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Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Titel: Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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durchdringenden Blick an. Ich zuckte wie verrückt, blinzelte und schluckte gleichzeitig.
    Hatch lehnte sich wieder an seinen Schreibtisch. »Ich kannte deinen Vater. Ich kannte ihn sehr gut. Vielleicht besser, als du ihn gekannt hast.«
    Mein Brustkorb verengte sich.
    »Weißt du überhaupt, wo dein Vater gearbeitet hat?«, fragte Hatch.
    »In einem Krankenhaus«, stieß ich wütend hervor.
    Hatch schaute mich einen Moment lang an, dann hob sich sein Mundwinkel zu einem bösen Lächeln. »Gut. Deine Mutter hat nicht alles vor dir geheim gehalten. Er hat tatsächlich in einem Krankenhaus gearbeitet. Dein Vater war Leiter der Radiologie im Pasadena General Hospital.« Hatch beugte sich leicht nach vorne. »Er hat uns geholfen, die MEI zu testen.«
    Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. »Nein!«, schrie ich. »Das hätte er niemals getan! Er war ein guter Mensch!«
    Hatch nickte. »Du hast recht, er war ein guter Mensch. Er war ein Visionär. Und wie ich hatte er nie die Absicht, jemandem wehzutun. Er wollte die Wissenschaft voranbringen und Leben retten. Er wollte die Welt verbessern.« Hatchs Stimme wurde leiser. »Leider hat er diese Chance nie bekommen.« Er atmete langsam aus. »Ich weiß, was mit deinem Vater passiert ist, Michael.« Er drehte sich um und nahm eine Akte von seinem Schreibtisch, aus der er ein einzelnes Blatt herauszog. »Ich habe das hier schon sehr lange aufgehoben, nicht wahr, Nichelle?«
    Ich hatte ganz vergessen, dass sie auch im Raum war. »Ja, Sir«, sagte sie. »Seit Jahren.«
    Hatch hielt ein goldgerahmtes Papier hoch. »Michael, hast du schon mal eine Sterbeurkunde gesehen?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das hatte ich mir gedacht.« Er drehte das Papier um. »Ich lese dir jetzt die wichtigen Teile vor. Staat Kalifornien, County Los Angeles  … Carl T. Vey starb um siebzehn Uhr sechsundfünfzig in Los Angeles County am fünften Oktober zweitausendvier  … Todesursache: Herzstillstand durch einen elektrischen Schlag.« Er legte das Papier beiseite. »Es wird Zeit, dass du dich mit der Wahrheit über den Tod deines Vaters auseinandersetzt.« Seine Augen verdunkelten sich. »Du hast das Herz deines Vaters angehalten.«
    In diesem Augenblick überkam mich die Erinnerung. Ich saß auf dem Schoß meines Vaters. Er griff sich mit weit aufgerissenen Augen und voller Panik an die Brust. Dann erhellten rote und blaue Blinklichter die Gardinen in unserer Küche, und Sirenen heulten mit dem Weinen meiner Mutter im Chor. Es stimmte. Das hatte meine Mutter vor mir geheim gehalten. Ich hatte meinen eigenen Vater getötet. Verzweiflung breitete sich in meinem Herzen und meinem Verstand aus.
    »Ich war grade mal acht Jahre alt!«, rief ich. »Ich hatte doch keine Ahnung, wie ich meine Elektrizität kontrollieren sollte.«
    Hatch starrte mich nur an. »Ist das nicht interessant? Wir wollten Leben retten und erfanden eine Maschine, die das tun sollte. Genau wie du wussten wir es nicht besser. Trotzdem verurteilst du uns  … « Seine Stimme wurde lauter, und er deutete auf mich. »Wie kannst du es wagen, mich oder deinen Vater einen Mörder zu nennen! Du bist nicht besser als wir.« Er ging hinter seinen Schreibtisch und setzte sich. Er wirkte jetzt ruhiger, und seine Stimme nahm wieder einen sanfteren Klang an. »Aber du kannst es wiedergutmachen, Michael. So wie wir versuchen, unseren Fehler wiedergutzumachen. Wir versuchen, das Richtige zu tun.«
    »Deshalb foltern Sie Taylor?«
    Ein lautes Kreischen raste durch meinen Kopf. Ich griff ruckartig nach meinen Schläfen und kippte nach vorne. »Aaah.«
    Hatch drehte sich zu Nichelle um. »Hör auf damit!«
    Der Schmerz war vorüber.
    »Sie soll verschwinden«, forderte ich.
    »Das geht nicht«, antwortete Hatch. »Ich vertraue dir noch nicht vollständig.«
    »Sie vertrauen mir nicht?«
    »Du stehst immer noch unter dem Einfluss der Gehirnwäsche, die man dir da draußen verpasst hat. Bis du die Dinge klar sehen kannst, kann ich nur darauf hoffen, dass du dich wie ein menschliches Wesen verhalten wirst.«
    »Ich will nur meine Mutter.«
    »Natürlich willst du das. Und das ist genau der Grund, warum wir sie mitgenommen haben. Ob du sie jemals wiedersehen wirst, liegt einzig und allein bei dir. Wenn du meine Instruktionen befolgst, lassen wir deine Mutter frei. Wir werden sie hierherfliegen lassen, um dich zu treffen. Eine freudige Wiedervereinigung und so weiter. Wenn nicht  … « Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. »Wenn nicht, kann ich

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