Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)
Mehr verlange ich nicht. Und für diese einfache Verpflichtung biete ich dir die gesamte Welt.« Er drehte sich weg und nickte dem Wachmann zu. »Gute Nacht, Michael.«
»Gehen wir«, befahl mir der Wachmann.
Nichelle und die Wachmänner brachten mich in eine Suite im dritten Stock. Ich setzte mich auf das Bett, und die Tür wurde hinter mir abgeschlossen. In meinem Kopf drehte sich alles wie ein Kreisel. Man hatte gerade meine ganze Welt auf den Kopf gestellt.
Für die nächsten zwei Tage ließen sie mich in Ruhe. Unter anderen Umständen hätte ich gedacht, ich sei gestorben und in den Himmel gekommen. Die Suite besaß einen Kühlschrank und einen Schubladenschrank, die beide vollgestopft waren mit den unterschiedlichsten Getränken und Süßigkeiten. Ich probierte japanische Naschereien, Schokobällchen und Hi-Chews, und das war mit Abstand das Leckerste, das ich jemals gegessen hatte. Man brachte mir viermal am Tag etwas zu essen auf Tellern, die aussahen wie das beste Porzellan meiner Mutter. Am ersten Tag kam auch eine asiatische Frau in mein Zimmer und bot mir eine Massage an, die ich allerdings ablehnte.
Es gab Regale voller Videospiele. Die neuesten auf dem Markt, einige, die es noch nicht mal zu kaufen gab und einige, von denen ich nur geträumt hatte. Ich dachte darüber nach, wie begeistert Ostin wäre, wenn er sie sehen könnte. Ich wünschte mir, er wäre hier, um sie mit mir zu spielen.
Trotz der ganzen Ablenkung konnte ich nur über meine bevorstehende Entscheidung nachdenken. Was meinte Hatch mit »Beweis meiner Loyalität«? Was würde er verlangen? Etwas sagte mir, dass seine »einfache Verpflichtung« alles, nur nicht einfach sein würde.
In der zweiten Nacht, als ich im Bett lag, traf ich meine Entscheidung. Wenn sie meine Mutter und Freunde gehen ließen, würde ich bleiben. Ich hatte keine andere Wahl.
41
Ostins Plan
O stin fühlte sich elend. Sein Magen knurrte, und er hatte Heimweh. Taylor kam zu ihm und setzte sich neben ihn. »Bist du okay?«, fragte sie sanft.
»Nein.«
»Hast du Angst?«
»Oh ja.«
»Ich auch.« Sie legte den Arm um ihn. »Ich wollte dir sagen, wie leid es mir tut, dass ich mich dir gegenüber damals in Idaho nicht sehr nett verhalten habe.«
»Ich fand dich immer nett. Außer auf der Party, als du mir ständig gedroht hast, mich neu zu starten.«
Taylor senkte den Kopf. »Maddies Party. Das kommt mir vor, als wäre es tausend Jahren her. Es ist doch komisch, dass alles, was damals so wichtig war, heute keine Bedeutung mehr hat. Vielleicht hat Hatch recht: Wir wurden einer Gehirnwäsche unterzogen.«
»Hatch hat unrecht«, widersprach Ostin. »Hatch ist ein Teufel. Es ist, wie meine Mutter immer sagt: ›Der Teufel erzählt dir tausend Wahrheiten, nur um dir eine einzige Lüge zu verkaufen‹.«
Taylor nickte langsam. »Soll ich dir was sagen?«
Ostin schaute sie an. »Was?«
»Ich war neidisch auf dich.«
»Du warst neidisch auf mich?«, fragte er ungläubig.
Taylor kratzte sich verlegen am Kopf. »Du bist klug. Ich wollte immer so klug sein wie du.«
»Aber du hast doch gute Noten.«
»Man muss nicht wirklich klug sein, um gute Noten zu bekommen, nur gut darin, das zu tun, was von einem verlangt wird.«
Ostin schüttelte langsam den Kopf. »Wie konntest du nur auf mich neidisch sein? Du hast alles. Du bist so ungefähr das beliebteste Mädchen im ganzen Universum. Alle lieben dich.«
»Nicht alle. Beliebt zu sein ist nicht immer leicht. Man macht sich Feinde. Und dann gibt es immer diejenigen, die so tun, als wären sie deine Freunde. Freinde sozusagen.«
»So habe ich das noch nie gesehen.«
»Vielleicht weiß ich ja doch etwas, das du nicht weißt.« Sie seufzte. »Das alles kommt mir mittlerweile so bescheuert vor. Was zieh ich zu Emilys Party an? Was ist, wenn Megan das Gleiche anhat? Wen sucht sich Wayne als Begleitung zum Abschlussball aus? Es ist alles so bedeutungslos.«
Ostin senkte den Kopf. »Ich wünschte, das wären noch immer unsere einzigen Probleme.«
»Ich auch«, antwortete Taylor. »Was, meinst du, werden sie mit Michael machen?«
»Sie werden versuchen, ihn zu brechen.«
»Es ist meine Schuld, dass er hier ist.«
»Nein, ist es nicht. Ich meine, er wäre deinetwegen gekommen, aber er wäre so oder so gekommen. Sie haben seine Mutter. Er hat eine tolle Mutter.« Ostin berührte ihren Arm. »Es ist nicht deine Schuld.«
Sie lächelte traurig. »Danke.«
»Selbst wenn es so wäre, wir sind doch ein Klub, oder nicht?
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