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Die Lilie im Tal (German Edition)

Die Lilie im Tal (German Edition)

Titel: Die Lilie im Tal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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guten Partie verhelfen. Diese Bestimmungen und das Glück legten sich wie ein mildernder Balsam auf die Wunden des Emigranten. Die Duchesse de Lenoncourt in Clochegourde war ein Ereignis für das ganze Land. Ich dachte schmerzlich daran, daß diese Frau eine große Dame sei, und sogleich entdeckte ich auch in ihrer Tochter den Kastengeist, den ihre vornehme Art meinen Blicken zu verbergen wußte. Was war ich Armer, der ich keine andere Zukunft hatte als meinen Mut und meine Fähigkeiten? Ich dachte weder für mich noch für andere an die möglichen Folgen der Restauration. Sonntags in der Kirche, als ich mit Monsieur und Madame de Chessel und dem Abbé von Quélus im Chorstuhl saß, warf ich gierige Blicke hinüber zu einer andern Loge, wo die Duchesse und ihre Tochter, der Comte und die Kinder saßen. Der Strohhut, der mir meine Göttin verbarg, regte sich nicht, und es war mir, als fesselte mich dies Mein-Vergessen stärker als alles Vergangene. Die große Henriette de Lenoncourt, die jetzt meine liebe Henriette war und deren Leben ich verschönern wollte, betete inbrünstig. Die Andacht goß über sie den Hauch gebetverlorener Verzückung, den Zauber einer Heiligenstatue, der mich glorreich durchdrang. Der Sitte der Dorfpfarreien gemäß sollte der Nachmittagsgottesdienst gleich der Messe folgen. Nach der Kirche schlug Madame de Chessel natürlich ihren Nachbarn vor, die beiden Zwischenstunden in Frapesle zu verbringen, statt zweimal in der Hitze über die Indre zu setzen und durch die Wiese zu gehen. Die Einladung wurde angenommen. Monsieur de Chessel bot der Duchesse den Arm, Madame de Chessel nahm den des Comte, ich führte die Comtesse und fühlte zum erstenmal ihren schönen weichen Arm an meiner Seite. Stolze Gefühle und Gedanken ließen mein Herz höher schlagen, während wir von der Kirche nach Frapesle zurückkehrten. Der Weg führte durch die Wälder von Saché. Das Licht sickerte durch das Laubwerk und malte auf dem Sand der Alleen hübsche Lichtkringel, die wie bunte Seide schillerten. »Was fehlt Ihnen?« fragte sie mich, nachdem wir einige Schritte gegangen waren, ohne daß ich das Schweigen zu brechen wagte. »Ihr Herz schlägt so schnell ...« – »Ich habe von Ihrem Glück erfahren«, sagte ich ihr; »und wie alle, die wirklich lieben, leide ich an einer unbestimmten Furcht. Wird Ihre Größe nicht Ihre Freundschaft beeinträchtigen?« – »Das glauben Sie von mir? Pfui!« rief sie; »noch ein solcher Gedanke, und ich würde Sie nicht verachten, aber Sie wären für mich vergessen!« Ich sah sie an. Ein Glückstaumel überkam mich, der nun auch sie zu ergreifen schien.
    »Wir genießen die Vorteile von Gesetzen, die wir weder herbeigeführt noch verlangt haben, aber wir werden uns nicht wie Bettler oder Gierige daraufstürzen. Und übrigens wissen Sie wohl«, fuhr sie fort, »daß weder Monsieur de Mortsauf noch ich von Clochegourde loskönnen. Auf meinen Rat hat er das Kommando im ›Roten Haus‹, das ihm zukam, abgelehnt. Wir sind zufrieden, daß mein Vater seine Charge hat. Unsere erzwungene Bescheidenheit«, sagte sie, ohne Bitterkeit lächelnd, »ist unserm Sohne schon zugute gekommen. Der König, in dessen Diensten mein Vater steht, hat huldvoll versichert, daß er auf Jacques die Gunst übertragen werde, von der wir keinen Gebrauch machen wollen. Die Erziehung Jacques', an die wir jetzt denken müssen, ist der Gegenstand ernster Erwägung; er wird zwei Familien zu vertreten haben: die Lenoncourts und die Mortsaufs. Ich muß meinen ganzen Ehrgeiz in ihn setzen, und darum sind meine Besorgnisse größer denn je. Nicht nur, daß Jacques dem Leben erhalten bleiben muß, er soll auch seines Namens würdig werden; aber diese beiden Forderungen widersprechen einander. Bisher habe ich seiner Erziehung genügen können, indem ich seine Arbeiten nach seinen Kräften bemaß. Aber wo soll ich nun einen Hauslehrer finden, der mir geeignet erscheint? Und später: welcher Freund wird ihn mir in dem schrecklichen Paris überwachen, wo alles Fallstrick für die Seele und Gefahr für den Leib ist? Mein Freund«, sagte sie mit Rührung in der Stimme, »wer Ihre Stirn und Ihre Augen sieht, errät der nicht in Ihnen den Adler, der auf Höhen horsten wird? Breiten Sie Ihre Schwingen aus! Seien Sie eines Tages unserm lieben Kinde Freund und Führer! Gehen Sie nach Paris; wenn Ihr Bruder und Ihr Vater Sie nicht unterstützen, wird meine Familie, vor allem meine Mutter mit ihrem außerordentlichen

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