Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)
Dose Pfefferspray, zwei verschiedene Revolver, Handschellen aus Harz, eine Rauchgranate, eine Blendgranate und einen langen hölzernen Schlagstock.
Ich saß auf dem Boden und durchforstete gerade ein Bücherregal, als meine Tür entriegelt wurde. Ich schaute auf und sah, wie sie sich öffnete.
»Es tut mir leid, Sie zu stören, Mr Vey«, sagte ein Wachmann, »aber Dr. Hatch ist jetzt bereit, Sie zu empfangen.«
Ich fand, dass er sich für einen Gefängniswärter sehr höflich anhörte. Aber normalerweise stattete man Zellen auch nicht mit einem Plasmafernseher mit Surround-System und Bildern von Monet an den Wänden aus. Mein Zimmer ähnelte mehr einer Luxussuite als einer Gefängniszelle, aber wenn es innen an der Tür keinen Griff gibt, ist man trotzdem ein Gefangener.
»Alles klar.« Ich stand gerade auf, als der Wachmann die Tür vollständig öffnete. Ein zweiter Wachmann stand ungefähr einen Meter hinter ihm im Korridor und schwieg. Mir fiel auf, dass sie beide ihre Hände auf das Pfefferspray gelegt hatten. Ich vermutete, dass man ihnen gesagt hatte, sie sollten höflich sein.
»Hier entlang, Sir«, sagte der Wachmann. Wir fuhren ein Stockwerk hinunter in den zweiten Stock.
Sie führten mich einen Korridor mit Marmorfußboden entlang bis zu einer Empfangshalle, wo eine Sekretärin hinter einem großen Schreibtisch aus Holz saß, auf dem einige Monitore standen. Direkt hinter ihr befand sich eine Glaswand, die eine andere Tür teilweise verdeckte. Vor dem Schreibtisch saß ein weiterer Wachmann hinter einem hohen, runden Podest mit einem Schutzschild aus Plexiglas.
Die Empfangsdame, eine dünne Frau ungefähr im Alter meiner Mutter und mit einer schmalen Lesebrille auf der Nase, blickte auf, als wir eintraten.
»Wir bringen Michael Vey«, sagte der erste Wachmann, obwohl es eindeutig war, dass sie uns erwartet hatte.
»Ich werde Dr. Hatch informieren«, sagte sie. Sie drückte einen Knopf und sprach in ihr Telefon. Sie nickte und betätigte einen Schalter unter ihrem Schreibtisch. Ein lautes Summen ertönte, und die Tür glitt auf. »Dr. Hatch wünscht, dass Sie hineingehen.«
Die zweite Wache bedeutete mir vorzugehen, und ich trat durch die offene Tür in den Raum, während die Wachleute im Türrahmen stehen blieben. Ich blinzelte wie verrückt.
Hatchs Büro sah aus wie die Büros in den Gerichtsshows im Fernsehen, mit bronzenen Statuen, Büsten und Schränken voller Bücher, von denen ich mich fragte, ob sie jemals jemand gelesen hatte. Fernsehmonitore nahmen eine ganze Wand ein. Hatch saß hinter seinem Schreibtisch. Er trug keine Sonnenbrille. Nichelle saß auf einem Stuhl auf der anderen Seite des Raums. Ich ignorierte sie. Ich konnte sie nicht leiden.
Hatch zeigte auf einen Lederstuhl vor seinem Schreibtisch. »Hallo, Michael. Nimm Platz, bitte.«
Ich setzte mich und schaute mich in seinem Büro um. An der Wand hinter Hatch hing ein Bild von ihm, wie er dem Präsidenten der Vereinigten Staaten die Hand schüttelte. Er bemerkte meinen Blick.
»Es ist nicht schwer, an den Präsident heranzukommen. Du musst nur genügend Geld haben.«
»Wo ist meine Mutter?«, fragte ich.
Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Du kommst gleich auf den Punkt, das gefällt mir. Immerhin ist das der Grund, warum du diese aussichtslose Reise unternommen hast, oder nicht?«
»Wo halten Sie meine Mutter fest?«
»Dazu kommen wir noch. Aber vorab gibt es etwas, dass du unbedingt verstehen musst. Wichtiger, als wo sie sich befindet, ist, wo du dich befindest. Und wer du bist.« Seine Stimme wurde leiser. »Weißt du das überhaupt?«
»Natürlich weiß ich, wer ich bin.«
»Du glaubst zu wissen, wer du bist. Aber du hast nicht die geringste Ahnung.« Sein Blick wurde sanft. »Wer bist du? Du bist ein Opfer, Michael. Ein Opfer deines Umfelds. Man hat dir eine Gehirnwäsche verpasst und deine Gedanken verseucht in der menschlichen Petrischale, in der dein Verstand kultiviert wurde.
Zum Beispiel hat man dir beigebracht, dass alle Menschen gleich sind, doch jeder, der nicht dumm oder ungebildet ist, weiß, dass das nicht stimmt. Manche sind reich, manche sind arm. Einige sind intelligent und andere Idioten. Nein, niemand wird gleich geboren. Vor allem nicht du.
Du bist noch nicht einmal wie die anderen elektrischen Kinder. Du gehst ganz anders mit Elektrizität um. Und es scheint, du wirst mächtiger. Ich habe deine jetzigen elektrischen Wellen mit denen verglichen, als ich dich das erste Mal in Idaho gesehen
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