Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

sein Talent wert ist? Terroristen würden Millionen dafür zahlen. Regierungen würden dreistellige Millionenbeträge, wenn nicht sogar Milliarden dafür zahlen. Vor allem, wenn das Flugzeug eine nukleare Waffe an Bord hätte – oder den Präsidenten der Vereinigten Staaten. Und das ist nur ein Talent von vielen in deiner Abschlussklasse. Wir brauchen mehr von euch. Viel mehr von euch.«
    »Und was macht Sie so sicher, dass Ihnen jemand folgen wird?«
    »Das werden sie und tun es bereits. Zumindest die meisten von ihnen. Es ist unglaublich, wie man einen jungen Verstand zurechtbiegen kann, bevor er vom Rest der Welt vergiftet wird. Es seid ihr, die älteren Kinder, die bei der Gehirnwäsche ein Problem darstellen. Wie die arme, fehlgeleitete Miss Ridley. Ich habe ihr die ganze Welt geboten, aber sie hat undankbar abgelehnt.«
    »Taylor ist ein guter Mensch«, sagte ich, und mein rechtes Auge zuckte.
    »Das kommt immer darauf an, wie du › gut ‹ definierst. Wenn du mit › gut ‹ kurzsichtig, undankbar und engstirnig meinst, hast du recht.«
    Er stand auf, und sein Gesichtsausdruck entspannte sich. »Das ist genug für heute. Ich werde dich in einer unserer Gästesuiten übernachten lassen. Dort ist es wesentlich komfortabler. Bedauerlicherweise werde ich dir zum jetzigen Zeitpunkt noch immer einen Wachmann zuteilen müssen. Versteh mich nicht falsch, Michael. Ich vertraue dir. Das tue ich wirklich. Aber ich vertraue der Welt, aus der du kommst, nicht. Zu viel davon befindet sich noch immer in deinem Kopf. Aber daran werden wir arbeiten.
    Solltest du in der Zwischenzeit irgendwelche aufrührerischen Pläne schmieden wollen, bedenke, dass deine Mutter für deine Fehler schwer bestraft wird. Wenn du jemandem einen Stromschlag verpasst, erhält sie zwei. Verletzt du jemanden, nun ja, ich denke du weißt, was ich meine. Es ist so herrlich ironisch. Seit Jahrhunderten werden die Sünden der Eltern auf die Schultern der Kinder gelegt. Jetzt trifft das Gegenteil zu.«
    Er ging zur Tür. »Es ist Zeit für dich zu gehen.«
    Ich stand auf und ging ebenfalls zur Tür. Nichelle folgte in einem Abstand von ein paar Metern.
    »Ich gebe dir achtundvierzig Stunden, um deine Lage zu überdenken. Und ich rate dir, ernsthaft darüber nachzudenken. Leben stehen hier auf dem Spiel. Du hast bereits deinen Vater getötet. Willst du deine Mutter auch noch umbringen?«
    Seine Worte schnitten mir ins Herz wie Rasierklingen.
    »Und dann sind da noch deine Freunde. Wenn du mein Angebot ausschlägst, sind Jack und Wade die Ersten, die dran glauben. Dann Ostin und letztendlich Taylor. Es liegt an dir. Sie zählen alle darauf, dass du das Richtige tust. Wenn nicht, wird einer nach dem anderen verschwinden. Denk jetzt genau darüber nach. Bist du gewillt, ein paar zu verlieren, ehe du deine Meinung änderst? Oder wirst du gleich das Richtige tun?
    Wenn du älter wirst, Michael, wirst du eine wichtige Lektion lernen – dass die meisten Menschen ihr ganzes Leben auf eine zweite Chance hoffen, um etwas zu tun, das sie schon beim ersten Mal hätten tun sollen. Sei nicht wie die, Michael.« Er lächelte mich an und legte eine Hand auf meine Schulter. Mir wurde schlecht. »Ich glaube an dich. Ich weiß, dass du glaubst, das Richtige zu tun, indem du dich widersetzt, aber das liegt daran, dass deine Betrachtungsweise verzerrt ist. Du musst nur die Straße überqueren und alles von unserer Seite betrachten. Und als Belohnung biete ich dir all das, von dem du immer geträumt hast. Du wirst der Anführer der elektrischen Kinder sein. Du wirst ein Leben leben, um das dich jeder Rockstar beneiden wird. Und Taylor gehört dir.« Er lächelte. »Ja, ich weiß, was du für Taylor empfindest. Und sie wird ganz dir gehören. Deinem kleinen Freund Ostin wird es gestattet sein, nach Hause zu Mommy und Daddy zu gehen. Deine Mutter kommt frei. Und eines Tages werden dich Millionen bewundern. Überall auf der Welt werden Kinder danach streben, so wie du zu sein.
    Bedenke, dass Geschichte geschrieben wird von denen, die bereit sind, die Landkarte des letzten Eroberers zu zerreißen. Schreib Geschichte, Michael. Du hast zwei Tage Zeit, dich zu entscheiden, ob du dich uns anschließen wirst oder nicht. Ich wage zu behaupten, dass diese zwei Tage die wichtigsten in deinem Leben sein werden. Dein Herz wird nicht gleich dabei sein; das weiß ich und das erwarte ich auch nicht. Zu viel Gehirnwäsche. Ich möchte nur sehen, dass du bereit dazu bist, dich zu verpflichten.