punkten. Ich möchte nicht, dass er gewinnt.«
Taylor sah ihn an und fragte sich, warum er ihr das erzählte.
»Ich möchte nicht, dass er gewinnt«, wiederholte er.
»Dann hoffe ich, dass er nicht sein Bestes gibt.«
»Hoffnung ist kein Plan«, sagte Hatch, »sondern blinder Glaube an Glück. Es ist Zufall. Gewinner überlassen nichts dem Zufall. Also, wenn er mitten in seinem Sprung ist, möchte ich, dass du ihn neu startest.«
Taylor starrte ihn an. »Aber dann wird er stürzen.«
»Das ist sehr wahrscheinlich.«
»Ich könnte ihn umbringen.«
»Auch das ist eine Wahrscheinlichkeit, aber das ist das Risiko, das man bei diesen Sportarten eingeht. Was denkst du, warum all diese Leute hier sind?«
Auf Taylors Stirn bildeten sich Sorgenfalten.
Hatch lehnte sich zurück, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich leicht. »Ich bitte dich nicht um viel. Ich möchte mich nur vergewissern, dass du das Zeug dazu hast, zu uns zu gehören.«
Taylor schluckte. Unter ihr fuhr der Fahrer gerade auf die Plattform oben auf der Rampe. Er zog seinen Helm aus und winkte der aufgeregten Menge, während Kameras um ihn herum blitzten. Er warf einer Frau mit einem Baby auf dem Arm einen Handkuss zu – wahrscheinlich seine Frau – , dann setzte er den Helm wieder auf und brachte seine Maschine auf Touren. Dr. Hatch lehnte sich zurück und nippte an seinem Bier.
Tara blickte sie an und beugte sich zu ihr. »Du musst es tun, Taylor. Er meint es ernst.«
»Er will, dass ich jemanden umbringe.«
»Er will, dass du deine Loyalität unter Beweis stellst. Huhn oder Adler, Schwesterlein?«
»Ich kann nicht.«
Tara sah sie nervös an. »Du musst.«
»Nein, muss ich nicht«, widersprach Taylor.
»Du verstehst nicht. Du musst tun, was Dr. Hatch dir sagt.«
»Und was, wenn nicht?«
Ihre Augen weiteten sich vor Angst. »Das willst du nicht wissen.«
Das Motorrad fuhr los. Es kam flach herein, schoss über das Ende der Rampe und flog ungefähr zwanzig Meter hoch. Ein Blitzlichtgewitter brach los, als das Motorrad durch die Luft segelte. Der Fahrer setzte gerade zu seinem zweiten Salto an, da kippte seine Maschine plötzlich auf die Seite. Die Menge schrie, als das Motorrad seitlich
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